10. Dezember 2004

Fürther Chor: prächtiger Gesang zum Jubiläum

Feste sollen unbedingt gefeiert werden, wenn sie fallen. Der 20. November stand für den Fürther Chor und seine Freunde im Zeichen des zehnjährigen Gründungsjubiläums.
Mit Festmusik, mit Festworten, Festgebäck und Festgetränken war es im Martin-Luther-Heim der Evangelischen St. Paulskirche in Fürth für den Chor kein Kunststück, auch bei den zahlreichen Jubiläumsgästen eine entsprechende Feststimmung zu produzieren und allen unter dem Motto „Wo man singt, da lass dich nieder“ einen schönen, erbaulichen Nachmittag zu bereiten.

Der Fürther Chor bei seiner zehnjährigen Jubiläumsfeier.
Der Fürther Chor bei seiner zehnjährigen Jubiläumsfeier.

Reinhold Schneider, Initiator und Chorleiter seit der ersten Stunde, wies darauf hin, dass das Zustandekommen der Fürther Singgemeinschaft der Initiative beherzter Landsleute zu verdanken sei, und zwar den Familien König, damaliger Nachbarvater, Bock und Bürger, die den damals frisch eingewanderten Laienmusiker und ehemaligen Grundschulleiter in Rosenau, Reinhold Schneider, baten, in Fürth einen Siebenbürger Chor zu gründen. Nach Absprache mit der Kreisgruppenleitung der Landsmannschaft wurde die Idee in die Tat umgesetzt und hat während der letzten zehn Jahre besondere Früchte im musikalischen und im Bereich des Gemeinschaftslebens getragen.

Zur Eröffnung gab der Chor das Fragment „Zur Feier“ aus der Oper „Iphigenie in Aulis“ von Chr. W. Gluck zum Besten. Das Grußwort zum Jubiläum sprach Horst Göbbel, zu dem Zeitpunkt noch Kreisvorsitzender. Von einem Wort von Ludwig van Beethoven ausgehend, nämlich: „Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie“ betonte er, dass Gesang erhaltenswertes Kulturgut sei, weil Gesang in besonderem Maße menschenverbindend und gemeinschaftsfördernd sei und seine Pflege günstige Möglichkeiten, Kulturerbe als besonders erhaltenswertes Kulturgut zu begreifen, bietet. Zugleich sei Jubiläumsgesang anregend und nicht selten auch richtig aufregend und der Jubiläumsgesang des Fürther Chores erscheine schließlich auch als gute Möglichkeit der Begegnung, des Austauschs, der Bestätigung, der Freude. Viele Personen aus dieser Kreisgruppe seien an diesem Jubiläum beteiligt. Sie hätten viel Zeit, Idealismus und ihr Können dafür investiert. Wir, die Zuhörer, empfänden nicht nur an diesem Tag große Genugtuung, wenn wir die Gelegenheit bekommen, dem Gesang dieses Chores zu lauschen. Auch dafür ist Dank auszusprechen. Dank gebühre allen rührenden Frauen und Männern, die jahraus jahrein bereit sind, mitzusingen, mitzumachen, anderen und damit auch sich selbst viel Freude zu bereiten. Ebenso gebühre Dank in besonderem Maße dem Initiator und Leiter dieses lebendigen, gut organisierten und selbstbewusst auftretenden Fürther Chores, unserem sehr verehrten Reinhold Schneider. Unermüdlich und mit vielseitigem Wissen und Können ausgestattet, in der Blaskapelle jahrelang ein gewichtiger Klarinettist, leite er eine Gruppe von begeisterten Menschen sehr erfogreich. Das vielfältige und hochklassige Repertoire des Chores während der letzten zehn Jahre könne sich sehen lassen. Schließlich gebühre Dank der hiesigen Kirchengemeinde St. Paul sowie anderen Institutionen dafür, dass uns während der letzten zehn Jahre Räume zur Verfügung gestellt wurden, um zu proben und aufzutreten. Dies solle auch in Zukunft so bleiben. Dem Chor wünschte Göbbel, dass nun das mit viel Hingabe vorbereitete Programm dieses Jubiläums erfolgreich verlaufe und auch über diesen Saal und diesen Tag hinaus Beachtung und Resonanz finde.

