13. August 2004

Kreisgruppe Böblingen trauert um Günther Nussbächer

In Böblingen verstarb am 10. Juni im ansehnlichen Alter von knapp 90 Jahren Günther Nussbächer, Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender der Kreisgruppe Böblingen.
Er war einer der Männer der ersten Stunde, der zielbewusst und beharrlich sein übernommenes Ehrenamt ausübte und durch korrektes und umsichtiges Wirken seine Mitstreiter im Vorstand immer wieder beeindruckte und sie beispielgebend in ihrer uneigennützigen Tätigkeit für unsere siebenbürgische Gemeinschaft bestärkte. Er war 20 Jahre lang Vorsitzender der Böblinger Kreisgruppe, eine Zeitspanne, in der er den größten Teil seiner Freizeit, seine Kraft und sein kreatives Denken in den Dienst unserer Gemeinschaft stellte. Bewundernswert an ihm waren seine Gewissenhaftigkeit, Pünktlichkeit und Bescheidenheit.



Günther Nussbächer, ehemaliger Vorsitzender der Kreisgruppe Böblingen.
Günther Nussbächer, ehemaliger Vorsitzender der Kreisgruppe Böblingen.
Günther Nussbächer wurde am 7. November 1914 in Hermannstadt geboren und übernahm nach Beendigung seiner Schul- und Kaufmannsausbildung gemeinsam mit seinen Brüdern Friedrich und Gustav die elterliche Firma „Friedrich Nussbächer“ - Brotfabrik und Handelsunternehmen. Im Jahr 1943 heiratete er Roswitha Mild. Sie wurden glückliche Eltern von fünf Kindern.

Nach Militär und Kriegsdienst erfuhr auch er im Januar 1945 das furchtbare Schicksal der Verschleppung zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion und kehrte von dort 1947, schwer krank, aber trotzdem glücklich, wieder zu seiner Familie nach Hermannstadt zurück. 1948 wurde das Familienunternehmen verstaatlicht. Die Ausreise in die Bundesrepublik erfolgte 1961 und die damals sechsköpfige Familie landete kurz vor Weihnachten in Böblingen im damaligen Übergangs-Barackenlager in der Ensinger Straße. Beschwerlich wurde es für die kinderreiche Familie in der verkommenen alten und kalten Baracke. Entsprechend groß war die Freude beim nachherigen Umzug in das neu erbaute Übergangswohnheim. Arbeit fand Herr Nussbächer zuerst bei der Firma Daimler-Benz, ehe er bis zu seiner Verrentung als Buchhalter beim Finanzamt Böblingen tätig war.

Sein landsmannschaftlicher Einsatz begann im August 1963, als Emil Taute und Dr. Udo Pildner in Böblingen erstmalig eine siebenbürgische Nachbarschaft gründeten. 1965 übernahm Herr Nussbächer den Vorsitz derselben. Bei der Übernahme seines Amtes bestand die heutige Kreisgruppe aus fünf Familien und wuchs bis zu seiner Amtsübergabe 1985 auf 550 Mitglieder. Er wurde zum Herz und Motor dieser Gruppe, die infolge des vermehrten Zuzugs von Aussiedlern aus Siebenbürgen stetig wuchs. Mit der Organisierung einer gemeinsamen Adventsfeier und sonstiger geselliger Zusammenkünfte bildete sich unter der bunt gemischten Schar siebenbürgischer Landsleute ein herzliches Gemeinschaftsgefühl. Mit seiner bescheidenen, unaufdringlich-höflichen Art verstand es Herr Nussbächer, die Leute beieinander zu halten.

1970 wurde erstmalig ein Vorstand gewählt, der aus sechs Mitgliedern bestand, mit Herrn Nussbächer als 1. Vorsitzender. Unter seiner Federführung wurde ein Frauenreferat ins Leben gerufen, das für die Betreuung der neu angekommenen Landsleute im Böblinger Übergangswohnheim, für Seniorennachmittage und Mitgliederwerbung zuständig war. 1975 wurde der Siebenbürgerchor Böblingen gegründet, der mit seinen Auftritten bei landsmannschaftlichen Festveranstaltungen, in verschiedenen evangelischen Kirchen und im Altenheim Gundelsheim seinen kulturellen Beitrag leistete. Es wurden Busfahrten im Inland und ins Ausland organisiert, überdies sehr gut besuchte Tanzveranstaltungen, der Faschings-, Frühlings- und Herbstball sowie ein sommerliches Waldfest und die besinnliche Adventsfeier. Mit Geld und Lebensmittelspenden versuchte man einen bescheidenen humanitären Beitrag zur Linderung der Not in der alten Heimat zu leisten. Somit wurde in der langjährigen Amtszeit von Herrn Nussbächer ein reichhaltiges und fruchtbares Gemeinschaftsleben entwickelt, das auch nach seiner Amtsübergabe bis in die heutigen Tage ein solides Fundament unserer Kreisgruppe bildet.

Geistig frisch und rege nahm er im Rahmen seiner körperlichen und gesundheitlichen Möglichkeiten bis ins hohe Alter Anteil am Gemeinschaftsleben unserer Kreisgruppe. Der unerwartete Tod seiner lieben Frau im Sommer 1999 war sein schwerster Schicksalsschlag, den er zeit seines Lebens nicht mehr überwinden konnte. Seine Kräfte ließen sehr schnell nach. Am 10. Juni dieses Jahres schlief Herr Nussbächer für immer ein und wurde am 15. Juni auf dem Alten Friedhof in Böblingen beerdigt. Mitglieder des Kreisgruppenvorstandes und seine früheren Chorfreunde begleiteten ihn und seine Familie auf seinem letzten Gang und erwiesen ihm die letzte Ehre. Wir trauern um ihn, um eines der wertvollsten Mitglieder unserer Kreisgruppe. Wir sind ihm dankbar für seinen langjährigen selbstlosen Einsatz und wollen ihm ein ehrendes Gedenken bewahren. Im Namen des Kreisgruppenvorstandes,

Frank Schartner


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