6. September 2001

Föderationsjugendlager 2001 in Kanada

Am diesjährigen Föderationsjugendlager in Kanada beteiligten sich fünf Jugendliche aus Deutschland: Elise Eisenburger (Stuttgart), Ulrike Hopprich (Germersheim), Astrid Kelp (Stuttgart), Franziska Schöpp (Waldkraiburg) und Elmar Wolff (München). Als Betreuerin seitens der SJD begleitete sie Kulturreferentin Margot Wagner (Eitensheim). Von ihren Erlebnissen und Eindrücken während der Kanada-Reise berichten die Jugendlichen im nachstehenden Text.
Nach endlos langem Flug wurden wir und der österreichische Teilnehmer David Lahmer bei der Landung in Toronto von John Werner, dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft in Kanada, mit einem blau-roten Schild, auf dem JUGENDLAGER stand, erwartet. John brachte uns zu sich nachhause, wo wir von seiner Familie, den drei Söhnen John, Michael und Steven und seiner Frau Hellgarth, sowie anderen Mitgliedern des Transylvania Clubs Kitchener in Empfang genommen wurden. Nachdem wir uns bei allerlei Köstlichkeiten gestärkt hatten, brachte man uns zusammen mit den anderen Teilnehmern, die in der Zwischenzeit angekommen waren, zur University of Waterloo, die für eine Woche unser Zuhause sein sollte. Jeweils zu zweit waren wir in den Internatsräumen der Hochschule untergebracht.
Die 20 Teilnehmer aus Siebenbürgen, Deutschland, Österreich, den USA und Kanada am diesjährigen Föderationsjugendlager vor dem Springbrunnen der City Hall in Toronto.
Die 20 Teilnehmer aus Siebenbürgen, Deutschland, Österreich, den USA und Kanada am diesjährigen Föderationsjugendlager vor dem Springbrunnen der City Hall in Toronto.


