23. November 2010

Großes Heltauer Treffen in Bad Rappenau am 2.-3. Oktober 2010

Was hat es zu bedeuten, wenn von rund 4000 Siebenbürger Sachsen und Landlern, die um 1980 in Heltau lebten, heute, im Jahr 2010, nicht weniger als rund 3000 der Heimatortsgemeinschaft Heltau angehören? Und was hat es zu bedeuten, wenn von diesen 3000 in der ganzen Bundesrepublik und in Österreich verstreuten HOG-Mitgliedern nahezu 900 den Weg ins baden-württembergische Bad Rappenau finden, um am „Großen Heltauer Treffen“ teilzunehmen? Wobei die Bezeichnung „großes“ voraussetzt, dass auch kleinere Treffen veranstaltet werden, was ebenfalls regelmäßig geschieht.
Was bedeutet es, dass der amtierende Bürgermeister von Heltau, Johann Krech, und der heutige Stadtpfarrer László Zoran Kézdi zusammen mit Vertretern der Stadt- und der Kirchengemeinde und mit ihren Familien den weiten Weg aus Siebenbürgen nach Südwestdeutschland nicht scheuen, um ihre ehemaligen Mitbürger wieder zu sehen?

Das Treffen so vieler ehemaliger und heutiger Heltauer bedeutet – so Klaus Hocher, der stellvertretende Bürgermeister von Bad Rappenau – den beneidenswerten Zusammenhalt einer Gemeinschaft, die nicht mehr an einem Ort lebt, ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das er von den Bad Rappenauern, würden sie ein ähnliches Schicksal erleiden, nicht erwartet. Es bedeutet – kann man mit dem HOG-Vorsitzenden Heinz Walter Hermann ergänzen – Freude, die Wiedersehensfreude von Freunden, ehemaligen Nachbarn und Mitbürgern, die sich einer Gemeinschaft, ihrer Geschichte und Kultur verbunden fühlen. Es ist – so Bürgermeister Johann Krech – „ein überzeugender Ausdruck des Wunsches, ein über 850-jähriges kulturelles Erbe zu bewahren und lebendig zu erhalten, wesentliche Werte unserer siebenbürgischen Eigenart zu tradieren und nicht zuletzt miteinander zu feiern.“ Aus diesem Grund lud er auch gleich zum nächsten Treffen ein – in Heltau selbst – und versprach umfassende Unterstützung, denn, sagt er mit stolz, „Wir haben Vergangenheit geprägt und werden nun Zukunft gestalten!“ – gemeinsam, versteht sich. Krech zitierte Hegels Spruch „Jedes Volk ist ein Gedanke Gottes“ und stellte damit eine Verbindung her zur Predigt am nächsten Tag. Pfarrer Heinz Bonfert sprach am Erntedanksonntag von der Öffnung der Herzen aller Heltauerinnen und Heltauer, aber auch von der Opferbereitschaft, denn „Ein so schönes Heltauer Treffen wie heute könnte nicht stattfinden, wenn nicht einige gerne dafür liebevoll ihre Zeit opfern. Darum einen herzlichen Dank an alle, die mitgeholfen haben (dem Vorstand, dem Chor, den Organisatoren) und nicht zuletzt auch dem lieben Gott. Unser Treffen ist Erntedank! Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!“
Michael Konnerth, Vorsitzender des HOG-Verbandes, ...
Michael Konnerth, Vorsitzender des HOG-Verbandes, überreicht Oskar Schemmel (Mitte), dem langjährigen Vorsitzenden der HOG Heltau, die goldene Ehrennadel des HOG-Verbandes, links Heinz Walter Hermann, neuer Heltauer HOG-Vorsitzender. Foto: Plattner
Auch Oskar Schemmel, der frühere Vorsitzende der HOG Heltau, der von Michael Konnerth, dem Vorsitzenden des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, ausgezeichnet worden ist, sprach von dieser Opferbereitschaft, von dem „Herzblut vieler und der Spendenbereitschaft der Heltauer“, die in den letzten Jahren so manches möglich gemacht haben.

Die engagierten Veranstalter aus dem stark verjüngten HOG-Vorstand haben ein vielfältiges Programm vorbereitet, das jede Teilnehmerin, jeden Teilnehmer ansprechen, unterschiedliche Interessen bedienen, verschiedene Altersgruppen einbeziehen sollte. Das ist den Veranstaltern durch eine Vielzahl von Angeboten gelungen, die Jung und Alt freudig und dankbar angenommen haben. Denn es gab nicht nur die zitierten Eröffnungsreden, nicht nur die bewegende Andacht von Stadtpfarrer Kézdi, nicht nur den traditionellen sonntäglichen Gottesdienst, nicht nur die ebenso traditionellen wie bildschönen Diavorträge von Michael Kapp (diesmal zum Thema „Wandern im Zibinsgebirge“), nicht nur die so ansprechende wie anspruchsvolle Lesung der bekannten Schriftstellerin Karin Gündisch, nicht die Ausstellungen mit Gemälden von Hein Detschelt und Dita Schuster. Es gab auch die Auftritte zweier von Ruth Weiss professionell und einfühlsam dirigierter Chöre, der „Heltauer Liedertafel von 1847“ und des „Heltauer Chors“.

Besonders erfreulich war der erste Auftritt des kürzlich gegründeten „Kinderchors“ unter der Leitung von Charlotte Appel und Silke Scheiner. Dazu der HOG-Vor­sitzende Heinz Hermann, Konfuzius zitierend: „Es ist besser ein kleines Licht zu entzünden, als über große Dunkelheit zu fluchen. Mit diesem kleinen Licht eines Heltauer Kinderchors hegen wir die Hoffnung, dass ein großes und strahlendes Licht daraus wird.“

Die Chöre bereicherten und umrahmten den festlichen Teil der Veranstaltung, die Andacht und den Gottesdienst. Es gab auch einen meisterhaften Auftritt der siebenbürgischen Tanzgruppe Heilbronn unter Leitung von Ines Wenzel und Christine Göltsch. Es gab aber auch – und das war neu, erfrischend und äußerst erfreulich – ein vielfältiges Angebot für Kinder und Jugendliche: Es wurde gemalt, es wurden Ketten gebastelt, Gesellschaftsspiele, Völkerball, Zombi, Handball und Volleyball gespielt – da war Leben in der Bude, sprich in der Sporthalle neben der Mühltalhalle! Lebendig ging es auch am Samstagabend zu, als Jung und Alt bis in die späten Nachtstunden zu Rhythmen des „Memories Duo“ tanzten. Gab es trotz der dichten Programmpunkte auch Zeit für Gespräche und Kontakte? Ja, die gab es – und einige haben sie sich auch während der Festreden genommen, unbekümmert, wie die Heltauer sind. Zum Abschluss wurde das „Hieltner Lied“ (Text Maria Paulini, Noten und Satz Klaus Metz) gesungen: „Tau īnijět Hiĕlt, tau meng Hīmĕtgĕmīn / wäll liĕwĕn uch stärwĕn fuĕr dech nor ellīn!“ Dieses innige, gesunde Heimatgefühl der Heltauer, ihr Zusammengehörigkeitsgefühl wurde durch das Große Heltauer Treffen in Bad Rappenau bestätigt und gestärkt, den unermüdlichen Organisatoren sei Dank!

Konrad Gündisch

Schlagwörter: HOG, Treffen, Heltau, Karin Gündisch

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