11. Oktober 2024

Wiedereinweihung der evangelischen Kirche in Reußmarkt

Alles begann mit einer Umfrage an die Reußmarkter und Reußmarkter Freunde, ob nach den aufwendigen und schwierigen Renovierungsarbeiten an der Kirche und Kirchenburg, die im Herbst 2023 als abgeschlossen erklärt wurden, eine Wiedereinweihung der Kirche machbar sei. Dass diese Initiative von der HOG ausgehen musste, war relativ schnell klar. Das Stimmungsbild nach der Umfrage war mit einem Politbarometer während eines Wahlkampfes vergleichbar, von Gleichgültigkeit, Unentschlossenheit, Begeisterung und Euphorie, sogar Abneigung war alles dabei.
Nun hieß es WANN und WIE gestalten. Das Wann war relativ klar, es musste um das Große Sachsentreffen in Hermannstadt angesetzt werden, und da Bezirksdechant von Mühlbach, Pfarrer Alfred Dahinten, uns seinen einzigen noch freien Termin nannte, war der 6. August als wichtigster Termin der Reußmarkter 2024 ausgegeben worden.

Unter diesen Voraussetzungen wurde Ende April 2024 eine „Sondierungsfahrt“ nach Reußmarkt unternommen, um vor Ort mit den lokalen Behörden, Kirche und Kirchengemeinde, aber auch mit den Kirchen der anderen Religionen aus Reußmarkt sowie dem Deutschen Forum und nicht zuletzt mit den Verantwortlichen der Renovierungsarbeiten in Kontakt zu treten. Sogar der landeskirchliche Musikwart Jürg Leutert aus Hermannstadt wurde eingespannt, um die Tauglichkeit der Orgel zu prüfen, die völlig vernachlässigt wurde und durch die Arbeiten gewaltig gelitten hatte. Denn was wäre ein Gottesdienst ohne Orgelbegleitung, kaum vorstellbar.

Beim Gottesdienst in der renovierten Kirche in ...
Beim Gottesdienst in der renovierten Kirche in Reußmarkt predigte Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli. Foto: Simon Spielhaupter
Alles sollte auf vier Säulen stehen: würdiger Gottesdienst, emotionale Kranzniederlegung am evangelischen Friedhof, das leibliche Wohl und das gesellige Beisammensein der Anwesenden. Der Gottesdienstablauf wurde von Pfarrer Alfred Dahinten festgelegt, ergänzt von einigen musikalischen Beiträgen seitens der HOG. Hier ein riesiges Dankeschön an Reinhardt Reißner mit seinen „Pfalz-Neuburger Musikanten“, die uns auch im weiteren Tagesverlauf begleiten sollten. Die voll besetzte Kirche strahlte hell in ihrem Glanze, auch dank Tage davor entstaubtem, sehr schön geschmückten Altar und von fleißigen Helfern frisch geputzten Fenstern und Bänken. Unter den Klängen der Intrade trat ein eine Schar prominenter Geistlicher der evangelischen, aber auch der orthodoxen und griechisch-katholischen Kirche, allen voran Bischofsvikar Pfarrer Dr. Daniel Zikeli, Bezirksdechant (Mühlbach) Pfarrer Alfred ­Dahinten, Bezirksdechant (Hermannstadt) Pfarrer Dietrich Heinz Galter und Pfarrer Wilhelm Meitert, ebenso Ilse Welther (HOG-Verband), Martin Bottesch (Deutsches Forum) und der Reußmarkter Bürgermeister Ioan Troanca, gefolgt von den prachtvollen Trachtenträgern, die Tage davor am Trachtenumzug in Hermannstadt teilgenommen hatten. Ein festlicher Gottesdienst mit Beicht- und Weihehandlung nahm seinen Lauf. Die eindrucksvolle Predigt von Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli hat dem Gottesdienst die nötige Würde verliehen. Mit „Gebet“ von Friedrich Händel und „Danket dem Herrn“ von Friedrich Schulz, gesungen von Sängerinnen und Sängern, die eigens für diesen Zweck zusammengesetzte „kleine Singgruppe“ unter der Taktführung von Wilhelm Ehrlich, wurde der Gottesdienst musikalisch ergänzt. Auch die Orgel hat ihren Dienst getan. Das Abendmahl und der Gang um den Altar haben diesen Gottesdienst abgerundet. Mit den Klängen eines Chorals wurde die von der Sonne erhellte Kirche verlassen.

