Der Autor Erhard Weber, Doktor der Rechtswissenschaften, geboren 1952 in Wien, genießt weltweites Renommee im internationalen Jagdtourismus und machte sich u.a. als Organisator exklusiver Jagdreisegruppen verdient. Dem in Fachkreisen geschätzten Verlag Leopold Stocker (Graz-Stuttgart), der so manches Jagdbuch über die Karpaten herausbrachte (J. Puvak, Bären in den Karpaten; A. Hönig, Karpatenjagd, u.a.), gelingt es vollauf, die Jagd nach 1990 dem interessierten Leserkreis durch dieses Buch nahe zu bringen. Der Autor schildert die konkreten Jagderfahrungen in Form authentischer, spannend erzählter Erlebnisse. Das Buch besticht durch die einfühlsame Betrachtung und Beschreibung nicht nur des Jagdgeschehens, sondern auch des Landes und seiner Bewohner. So gewährt es auch einen kurzen Einblick in die Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Mit Jagdgenossen oder allein, manchmal begleitet von seiner Frau und dem kleinen Sohn, bejagt Dr. Weber in den Südkarpaten (Retezat- und Fogarascher-Gebirge) die weltweit stärkste Gams sowie den urigen Recken der Karpaten, den Braunbären. In den Revieren um Sathmar und Frauenbach (Baia Mare), nahe der ukrainischen Grenze, erlegt er kapitale Rehböcke; in den Ostkarpaten (Vrancea-Gebirge) erlebt er wunderbare Tage der Hirschbrunft. Auch das Rehbockparadies Dolj, zwischen den Südkarpaten und der Donau gelegen, erlaubt dem passionierten Jäger „sagenhafte“ Strecken (Reh- und Schwarzwild). Auch die selten von ausländischen Gästen besuchten Wildkammern der Moldau finden Eingang in dieses lesenswerte Jagdbuch. Auf seinen zahlreichen Jagdfahrten in Rumänien übernachtete er in den Jagdhäusern und -schlössern des gestürzten Ceausescu, deren großmannssüchtige Ausstattungen z.T. sehr ausführlich beschrieben werden. Einige der Häuser waren mit ABC-Bunkern versehen, in denen der „Conducator“ mit seiner berüchtigten Gattin Elena und den engsten Getreuen künftige Atomkriege zu überleben gedachte. Doch auch die heutige Verwahrlosung und der teilweise Verfall dieser kostspieligen Bauten wird dem Leser kundgetan.

Geschildert werden zudem die Schikanen, denen nicht nur die in Deutschland und Österreich lebenden Siebenbürger Sachsen beim Besuch der alten Heimat ausgesetzt sind, sondern auch die devisenbringenden Gastjäger – betrunkene Zolloffiziere mussten bestochen werden, um die Grenze zu passieren. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge wird auch sonstige Unbill erwähnt: Übernachtungen in so genannten Luxushotels – eigentlich abbruchreife Ruinen; „Örtchen“ in Vier-Sterne-Lokalen, vor denen die Gattin des Autors „entsetzt mit allen Anzeichen tiefen Erstaunens flüchtete“; die „Jagdkutsche“ entpuppte sich als „Mistkarren“ und die Pferde als jämmerliche „Rosinanten“; unbeleuchtete Pferdefuhrwerke gefährden den Nachtverkehr.

Doch das beeinträchtigt das Lob des Autors nicht: Wer eine anspruchsvolle Jagd auf wirklich reife Trophäenträger sucht und mit kompetenten und gastfreundlichen Berufsjägern weidwerken will, für den ist Rumänien mit Sicherheit die erste Wahl. „Auf der Jagd im rauhen Rumänien wird dir kein Millimeter geschenkt, aber dafür ist es dort wunderschön!“ – dieser Leitsatz zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Es bietet Jägern, Naturfreunden und allen, die die alte Heimat im Herzen tragen, unvergessliche Stunden der Muße und Besinnlichkeit.

Rudolf Rösler

Erhard C. J. Weber: Rumänische Jagdfahrten. Leopold Stocker Verlag, Graz-Stuttgart, 2004, 271 Seiten mit zahlreichen Fotografien, Preis: 26,90 Euro, ISBN 3-7020-1039-4.