22. Mai 2005

Bunter Abend in Zirndorf

Jahre kommen und Jahre gehen, Menschen kommen und Menschen gehen, das Frühjahr kommt, der Winter geht – Musik, Tanz, Theater kommen - und bleiben: Seelisch aufwühlend und locker unterhaltend war der „Bunte Abend“ am 16. April in der Paul-Metz-Halle in Zirndorf. Da ging es wirklich bunt zu, und zahlreiche Landsleute und deren Freunde aus dem Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach konnten wieder dankbar feststellen, wie reich wir durch gemeinschaftsförderndes Handeln beschenkt werden können.
Schon der Einakter „Hier wird rasiert?“ ließ aufhorchen: Das 2003 von Doris Hutter gegründete „Junge Theater“ (JuThe) spielte unter Hutters Regie die von ihr verfassten Anekdoten mit heiteren Wirtshausalltagsszenen aus dem alten Siebenbürgen. Bruno Lindert, Stephanie Kepp, Jürgen Lindert, Simon Theil, Lysander Homm, Bettina Homm, Andrea Mitru, Anna Gherghel, Christine Mitru, Bernhard Adam erfreuten mit ihrer jugendlichen Frische das Publikum. Gratulation! Die Kulissen besorgte unser verlässlicher Johann Folea-Stamp. (Die Theatergruppe „ JuThe“ probt im Haus der Heimat Nürnberg und sucht noch Jugendliche im Alter von 12-17 Jahren.)

Die Kindertanzgruppe unter der sicheren Leitung von Annette Folkendt verjüngte nochmals kräftig die Bühnenbesetzung, ihr Bändertanz mit der überraschend einfachen Lösung produzierte im Publikum anerkennendes Staunen.

Der Fürther Chor, souverän geleitet von Reinhold Schneider, zeigte wieder einmal, wie umfangreich sein Repertoire ist und wie gekonnt sowohl in Mundart als auch in der Hochsprache diesmal thematisch das Frühjahr eingeläutet und mit zarten und kräftigen Tönen besungen werden kann. Vom „Frajohr äs hä“ bis hin zu Eichendorffs „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ war viel Ansprechendes zu hören. Auch „unser“ Klassiker, das „Kli wäld Vijelchen“

CD-Umschlag der Lidertrun.
CD-Umschlag der Lidertrun.
Den Höhepunkt des Abends erlebten die dankbaren Zuschauer und Zuhörer, als siebenbürgisch-sächsische Balladen in ungewöhnlicher, unverwechselbarer Form von der „Lidertrun“ im wahrsten Sinne des Wortes aufgetischt wurden. Wer die freie Verbindung „Lidertrun“ der Hobbymusiker Karl Heinz Piringer, Kurt Wagner, Hans Seiwerth und Michael Gewölb, deren Ursprung die in den Jahren 1974-1976 in Hermannstadt wirkende Studentengruppe „Cibinum Quartett“ ist, noch nicht kennt, sollte schleunigst bei allererster Gelegenheit deren Musik genießen. Es lohnt sich allemal, deren Bearbeitungen alter siebenbürgisch-sächsischer Balladen in ihrer herben Schönheit original vorgetragen auf zig Instrumenten (Violoncello, Violine, Schellenstab, Handtrommel, Schellenkranz, Sackpfeife, Kontrabass, Tonröhre, E-Gitarre, zwölfsaitige Gitarre, Bordunzither, Rauschpfeife, Hirtenflöte, Bassblockflöte, Querflöte, Mundharmonika, Trompetengeige) zu erleben. Fein für´s Ohr, lieblich für`s Herz – so empfanden wir die „Liedertrun“ mit ihrem Gesang und der Instrumentalmusik aus einem Guss. Ob „Hannes Moler“, „Ech gäng än menjes Vueters Guerten“, das Rokenlied, „Ech schmiss zwo ädel Risen“ oder „Et kam e jang Härr“, „Ech gon of de Bräck“, „Frächen, Frächen“, schließlich das Ostfahrerlied, „Ze Krinen“, das zauberhafte „Kli wäld Vijelchen“, die „Fuert än´t Elfenland“, „Owend äs et worden“ und die „Brockt um Alt“ – einzeln und im Gesamtgefüge konnte man zarte Klänge, liebliche Weisen, tiefsinnige Mundarttexte in einem harmonischen Gefüge vereint hören. Es dominierten melancholische, sinnliche Töne: Liebe, Verlobung, Heirat, Weltschmerz waren angesagt. So entfaltete sich dieses Quartett, zeitweise verstärkt durch den Einsatz von Angela Seiwerth. „Lidertrun“, diese laut eigener Aussage „nicht bestechliche, jedoch käufliche“ Gruppe, bot Genuss pur. Inzwischen kann eine fein abgestimmte CD „Siebenbürgisch-sächsische Balladen – Lidertrun“ erworben werden (Kontakt: mgewoelb@web.de). Außerdem ist die Lidertrun am Samstag, dem 23. Juli, auf Schloss Horneck zu hören.

Zum Abschluss bot die „Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V.“ (Leitung Hans Welther) einen bunten Melodienstrauß, zum Teil mit Soloeinlagen von Richard Taub und Michael Bielz.
Die Begrüßung der Gäste nahm unser Kulturreferent Misch Orend vor. Ohne ihn ist diese Art von Gemeinschaftserlebnis im Großraum Nürnberg kaum vorstellbar. Als Faktotum der Organisation und der besonderen Pflege der Beteiligten kennen und mögen wir ihn gerne. Durch das umfassende Programm führte erstmals und mit großer jugendhafter Anmut Stephanie Kepp. Kreisvorsitzende Inge Alzner dankte zum Abschluss herzlich und gerührt allen, die zu diesem sehr reichhaltigen Bunten Abend beigetragen haben: der Jugendtheatergruppe, der Kindertanzgruppe, dem Fürther Chor, der Lidertrun, der Blaskapelle, der Moderatorin Steffi Kepp, dem Chef vom Dienst Misch Orend und natürlich dem begeisterten Publikum. Dabei zitierte sie einen treffenden Satz aus dem Theaterstück: „Freunde, bei euch fühle ich mich wie zu Hause!“. Darsteller und Publikum beschlossen diesen Abend gemeinsam „Kein schöner Land in dieser Zeit“ singend.

Horst Göbbel


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