14. August 2005

Siebenbürgischer Märchenabend in Wien

Vor kurzem veranstaltete das Rumänische Kulturinstitut, Wien, in Zusammenarbeit mit der Kommission für Ostjüdische Volkskunde, München, einen Literatur- und Musikabend, der ein zahlreiches Publikum, darunter auch viele Siebenbürger Sachsen und Rumänen, die in der österreichischen Hauptstadt leben, vereinte.
Nach der Begrüßung durch die aus Kronstadt stammende Botschaftsrätin und Leiterin des Kulturinstituts Ildikó Schaffhauser M.A. eröffnete die international bekannte Wiener Klezmergruppe von Leon Pollak (Prag) und Andrei Roth (Großwardein) den Abend mit beschwingten Weisen und Liedern "aus der multiethnischen Welt der Ostkarpaten, mit einem lachenden und weinenden Auge".

Nach der musikalischen Einstimmung sprach der siebenbürgische Ethnologe und Schriftsteller Dr. Claus Stephani über die thematische Vielfalt in der siebenbürgischen Märchenwelt und ging dabei besonders auf Wandermotive und Interferenzen ein. Danach las Stephani eine Reihe von hintergründigen und humorvollen ostjüdischen Märchen ("Maises") vor, die er zwischen 1970 und 1985 am Rande der Karpaten aufgezeichnet hatte und die inzwischen in Buchform in deutscher, italienischer und rumänischer Sprache erschienen sind.

Aus dem Vortrag und den anschließenden Diskussionen, an denen sich viele Gäste - darunter Kulturwissenschaftler, Künstler und Journalisten - beteiligten, ging hervor, dass es einst in Siebenbürgen ein aus heutiger Sicht beispielhaftes Zusammenleben der verschiedenen Ethnien gegeben habe. Pogrome, wie nach 1940 in Dorohoi, Bukarest und Jassy, "wären im historischen ‚Sachsenland' nicht vorstellbar gewesen".

Eine weitere musikalische Darbietung beendete den klanglich-literarischen Teil, wonach Baron Kripp eine Präsentierung und Verkostung der vier renommierten Markenweine aus Dragasani bot. Die Weingüter von Dragasani waren 400 Jahre hindurch im Besitz der Fürstenfamilie Stirbey gewesen. 1949 wurde die damalige Besitzerin, Prinzessin Maria Stirbey, enteignet, und musste später ihre Heimat verlassen.

Elf Jahre nach der Wende, 2001, konnte nun Baronin Ileana Kripp, geborene Stirbey, die alten Familiengüter zurückerwerben, die derzeit einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung erleben. Bei "Prince Stirbey Feteasca Regala" und anderen exquisiten Sorten fand der Abend seinen würdigen Abschluss. Ein reichhaltiges Büffet, das die Damen der Botschaft vorbereitet hatten, bestätigte die traditionelle rumänische Gastfreundschaft.

I. S.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 12 vom 31. Juli 2005, Seite 4)

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