4. März 2005

Von Feen, Hexen und Räubern

Die Ausstellung "Der Schlangenbeschwörer" von Sieglinde Bottesch ist am 16. Februar in Ingolstadt mit großem Erfolg zu Ende gegangen. Die Illustrationen der Hermannstädter Künstlerin zeigen Motive aus der siebenbürgischen Sagen- und Märchenwelt.
Entstanden sind die 120 Ausstellungsstücke überwiegend zwischen 1978 und 1987 als Auftragsillustrationen für Bücher, Kalender und eine Zeitungsserie. Bereits 2001 waren sie in der bayerischen Staatsbibliothek in München zu sehen. Nun fanden sie ihren Weg nach Ingolstadt und wurden in der Stadtbücherei seit Ende November 2004 der Öffentlichkeit präsentiert. Der großen Nachfrage wegen wurde die Ausstellung, die eigentlich im Januar enden sollte, bis Mitte Februar verlängert. Zur Eröffnung und am Ende wurden die Geschichten zu den Ausstellungsstücken von Brigitte Koch vorgetragen.

Sieglinde Bottesch vor ihren Zeichnungen in Ingolstadt.
Sieglinde Bottesch vor ihren Zeichnungen in Ingolstadt.

Gezeigt wurden Linoldrucke und -stiche mit Motiven, die der Sammlung siebenbürgischer Sagen von Claus Stephani und Friedrich Schuster entliehen sind. Mit dabei die Geschichte vom Schlangenbeschwörer, der ein Dorf von Riesenschlangen befreit, dafür aber selber sterben muss. Oder die Erzählung der alten Hexe mit der Eisennase, die von Kindern verspottet wurde. Zur Strafe verwandelte sie die Kinder in Kieselsteine, die heute noch immer am Zekesch liegen.
Die schwarz-weißen Miniaturen reduzieren die Erzählungen auf das Wesentliche. „Trotzdem kann man durch den Linolstich auch ganz detailliert arbeiten“, erklärt Bottesch. Besonders schön findet Sieglinde Bottesch die Geschichte von der Hanklich. Ein Mann geht von einer Hochzeit nach Hause und fühlt sich dabei von einem „Schatten“ verfolgt. Auf einer Brücke fällt ihm seine Hanklich aus der Hand, er greift danach, aber der „Schatten“ ist schneller. „Diese Doppeldeutigkeit, dass nicht klar ist, ob der Verfolger Gestalt oder eigener Schatten ist, hat mich fasziniert“, sagt die 66-Jährige. Schon als Kind habe sie sich selber Geschichten erzählt und immer in der Fantasie gelebt, erzählt sie. Das habe ihr den Zugang zu den Sagen leicht gemacht. Später hat die gebürtige Hermannstädterin dann Kunsterziehung an der Hochschule für Bildende Künste in Bukarest studiert. Seit 1987 lebt die freischaffende Künstlerin in Ingolstadt.

Markus Knall

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