Anschließend stellte Ilse Ongert nach dem Vortrag des Gedichtes „Mottersproch“ einen mundartlichen Liederblock vor, den der Chor mit viel Elan sang: „Et saß e klin wald Vijelchen“, „De Astern bläh’n insem äm Guerten“, „Der Owend kit erun“ und „Nor tea bäst schuld“. Ausgehend von Hermann Hesses Satz „Wo befreundete Wege zusammen laufen, da sieht die ganze Welt, wie Heimat aus“, leitete Reinhold Schneider zum Thema Identitätsfindung über und der Chor betonte dies mit den Liedern „Die Gipfel der Karpaten“ und „Wo’s Dörflein traut zu Ende geht“.

Anschließend erinnerte der Chorleiter an eine Predigt von Pfarrer Dr. Gerhard Schullerus aus Hermannstadt in der St. Martha-Kirche in Nürnberg vor einigen Jahren, in der sich dieser mit der Problematik der zwischenmenschlichen Beziehungen auseinandersetzte und zutiefst das Abhandenkommen von Nächstenliebe, Nächstenhilfe, Nachbarschaftshilfe bedauerte. Schullerus sagte, es werde immer kälter zwischen den Menschen und daher gäbe es die vielen großen Konflikte in der heutigen Welt. Das hätte etwas damit zu tun, behauptete Pfarrer Schullerus, dass das dörfliche Leben, das Rurale, das Bauerntum schlechthin, zugrunde gehe, die Stätte, wo menschliche Nähe und Wärme jahrhundertelang gepflegt wurde. Dazu intonierte der Chor „Feierabend“ ein Stück aus dem Sudetenland. Der weltbekannte Musiker jüdischer Herkunft, Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor und 1. Dirigent der Berliner Symphoniker, behaupte, dass durch Musik, Musikerziehung Frieden in der Welt gestiftet werden könne Davon ausgehend stellte Schneider die rhetorische Frage, ob es denn nicht der Mühe wert sei, sich in diese Bemühungen miteinzureihen. Und der Fürther Chor stimmte sofort ein mit „Ave Glöcklein“, einem Marienlied aus dem katholischen Einflussgebiet. Geradezu gemeinschaftsfördernd, jungbrunnenartig Lebensfreude spendend, organisierte die Fürther Chorgemeinschaft und ihr Fanclub, in den letzen 5-6 Jahren nicht weniger als – man höre und staune – 54 Reisen und Ausflüge. Dass dabei viel gesungen, getanzt und gute Laune getankt wurde, könne man sich wohl vorstellen, sagte Reinhold Schneider. In perfekter Absprache mit der Busunternehmerfamilie Roswitha und Michael Schmidt konnte die Fürther Chorgemeinschaft somit Sehenswürdigkeiten unserer näheren und weiteren Umgebung kennen lernen. Vor etwa drei Wochen befanden sie sich in den Dolomiten, im schönen Südtirol, dem Ursprungsland der Montanarachöre und dazu sang der Chor „Das Lied der Berge“ und ein „Wanderliederpotpourrie“. Zum Finale des ausgesprochen bunten, thematisch wohl überlegten und dem Publikum richtig „wohlschmeckenden“ musikalischen Programms, aber nicht bevor alle einen stillen Moment des Gedenkens an die verstorbenen Chorkollegen Lorenz Schuster, Sara Kloos, Agneta Reger, Anna Schobel und Willi Schulz eingelegt und ihnen das Lied „Der lohnende Dienst“ gewidmet wurde, präsentierte dieser mutige Laienchor das „Lied der Lieder“, nämlich „Lied an die Freude“ aus dem Schlusssatz der 9. Symphonie von Beethoven. Die Klavierbegleitung während der gesamten Feier kam von einer markanten Dame aus dem Haus, Luise Leikam, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenbürgerin der Stadt Fürth. Und – ohne die obligate musikalische Überraschung und ein gebührendes Präsent konnte die Feier nicht abgeschlossen werden: Rosel Potoradi, unsere neue Fürther Nachbarschaftsmutter, dichtete für Reinhold Schneider „Er ist noch fit …“, ein Hoch auf den Dirigenten, das in Alehnung an Anton aus Tirol vom Chor lustig hingeschmettert wurde. Dank gebührt allen Aktiven, dabei ganz gewiss auch den Kuchenbäckerinnen, den Damen und Herren, die uns mit Kaffee, Kuchen, Baumstriezel versorgten. Auf ein Neues!

Horst Göbbel / Reinhold Schneider

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