19. Dezember 2004

Mundart bereitet Lesevergnügen

Zum siebenbürgisch-sächsischen Literaturkreis unter der engagierten Leitung von Oswald Kessler, Tagungsort im Haus des Deutschen Ostens/München, gehört auch der Mundartdichter Richard Martin Sonnleitner. Mit gleich drei Gedichtbändchen tritt er nun an die Öffentlichkeit.
Wer gern siebenbürgisch-sächsische Lieder singt oder hört, wer Theaterstücke in siebenbürgisch-sächsischer Mundart liebt, wem die Pflege seiner siebenbürgisch-sächsischen Muttersprache am Herzen liegt, wird seine Freude an den Veröffentlichungen von Sonnleitner „Wonn't ställ uch Owend wid“ und „Marjenzehren“ haben. Die verschiedenen Gedichte verbinden Lesevergnügen mit Erinnerungen an die alte Heimat Siebenbürgen, an die Dorfatmosphäre, Sonnleitners enge Beziehung zu Arbegen im Weißbachtal, der Heimat des Autors. Im Bändchen „Wonn't ställ uch Owend wid“ heißt es doch in einem Gedicht: „Weder meß ich un dech dinken/ wel ech dich äm Härzen dron.“ Ähnlich auch in „En Dach derhim“: „Meng Griuso hizt den Iuwen riut/ en’ backt än äm eas dajlich Briut.“

Der Mundartautor Richard Martin Sonnleitner.
Der Mundartautor Richard Martin Sonnleitner.
Mit dem Gebet begann man auf dem Dorf den Tag. Der Autor erinnert sich:
De Marjeglok vum Turm erkläingt.
Ach Härr, schätz eas uch hekt viur Saingd.

Nach getaner Arbeit dann:
De Nuechtglok leogd.
Als Dunk dem Härrn
hiert Klin uch Griuß vun Harzen gärn.
Der Mon giht af bäm Dannebäsch,
en Kruet nea quackt, de Laft wid fräsch.


Wie könnte es anderes sein? Auch Heimweh durchzieht viele seiner Gedichte.
Un easen Waingert än dem Beachelz,
un de Hiuwuert mät farem Bläck
uch un den Fritef angderm Kupen
duer dinken ech gor vil zeräck.


In „Chrästzegtstämmung“ heißt es:
Glokenklung eos der Gemin
hiert em bäs eraf,
’t äs Advent, bäld Chrästdach hä!
Allen froan sich draf.


Blättert man im Bändchen „Marjenzehren“, findet man auch Liebesfreude und Liebesleid vereint. So in „Tea worscht meng Sonnestrohl“:
Meng Harz wor vol mät Gläck
wonn tea mir schinkst deng Bläck.


Auch Naturschilderungen finden sich immer wieder:
Wängterrah loat iwer/ dem Lond.
Eas Härrgott
reaht än allem
.

In diesem zweiten Bändchen veröffentlicht Sonnleitner auch humoristische Verse und kleine Erzählungen in Mundart, wie „En Violin als Chrästgeschink“, „Adventzegt enes Schiulgangen am Krunkenheos“, „Eas lezt Chrästbum än Siweberjen“.

Hochdeutsche Gedichte und Erzählungen enthält das dritte Bändchen „Schatten meines Herzens“, darin Höhen und Tiefen, Sonne und Schatten im Kreislauf des Jahres und des Menschenlebens, wie in „Es ist nicht mehr das Alte“: „Ich kehr’ zurück, ich kehre Heim,/ wo einst ich gern verweilte./ Es ist fast alles noch wie’s war,/ und dennoch nicht das Alte.// Wo ich manch liebe Stimm vernahm/ und große Pläne baute,/ klingt es nun leer und ist nicht mehr/ das Liebe und Vertraute.“

Die Bändchen sind als Weihnachtsgeschenke geeignet und zu bestellen beim Autor Richard Martin Sonnleitner, Radolfzeller Straße 46, 81243 München, Telefon: (0 89) 8 34 43 10.

Rosel Potoradi


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 20 vom 15. Dezember 2004, Seite 6)

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