Beim gemeinsamen Frühstück am nächsten Tag in der Mensa der Universität konnte man sich schon einmal auf die allgemeine Vorstellungsrunde vorbereiten, die an diesem Vormittag folgen sollte. Zu deren Beginn hielt John Werner einen kurzen Vortrag über Sinn und Zweck der Föderationsjugendlager und ging kurz auf deren Geschichte ein. Auch er habe zusammen mit seiner Frau Hellgarth als Jugendliche an einem Föderationsjugendlager in Deutschland teilgenommen und auch seine drei Söhne sind wiederholt dabei gewesen. Bei diesen Gelegenheiten haben sich Freundschaften aufgebaut, die bis zum heutigen Zeitpunkt anhalten.
Weiter ging es mit der Vorstellung der Teilnehmer aus Siebenbürgen (fünf Teilnehmer und ein Betreuer), den USA (ein Teilnehmer und ein Betreuer), Kanada (drei Teilnehmer und ein Betreuer), Österreich (ein Teilnehmer) und Deutschland (fünf Teilnehmer und ein Betreuer). Dabei fiel es uns allen noch schwer, die jeweiligen Gesichter den entsprechenden Ländern zuzuordnen, geschweige denn den einzelnen Namen. Doch dabei sollte es nicht bleiben, denn bald sollten wir zu einer sehr guten, großen und geschlossenen Gruppe zusammenwachsen, die eine wunderbare Zeit gemeinsam verbrachte.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Universität ging es los zu unserem ersten Ausflug: nach St. Jacobs, einer ehemaligen Mennonitenstadt, die heute Pilgerziel für Touristen ist. Wir gewannen Einblick in das Leben der Mennoniten, die jeden technischen Fortschritt ablehnen und in einer starken Glaubensgemeinschaft mit eigenen Kirchen und Schulen leben und den Kontakt nach außen nur soweit als nötig aufrecht erhalten. Am späten Nachmittag wurden wir in den Transylvania Club von Kitchener gebracht, in dem wir nach einer kurzen Führung durch die Räumlichkeiten (Saal, Kulturzimmer, Konferenzzimmer, Übungsraum) im ebenfalls dort untergebrachten Restaurant „The Stube“ ein herrliches Abendessen genießen durften, dem noch ein sehr gemütlicher Abend in der Universität folgen sollte.
Am dritten Tag machten wir uns früh morgens mit einem Schoolbus auf den Weg in Richtung Toronto, wo wir viel zu sehen hatten: den CN Tower (das höchste freistehende Gebäude der Welt, wo wir bei einem heftigen Gewitter zu Mittag aßen), die alte und neue City Hall und natürlich das Eaton Center, eines der weltgrößten Einkaufszentern, in dem gar nicht mehr aus dem Staunen herauskamen.
Es folgten noch viele herrliche Tage! Nach einem Besuch auf dem Farmer’s Market in Kitchener wurden wir vom Bürgermeister der Zwillingsstadt Kitchener-Waterloo begrüßt, der uns einiges über die vielen Namen des Orts (Kitchener hieß auch mal Berlin!), über die Geschichte und die Gegenwart der Stadt und auch die dortigen Siebenbürger Sachsen sagte.
Tags darauf hatte jedes Gruppe einen Vortrag über die Arbeit der Siebenbürger Sachsen in ihrer Heimat zu halten. Da wir in der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland eine sehr weit verzweigte Struktur haben, versuchten wir dies anhand eines Organigramms kurz darzustellen und führten dann die Aufgaben der einzelnen Gliederungen (Bundesgruppe, Landesgruppe, Kreisgruppe, einzelne Gruppen) auf. Schon für uns selbst war das Erarbeiten der Darstellung sehr informativ gewesen und auch den Zuhörern aus den anderen Ländern haben wir diese Struktur verständlicher gemacht.
Am ersten Samstag in Kanada sollten wir einen wunderschönen Tag am Huron See auf der Cottage (Wochenendhaus) einer siebenbürgischen Familie zusammen mit einigen Mitgliedern der Tanzgruppe des Transylvania Clubs Kitchener verbringen. Abgesehen von dem nicht unbedingt warmen Wetter (nur 18 Grad) war es ein herrlicher Tag, und ein paar wirklich Harte haben es sogar gewagt, in den sehr kalten See, der immerhin der größte See Kanadas ist (60 000 Quadratkilometer) zu springen! Nach der Rückkehr von dem herrlichen Ausflug belegten wir die privaten Unterkünfte bei Mitgliedern des Transylvania Clubs. Wir wurden mehr als herzlich aufgenommen und bedanken uns auch auf diesem Wege nochmals recht herzlich für die Gastfreundschaft, für die vielen Bemühungen und Aufmerksamkeiten, die uns von allen zuteil geworden sind.
Der Sonntag begann mit einem Besuch der deutschen Pilgerkirche. Anschließend wurden wir von den Gemeindemitgliedern, denen auch sehr viele Mitglieder des Transylvania Clubs angehören, im Gemeinderaum zum Mittagessen eingeladen. Den Nachmittag konnten wir nach unseren eigenen Vorstellungen gestalten – einige von uns verbrachten ihn in einem Freizeitbad.
Die erste Woche war um – viel zu schnell! Aber einige wichtige Sehenswürdigkeiten fehlten uns noch, uns so folgten denn auch gleich die Niagara Falls, ein wahrlich berauschendes Naturschauspiel, das man gesehen haben muß. Anhand eines Dokumentarfilms im IMAX-Kino wurden uns wissenswerte Eckdaten zu den Niagara-Wasserfällen vermittelt.
