4. August 2005

Bistritz und Herzogenrath besiegeln Städtepartnerschaft

Mit dem Ausruf „Traiasca infratirea nostra!“ („Es lebe unsere Partnerschaft!“) verblüffte Gerd Zimmermann, Bürgermeister von Herzogenrath, die Zuhörer seiner rumänisch gehaltenen Ansprache im Kulturzentrum von Bistritz. Eben dort wurde am 16. Juli die Städtepartnerschaft zwischen Bistritz und Herzogenrath feierlich besiegelt. Zu diesem Zweck weilte eine achtzigköpfige Delegation aus der nordrhein-westfälischen Stadt Herzogenrath Mitte Juli fünf Tage lang im nordsiebenbürgischen Bistritz. Auf der Webseite der Stadt Herzogenrath prangt die Schlagzeile: „Menschen voller Lebensfreude und Gastfreundschaft“.
In der Lokalpresse berichtete Ilona Rütten: „Das war für die Herzogenrather Delegation gleich in den ersten Minuten in der rumänischen Partnerstadt klar: Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Bistritzer sind überwältigend. Bürgermeister Vasile Moldovan und weitere Vertreter der Stadt hatten mit in festlichen Trachten gekleideten Bürgern am Stadteingang auf die Freunde aus Deutschland gewartet. (...) In die Stadt geleitet wurden die Gäste aus Herzogenrath mit dem Blaulicht der voran fahrenden Polizei, die in Rumänien zum Teil den Gemeinden unterstellt ist. Bistritz stand Kopf. Drei Tage lang wurde gefeiert, mit tausenden von Besuchern.“ Die zeitgleich veranstalteten „Bistritzer Tage“ gaben den feierlichen Rahmen ab. Den Trachtenumzug beschloss der Auftritt des „Harmonie-Verein Cäcilia 1858“ aus Herzogenrath-Afden. Der Musikverein gestaltete überdies das offizielle Rahmenprogramm der Partnerschaftsbesieglung mit.

Die Unterzeichnung des Vertrages durch die beiden Stadtoberhäupter Gerd Zimmermann und Vasile Moldovan fand im Beisein des deutschen Generalkonsuls in Hermannstadt, Thomas Gerlach, statt. In der Urkunde heißt es: „Im Geiste der Verständigung und in der Bereitschaft, unsere Bürger freundschaftlich zusammenzuführen, wollen wir einen Beitrag für den Zusammenschluss aller europäischen Nationen in Freiheit und Frieden leisten.“ Die Initiative habe ohnehin bei den Bürgern gelegen, erklärte Zimmermann: „Nur Freundschaft kann tragfähige Brücken bauen und Trennendes überwinden.“
Eine Städtepartnerschaft haben Bistritz und Herzogenrath am 16. Juli offiziell besiegelt. In der nordsiebenbürgischen Stadt wurde die Herzogenrather Delegation traditionell mit Brot, Salz und Schnaps empfangen. Von links: die Bürgermeister Vasile Moldovan und Gerd Zimmermann sowie siebenbürgisch-sächsische und rumänische Trachtenträger. Foto: Ilona Rütten
Eine Städtepartnerschaft haben Bistritz und Herzogenrath am 16. Juli offiziell besiegelt. In der nordsiebenbürgischen Stadt wurde die Herzogenrather Delegation traditionell mit Brot, Salz und Schnaps empfangen. Von links: die Bürgermeister Vasile Moldovan und Gerd Zimmermann sowie siebenbürgisch-sächsische und rumänische Trachtenträger. Foto: Ilona Rütten

In der Tat liegen die Wurzeln dieser deutsch-rumänischen Städtepartnerschaft tiefer. Deren offizielle Besiegelung gründet auf den jeweils einstimmig gefassten Beschlüssen des Bistritzer und des Herzogenrather Stadtrates, die wiederum auf einer Absichtserklärung über die Zusammenarbeit aus dem Jahr 2001 fußen. Das Feld bereitet hatten freilich verschiedene Initiativen engagierter Bürger, die in den vergangenen 15 Jahren zur Entfaltung eines beide Kommunen verbindenden Beziehungsgeflechtes beitrugen. An erster Stelle ist die Tätigkeit des seit 1990 bestehenden Vereins „Deutsch-Rumänische Hilfe und Zusammenarbeit e.V.“ zu nennen. Unter dem Vorsitzenden Josef Poqué, Kulturbeauftragter der Stadt Herzogenrath, konnten vielfach Hilfsaktionen durchgeführt werden. Dies gelang in fruchtbarer Kooperation mit Hansheinz Graffi, dem langjährigen Sprecher der Heimatortsgemeinschaft Bistritz, und gemeinsam mit Poqué „Motor“ dieser Städtepartnerschaft. Beide wurden in Anerkennung ihrer Verdienste 1994 Ehrenbürger von Bistritz. Ferner zu erwähnen ist die im Jahr 2000 offiziell besiegelte Schulpartnerschaft zwischen dem Gymnasium Herzogenrath und dem Bistritzer Lyzeum „Liviu Rebreanu“. Zweimal im Jahr besuchen Schüler im Rahmen eines zweiwöchigen Austauschprogrammes das jeweils andere Land, woraus sich mittlerweile viele freundschaftliche Kontakte zwischen den involvierten Familien ergeben haben. Vielfältiger Austausch fand und findet auf kultureller wie auch auf Verwaltungsebene statt. So dokumentierte die von den Bürgermeistern unterzeichnete Urkunde folgerichtig diese über die Jahre gewachsenen Beziehungen.

„In Herzogenrath scheint die Sonne so oft wie in der Karibik - nur sind mehr Wolken davor“ (Webseite der Stadt). Knapp 50 000 Einwohner zählt die einwohnerstärkste, vom Bergbau geprägte Kommune im Nordkreis Aachen (demgegenüber hat Bistritz rund 80 000 Einwohner). In unmittelbarer Nähe zu den Niederlanden und Belgien gelegen, wirbt die Rodastadt (Burg Rode ist seit Jahrhunderten Herzogenraths Wahrzeichen) für sich als „weltoffene, wirtschaftlich und kulturell aufstrebende Stadt, die vor allem im Hinblick auf innovative Entwicklungen ohne nationale Grenzen Zeichen setzt“. Außer mit Bistritz pflegt Herzogenrath auch eine Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Plérin.

Wie Bürgermeister Zimmermann in seiner Ansprache am 16. Juli erklärte, „soll die Partnerschaft neue Wege für eine gemeinsame Zukunft von Herzogenrath und Bistritz ebnen“. Aktuell geplant ist die Vermittlung von Know-how im Bereich der Stadtverwaltung. In diesem Zusammenhang erhalten zwei Bistritzer Studenten die Gelegenheit, sich in Herzogenrath verwaltungstechnisches Wissen anzueignen.

Auch die neugegründete Heimatortsgemeinschaft Bistritz - Nösen e.V. will sich in diese Städtepartnerschaft konstruktiv einbringen. So hat der HOG-Vorsitzende Dr. Hans Georg Franchy angekündigt, demnächst mit Vertretern der Stadt Herzogenrath in Kontakt treten zu wollen, um Gespräche zu führen über die noch in Bistritz lebenden Siebenbürger Sachsen, die deutschsprachige Schule sowie hinsichtlich einer Renovierung der Kirche. Die HOG Bistritz-Nösen strebt eine intensive Zusammenarbeit mit den Verwaltungen beider Kommunen an. Die frisch gegründete Städtepartnerschaft von Bistritz und Herzogenrath scheint, so lässt sich schlussfolgern, auf einem tragfähigen Fundament zu stehen.

Christian Schoger


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