16. Dezember 2004

Interview mit Johann Krech, Bürgermeister von Heltau

Gut über 60 Prozent der Heltauer wählten Johann Krech beim zweiten Urnengang am 20. Juni zum Bürgermeister der Stadt am Silberbach. Mittlerweile sind die ersten hundert Tage im Amt verstrichen. Ein Anlass für gewählte Würdenträger, eine erste Bilanz zu ziehen. Darum die erste Frage unseres Mitarbeiters Martin Ohnweiler an den Bürgermeister des Weberstädtchens:
Herr Krech, haben Sie sich das Amt denn auch so vorgestellt?

Eine gewisse Vorstellung hatte ich schon. Schließlich war ich als Forumvertreter von 1992 bis 1996 und von 2000 bis 2004 im Lokalrat von Heltau und stand von daher der Stadtverwaltung nahe. Trotzdem: Die Realität sieht mittlerweile etwas anderes aus.

Inwiefern?

Zunächst einmal haben mich die sozialen Probleme der Stadt geradezu geschockt. Und nicht minder überrascht war und bin ich von den politischen Intrigen in und um die Stadtverwaltung. Dass manchmal selbst die kleinsten Probleme einen politischen Anstrich bekommen, kann ich einfach noch nicht verkraften. Und wie das im Leben nun einmal so ist: Wer gegen den Strom schwimmt, der bekommt die größten Wellen ins Gesicht.




Johann Krech wirbt in Heltau mit siebenbürgisch-sächsischen Tugenden. Foto: Martin Ohnweiler
Johann Krech wirbt in Heltau mit siebenbürgisch-sächsischen Tugenden. Foto: Martin Ohnweiler


Wie weichen Sie dem aus?

Wenn man sich die Meinungen unserer Mitbürger anhört, dann fehlte es ihnen in den letzten 14 Jahren an Autorität und Legalität in unserer Stadt. Eines meiner Wahlversprechen lautete, dass deutsche Ordnung und Rigorosität in Heltau einkehren werden, und das ist größtenteils auch eingetroffen. Allerdings sehe ich zurzeit drei wichtigere Probleme, deren Lösung absolute Priorität hat: Einerseits sind es die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung. Das existierende Netz in diesen beiden Bereichen ist über 80 Jahre alt, also nicht mehr funktionell. Und zum Dritten gilt es, den Wohnungsbau zu fördern. Seit 20 Jahren ist in Heltau keine einzige Sozialwohnung mehr gebaut worden.

Welche dieser Probleme können sie in Ihrer nun angetretenen Legislatur lösen?

Direkt und ohne Umschweif: kein einziges ohne politische und finanzielle Unterstützung!

Wie bleibt es dann mit Ihren Wahlversprechen?

Ich habe, wie gesagt, deutsche Ordnung und Rigorosität versprochen. Alle anderen Maßnahmen, die wir bis dato bereits gelöst und weiterhin noch lösen werden, liegen außerhalb meiner Wahlversprechen. Ob die Einwohner das positiv oder negativ bewerten, kann nur eine Umfrage klären. Jedoch klar ist jetzt schon: Im dem gut funktionierenden Gespann mit dem Vizebürgermeister kann weit mehr für die Einwohner von Heltau und dem eingemeindeten Michelsberg getan werden, als in der Wahlkampagne versprochen. Da sieht man bereits im Ort die ersten Ansätze: neue Häuserfassaden und Parkplätze, neue Firmen mit zusätzlichen Arbeitsplätzen und vor allem einen sichtbarer Optimismus in den Reihen unserer Bewohner.

Während des Wahlkampfes hatten sie einen Rücktritt zum Jahreswechsel angemahnt, sollten Sie Ihren Versprechen und den Anforderungen des Wählers bis dahin nicht gerecht werden. Ist das noch der Fall?

Auf jeden Fall. Wenn ich spüren sollte, dass meine Person mehrheitlich die Wählergunst verliert, dann trete ich sofort zurück.

Herr Krech, wir danken für das Gespräch.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 20 vom 15. Dezember 2004, Seite 5)


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