Am darauf folgenden Tag gingen wir die letzten Vorbereitungen für unseren Abschlußabend an – nicht für den Abschlußabend des Jugendlagers, aber unseres Aufenthalts in Kitchener, denn am nächsten Tag ging es weiter zu einem anderen Siebenbürgischen Club, nämlich Aylmer. Nachdem wir schon einige Volkstänze und Lieder einstudiert hatten, probten wir an diesem Nachmittag den Rahmen unserer Abschlußaufführung – wir wollten allen Zuschauern zeigen, dass es gar nicht einfach gewesen war, aus so vielen unterschiedlichen Auffassungen und Charakteren dennoch ein gemeinsames Spiel zustande zu bringen Wir hatten uns dafür entschieden, unsere Vorbereitungsproben als Theaterstück aufzuführen. Mit unseren Liedern und Tänzen, wobei wir beim Siebenschritt auch das Publikum zum Mittanzen einluden, begeisterten wir alle und hatten selbser jede Menge Spaß dabei – auch wenn bei allen Lampenfieber gab, denn viele von uns hatten noch nie vor Publikum getanzt oder gesungen.
Am nächsten Mittag ging es dann weiter nach Aylmer, wo wir im dortigen Saxonia Club mit einem guten Abendessen begrüßt wurden. Wir wurden auf unsere privaten Quartiere verteilt, und hier – so weit draußen auf dem Land – war alles dann doch ganz anders als bisher. Die meisten der dort lebenden Siebenbürger Sachsen haben Tabakfarmen oder waren zumindest in diesem Bereich tätig. Die Ländereien sind sehr groß, so etwa der Besitz der Familie des Klubvorsitzenden Schneider. Dessen Farm besuchten wir und erhielten Einblick in den Anbau von Tabak. Eigentlich hatten wir uns bis dahin noch gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht, wie Tabak aussieht – wir kannten ihn nur in Form von Zigaretten. Einen herrlichen Tag verbrachten wir bei schönstem Wetter am Erie-See, den Abend bei einem gemütlichen Lagerfeuer bei Familie Schneider, der wir ebenfalls herzlichst für alles danken sowie den übrigen Mitgliedern des Saxonia Clubs, die uns sehr gut aufgenommen haben.
Von Aylmer ging es weiter nach Windsor, wo wir vom dortigen Teutonia Club in Empfang genommen und in einem Motel untergebracht wurden. Nach einer Stadtrundfahrt wurden wir von den Mitgliedern des Clubs zu einem Barbecue eingeladen. Danach ging es zurück in unsere Unterkünfte, denn wir hatten noch eine kleine Feier vor uns. Astrid und Elise hatten noch vor unserer Abreise ihr Abitur hinter sich gebracht, und das wollten wir natürlich alle zusammen feiern. Es wurde ein lustiger Abend bei viel Wein und sonstigen alkoholischen Getränken.
Trotz des Feierns waren alle beim Ham & Egg Frühstück anwesend. Danach sind die meisten von uns noch eine Runde Shoppen gegangen, um auch den letzten Can-Dollar im Lande zu lassen. Als wir zurück kamen, war die Kitchener Jugendgruppe schon dabei, ihre Zimmer zu beziehen. Anschließend sollte auf dem Gelände des Teutonia Clubs ein Baseball-Spiel zwischen der Jugend von Windsor und Kitchener stattfinden, doch dieses kam wegen der Hitze nicht zustande, stattdessen amüsierte man sich bei einem kühlen Drink am Swimmingpool des Motels.
Am Abend fand dann im Rahmen des Heimattages der Landsleute in Nordamerika das Festbankett statt. Nach den Grußworten und Kurzansprachen bereicherten die Tanzgruppen aus den USA und Kanada mit ihren Darbietungen in Tracht das Programm. Zu den Klängen der Transylvania Hofbräu Band aus Kitchener konnte man anschließend das Tanzbein schwingen. Die Jugend feierte bis in die frühen Morgenstunden im Motel noch weiter. Am nächsten Morgen fand Festzug der Trachtenträger zum Gottesdienst, anschließend die Kundgebung statt. Hier führten wir, die Teilnehmer des Föderationgsjugendlagers, noch einmal unser einstudiertes Programm vor. Als Dankeschön für die gute Organisation und zur Erinnerung an uns überreichten wir dem Bundesvorsitzenden John Werner eine Fotocollage von allen Teilnehmern. Nach dem gemeinsamen Mittagessen saß man noch gemütlich beisammen und ließ den Heimattag ausklingen. Danach fuhren wir zusammen mit der Jugendgruppe erneut nach Kitchener, wo uns unsere Gastfamilien erwarteten. Am Abend herrschte dann schon Abschiedsstimmung, und man ließ die vergangenen zwei Wochen Revue passieren. Noch einmal traf man sich nochmals bei Familie Werner, bevor alle den Rückflug antraten. Doch anders als am ersten Tag war die Stimmung etwas gedrückt, denn bald sollten sich unsere Wege trennen, und viele wünschten sich, sie könnten die Zeit zurückdrehen.
Jeder der Teilnehmer ist um eine Erfahrung reicher nach Hause zurückgekehrt. Es ist schön zu wissen, dass an ganz verschiedenen Orten der Welt die Tradition der Siebenbürger Sachsen auf eigene Art und Weise weitergeführt wird und wir bei derartigen Zusammenkünften doch vieles gemeinsam haben! Wir alle haben zwei herrliche Wochen miteinander verbracht, die wir niemals vergessen werden – und dies ist vor allem der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada zu verdanken, die uns warm und herzlich aufgenommen hat. Wir, die Teilnehmer, aus Deutschland hatten auch schon unser erstes Nachtreffen und sind in gutem Kontakt miteinander. Ende September werden wir uns wiedersehen, wir können es kaum erwarten.
Bei allen, die uns diesen Aufenthalt ermöglicht haben, bei der Landsmannschaft hier in Deutschland, der SJD, den Ausrichtern, den Föderationsmitgliedern, bedanken wir uns ganz herzlich für alles, was für uns getan wurde, und hoffen, dass noch viele Jugendliche die Möglichkeit werden, derartige Gelegenheiten der Begegnung und des gemeinschaftlichen Zusammenseins zu nutzen.

(Siebenbürgische Zeitung, Folge 14 vom 15. September 2001)

Schlagwörter: Föderationsjugendlager, Föderation, Jugend, SJD

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