5. April 2005

Katharina Zeides wurde 100 Jahre alt

Katharina Zeides feierte am 31. März im Rahmen ihrer großen Familie, die aus ganz Deutschland angereist war, ihren 100. Geburtstag in Augsburg.
Was sind das für Gefühle, eine Mutter, Oma, Uroma und Ururoma zu haben, die dieses gesegnete Alter erreicht? Liebe, Dankbarkeit, Hochachtung, Stolz und Demut vor einer, ein Leben lang fleißigen, bedachten, immer für andere einsatzbereiten Frau, die durch Höhen und Tiefen mit ihrer immer größer werden Familie gegangen ist.



Katharina Zeides an ihrem 100. Geburtstag.
Katharina Zeides an ihrem 100. Geburtstag.
Katharina Zeides wurde als älteste Tochter von Georg und Katharina Neudörfer, geborene Türk, in Zeiden im Burzenland geboren. Die junge Familie wurde hart getroffen, als 1919 der Vater Georg starb und ein halbes Jahr später der jüngere Bruder Otto an einer, damals unheilbaren, Kinderkrankheit. Am 15. Januar 1925 heiratete Katharina den Bauernsohn Johann Zeides in Zeiden. Nachdem die fünf Kinder Leontine, Melitta, Erna sowie die Zwillingsbrüder Hans und Otto den Hof in der Hintergasse beleben, wurde 1936 ein neues Wohnhaus errichtet. Die Landwirtschaft und der Milchladen auf dem Anwesen in der Hintergasse wurden vorbildlich von Alt und Jung geführt, bis im Januar 1945 Ehemann Johann und die älteste Tochter Tini nach Russland deportiert wurden. 1946 folgte die Enteignung. Dieses Ereignis hat die Jubilarin auch in hohem Alter, trotz mehreren Neuanfängen, nicht vergessen. Sie erzählt: „Dann war ein Zettel am Tor – und alles wurde uns genommen.“ Aber auch dieses Ereignis steckte sie weg, krempelte die Ärmel hoch und begann nach der Rückkehr des Ehegatten in der LPG zu arbeiten, sicher kein leichter Weg.

Die Kinder heiraten, die Familie wird größer. Es war eine schöne, erlebnisreiche Zeit – vier Generationen lebten hier zusammen. Es war sicher nicht leicht, ein kleines Paradies für uns Enkelkinder zu schaffen, in dem wir getragen wurden von Uroma, Großeltern und Eltern. Disziplin war ein oberstes Gebot. Ohne Regeln, gepaart mit Liebe und Achtung der Generationen, hätte das Zusammenleben nicht funktioniert. Die Jahre der sonntäglichen Begegnungen im Hause Zeides nahmen in den siebziger Jahren ein schnelles Ende. Die Ausreise der beiden Söhne 1974 und 1977 hinterließen Lücken im Familienalltag. Durch die Krankheit und zu frühen Tod von ihrem Gatten Hans Zeides 1973 und ihrer Mutter 1976 wurde Katharina Zeides vor neue Lebensaufgaben gestellt. Enkel Peter Bartholomie schenkte ihr als Trost einen Spruch: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her“.

Dieser Lichtblick scheint 1978 da zu sein, als sie mutig nach vorne schauend die Möglichkeit ergreift, zusammen mit Schwiegersohn Hans Schuster die beiden Söhne in Deutschland zu besuchen. Die jüngste Enkelin Kerstin kann die Fürsorge der Zeidesoma gut brauchen, und so wagt sie einen Neuanfang in der Ferne. Ohne Wehmut und Heimweh über den Verlust der Heimat fügte sie sich erstaunlich ihrem Schicksal. „Der Mensch denkt, Gott lenkt“, ist ein Satz, den sie sicher in dieser Zeit oft gedacht und gesagt hat. 1988 sind alle ihre Kinder, Enkel und mittlerweile Urenkel in der neuen Heimat in Metzingen, Backnang, Niederaichbach und Friedberg angekommen. Jahrelang pendelte sie geduldig von einem Kind zum anderen und fühlte sich nach eigenen Worten überall daheim.

Als sie im Sommer 2003 aus Altersgründen nicht mehr im Schoße ihrer Familie sein konnte, fiel die Entscheidung, sie ins Altenheim zu bringen sehr schwer. Viele Besuche ihrer Verwandten sollen ihr das Gefühl geben, nicht verlassen zu sein. Wir erleben sie als geduldige, gläubige, dankbare und dem Schicksal sich fügende Frau. Auf die Frage: „Wie geht es dir?“, antwortet sie ruhig und gelassen: „Ich bin nicht krank, nur alt.“

Mit deinem Konfirmationsspruch: „Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen“ wünschen dir die Kreisgruppe Augsburg, die Nachbarschaft Zeiden und deine Familie Gottes Segen, „denn der Herr ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt“ (Jeremia 3, 25-26).

Hannelore und Jürgen Scheiber

Schlagwörter: Zeiden, Augsburg

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