Nun stand der Friedhofsgang an. Bläser, Geistliche, Trachtler und die restlichen Kirchenbesucher begaben sich unter musikalischer Begleitung zum Friedhof. Ein in Mühlbach angefertigter Kranz sollte an den Gräbern unserer ehemaligen Pfarrer Hans Klein und Michael Wallentin niedergelegt werden. Hierfür wurden rechtzeitig von Familie Maria und David Glatz und Kurator Simon Graef die Gräber hergerichtet, aufgefüllt, bepflanzt und fleißig gegossen. Es war sehr ergreifend. Manch eine Träne wurde vergossen beim von Dechant Alfred Dahinten gesprochenen Segen und Gebet für die Verstorbenen und beim Erklingen des sehr emotional inszenierten Musikstückes „Ich hatt‘ einen Kameraden“. Sogar der Himmel konnte sich kaum zurückhalten.
Kranzniederlegung am 6. August auf dem ...
Kranzniederlegung am 6. August auf dem evangelischen Friedhof in Reußmarkt, von links: der Mühlbacher Dechant Alfred Dahinten, Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli und der Hermannstädter Dechant Dietrich Heinz Galter. Foto: Christian Spielhaupter
Nun ging es in den von unseren Vorfahren in den Jahren 1912-1913 erbauten Gemeindesaal. Dieser wurde 2011 an die Stadtverwaltung Reußmarkt verkauft, schön renoviert und wird heute für Hochzeiten und andere größere Events genutzt. Dieser wurde uns für diesen Zweck kostenlos vom der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt und vom Caterer R. Danciu und seiner Mannschaft für über 200 Personen hergerichtet und gedeckt und sollte trotzdem nicht ausreichen, da viele Gäste aus den Nachbargemeinden, vor allem aus Großpold, sich eingefunden hatten. Schnell wurden weitere Tische aufgebaut. Mit einem üppigen Menü, bestehend aus einer Ciorbă de perișoare und einem „Gemischten Braten“, sollte der Hunger gestillt werden. Begrüßungen und Dankesworte sollten folgen. Die oben erwähnten Musiker sorgten dafür, dass Stimmung aufkam. Schweren Herzen mussten die Musiker dann zu einem Folgetermin nach Nimesch. Dies sollte der Stimmung aber nichts antun, denn als Überraschung tauchte die Sächsische Tanzgruppe der Kinder und Jugendlichen aus Mühlbach auf, die unter der Leitung von Ana Maria Dahinten mit großer Begeisterung einige Volkstänze aufführte. Diese Stimmung sollte dann bis kurz vor Mitternacht von unserem aus Petersdorf stammenden Alleinunterhalter Simon Falk hochgehalten werden. Hinzu kam noch ein üppiges Abendessen. Viele Erinnerungen wurden wach, neue Bekanntschaften wurden geschlossen. So ging ein ereignisreicher Tag zu Ende.

Ein besonderer Dank geht an Bezirksdechant Pfarrer Alfred Dahinten sowie alle, die sich bei dieser Veranstaltung eingebracht haben, allen voran Simon Schenker (Miedel Sim), und alle, die mit sichtbarer Begeisterung teilgenommen haben. Erwähnt sei noch, dass zu diesem Anlass von Historiker Martin Rill mit finanzieller Unterstützung des Kulturwerks der Siebenbürger Sachsen e.V. eine 24-seitige Broschüre zur Geschichte von Reußmarkt in deutscher und rumänischer Sprache angefertigt und den Besuchern der Kirchenanlage in Reußmarkt sowie der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt wurde. Die restlichen Exemplare können beim HOG-Treffen eingesehen und mitgenommen werden. Auch kann man einen Kalender 2025 „Erinnerung an die Wiedereinweihung der Reußmarkter Kirche am 6. August 2024“ erwerben.

Zur Erinnerung: Am 12. Oktober findet in Lauffen am Neckar unser HOG-Treffen statt. Bitte rechtzeitig anmelden.

HOG Reußmarkt e.V.

Schlagwörter: Reußmarkt, Kirche, Einweihung, HOG, Gottesdienst

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