18. August 2004

Siebenbürger präsentieren ihre Kultur bei Landesgartenschau Kehl-Straßburg

Zum 255. Mal jährt sich der Geburtstag des größten deutschen Dichters, wenn am 28. August 2004 siebenbürgisch-sächsische Kulturgruppen aus Baden-Württemberg auf der Hauptbühne der Landesgartenschau 2004 in Kehl ein dreistündiges Kulturprogramm gestalten werden. Und das in jener Landschaft, in der ein Student der Rechtswissenschaft namens Johann Wolfgang Goethe als jugendlich Verliebter unvergängliche deutsche Lieder schuf.
Dieser anspruchsvollen Aufgabe stellen sich: die Stuttgarter Blasmusik, der Chor aus Heilbronn und die Tuttlinger Tanzgruppe. In diesem Jahr will sich die Landesgartenschau auch als Brückenbauer verstanden wissen. Über den einstigen Grenzfluss hinweg soll sie, mittel- und westeuropäische Kulturtradition einend sowie nord- und südosteuropäische Kulturbeiträge einbeziehend, ausstrahlen und Völker verbindend wirken.

Die erst sechs Jahre alte Tanzgruppe aus Tuttlingen bietet ab 11.00 Uhr vier Volkstänze, darunter auch Et wor emol en recklich Med. Da sich die Gruppe zugleich als Trachtengruppe versteht, bietet sie unter der Leitung von Gerlinde Becker abschließend auch eine Trachtenpräsentation mit dem Schwerpunkt Kindertracht.

Danach folgt der 1978 gegründete Chor aus Heilbronn, der heute unter dem Namen Heilbronner Liederkranz firmiert. Das Repertoire des vierstimmigen Gesangkörpers umfasst sächsische Volkslieder, deutsche Volksweisen sowie Lieder großer Komponisten. Der Höhepunkt seiner kulturellen Tätigkeit war die Aufführung des Singspiels "Hochzeit in Siebenbürgen", worin Bräuche der alten Heimat vorgestellt wurden. Der Anklang, den diese Darbietung fand, war so überwältigend, dass der Uraufführung in Heilbronn (1984) noch weitere 23 Vorstellungen etwa in Bonn, Hannover, Mannheim, München, Neu-Isenburg, Nürnberg, Offenburg oder Rosenheim folgten. Schon über ein Jahrzehnt ist der Liederkranz der Siebenbürger Sachsen Mitglied des Schwäbischen Sängerbundes. Im Rahmen der Veranstaltungen des Sängerbundes hat der Liederkranz mit Erfolg an mehreren Wertesingen teilgenommen. Als im November 2003 der Chor sein 25-jähriges Jubiläum feierte, wurden 15 von den 46 in Kehl auftretenden Sängerinnen und Sängern für langjährige Mitgliedschaft in Chören mit der Silbernen Ehrennadel des Sängerbundes ausgezeichnet. Neben so bekannten hochdeutschen Liedern wie Freudenklänge, Festgesänge, Wo Musik sich frei entfaltet oder Wie herrlich ist´s im Wald werden die Heilbronner auch Mundartlieder wie Der Burchbärch äs mät Blomen vol oder Sommerowend interpretieren. Darüber hinaus werden sie auch ihre Trachten vorstellen. Somit kommt auch die Erwachsenentracht zum Zuge.

Als letzte der drei Kulturformationen ist die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart e.V. dran, die bereits 1951 gegründet wurde und deren Mitglieder vorrangig aus dem Großraum Stuttgart zusammenkommen. Doch gibt es augenblicklich auch Bläser, die zu den Proben aus Reutlingen, Göppingen oder Ilsfeld bei Heilbronn in die Landeshauptstadt fahren. Die Blasia der Siebenbürger ist ihrem traditionellen Repertoire treu geblieben, d. h. es wird einen Mix aus Märschen, Polkas, Walzern und Ländlern geben, aber auch Evergreens in neuer Bearbeitung. In den letzten Jahren wagte man sich auch an zeitgenössische und anspruchsvollere Musik heran und konnte sich bei der letzten Teilnahme an einem Wertungsspiel 2002 in Ostfildern-Ruit in der Mittelstufe sehr gut behaupten. Seit zwei Jahren leitet Hans-Otto Mantsch die Kapelle. Er setzt verstärkt auf modernere Rhythmen. Seit dem Frühjahr 2003 gibt es nun mit dem "Karpaten Express" auch eine 20-Mann-Kapelle in böhmisch-mährischem Stil, bei der die Messlatte qualitätsmäßig höher gehalten werden kann.

Bläserinnen und Bläser, Sängerinnen und Sänger, Tänzerinnen und Tänzer werden gemeinsam den Schluss gestalten, indem sie als Großensemble eines der siebenbürgisch-sächsischen Bekenntnislieder in Mundart darbieten: Af deser Ierd. So hoffen wir denn, dass wir viele neugierig gemacht, dass wir mit diesen Zeilen viele Musik- und Kulturliebhaber angesprochen haben, und nicht zuletzt, dass uns Petrus gutes Wetter beschert.

Siegfried Habicher

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 13 vom 10. August 2004, Seite 7)

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