20. Juni 2006

Lehrerin Rosa Tontsch-Foof wurde 100 Jahre alt

Die ehemalige Lehrerin Rosa Tontsch-Foof, geborene Tontsch, feierte am 13. Juni ihren 100. Geburtstag bei geistiger Frische in Zeiden. Sie hat segensreich in und außerhalb der Schule gewirkt und mehrere Generationen von Schülern bestens für ihr späteres Leben vorbereitet.
Geboren wurde sie 1906 in einer Bauernfamilie in Brenndorf. Wegen des Krieges musste sie sechs Jahre lang die Grundschule im Heimatort besuchen. 1918 kam sie in die Mädchen-Bürgerschule nach Kronstadt, von 1921 bis 1925 besuchte sie das Lehrerinnenseminar in Schäßburg. Sie unterrichtete zunächst in der Volksschule in Brenndorf, bevor sie 1926 in Nußbach als Lehrerin angestellt wurde. Zusätzlich versah sie von 1930 bis 1948 den Organistendienst in dieser Burzenländer Gemeinde. Als sie 1936 den Nußbacher Peter Foof heiratete, verlor sie vorübergehend ihre Stelle als Lehrerin, da damals die Meinung vorherrschte, Lehrerinnen sollten sich um die Schüler kümmern und nicht um ihre Familie. "So gab es damals meistens nur alte Fräuleins als Lehrerinnen", erinnert sich die Jubilarin. 1948 untersagten ihr die kommunistischen Behöden, Orgel in den Gottesdiensten zu spielen. 1952 wurde sie sogar öffentlich als "Parteifeind und Ausbeuter" gebrandmarkt, unter anderem da ihr Ehemann in der deutschen Wehrmacht gewesen war. Haus und Hof mussten die Foofs für die Kollektivwirtschaft räumen, Rosa Tontsch-Foof wurde aus dem Lehramt entlassen.


Rosa Tontsch-Foof in Zeiden wurde 100.
Rosa Tontsch-Foof in Zeiden wurde 100.
Nach der Klarstellung ihrer Situation wurde sie wieder in den Schuldienst übernommen, musste aber - da ihre Stelle in Nußbach inzwischen besetzt worden war - in die deutsche Schule nach Zeiden wechseln. Auch hier entfaltete sie von September 1952 bis Juni 1963 eine segensreiche Tätigkeit. Nach 1955 unterrichtete sie auf Anraten von Schulinspektor Hans Hermannstädter immer die erste Klasse. Außerschulisch hielt sie im Rahmen des Frauenvereins Leseabende ab und referierte zu Themen wie Hauswirtschaft, Erziehung und Gesundheit. Bei Elternabenden im großen Saal führten ihre Zöglinge Märchenspiele wie zum Beispiel "Hänsel und Gretel", "Die zertanzten Schuhe", "Die Männlein im Wald" auf, boten Tänze dar oder trugen Gedichte vor.


Als Rentnerin durfte Rosa Tontsch-Foof wieder Orgel spielen und vertrat oft die Organisten in Zeiden, Rosenau, Brenndorf, Heldsdorf, Nußbach oder Fogarasch. So hat sie gerne bis ins hohe Alter, bis zu ihrem 91. Lebensjahr, für unsere sächsische Gemeinschaft gearbeitet und ihr gedient.


Die Burzenländer Heimatortsgemeinschaften und deren Mitglieder danken der Jubilarin für ihr segensreiches Wirken über die vielen Jahre und wünschen ihr Gesundheit und viel Glück inmitten ihrer Familie.

Siegbert Bruss


Hoher Besuch zu außergewöhnlichem Ereignis

Zum Mittelpunkt einer außergewöhnlichen Geburtstagsfeier wurde die Lehrerin im Ruhestand Rosa Tontsch-Foof am 13. Juni, die an diesem Tag ihr 100. Lebensjahr erfüllte. Der Sohn, Dipl.-Ing. Peter Foof (ehemaliger Leiter der Möbelfabrik "Măgura"), und dessen Gattin hatten alle Hände voll zu tun, um den würdigen Rahmen für diesen festlichen Tag vorzubereiten. Verwandte und Freunde aus dem In- und Ausland bekundeten durch zahlreiche Briefe und Glückwunschkarten ihre Freude über dieses Ereignis. Daniel Rothenbächer, Mitarbeiter der Karpatenrundschau, führte ein Interview mit der rüstigen und mitteilungsfreudigen Jubilarin (siehe "Karpatenrundschau" vom 17. Juni 2006). Viele der darin enthaltenen Einzelheiten über ein langes, ereignisreiches Leben, mit vielen Höhen und Tiefen, teilte die Jubilarin auch ihren Gästen an ihrem 100. Geburtstag mit: Thomas Gerlach, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Stadtpfarrer Klaus Martin Untch, Vizebürgermeister Ivan, Altdechant Klaus Daniel, Pfarrer in Wolkendorf und Mitglied der Familie, und vielen anderen.

Thomas Gerlach, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, überreicht der 100-jährigen Rosa Tontsch-Foof die Glückwünsche des Bundespräsidenten und ein Geschenk. Foto: Klaus-Martin Untch
Thomas Gerlach, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, überreicht der 100-jährigen Rosa Tontsch-Foof die Glückwünsche des Bundespräsidenten und ein Geschenk. Foto: Klaus-Martin Untch
Auch einem Kamerateam des Lokalsenders "mix-tv" aus Kronstadt gab die Jubilarin Auskunft über ihren reichen Schatz an Lebenserfahrung. Was das erfragte "Rezept der Langlebigkeit" betrifft, wies sie auf Gottes Gnade und Hilfe hin. Unserem himmlischen Vater habe sie es zu verdanken, dass sie so vieles für das Wohl ihrer Familie in so schweren Zeiten erreichen konnte und so viele Jahre bei guter Gesundheit im Kreise ihrer Lieben verbringen durfte. Sie zählt zu den wenigen Siebenbürger Sachsen, die in der alten Heimat an ihrem Lebensabend ihre Kinder um sich haben können.

Die Freude über die erwiesene Ehre und die erhaltenen Geschenke erhellte das Gesicht der Hundertjährigen: ein Glückwunschschreiben des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler nebst einem Korb voller Süßigkeiten (überreicht von Generalkonsul Gerlach), ein Glückwunschschreiben seitens des hochwürdigen Herrn Bischofs D. Dr. Christoph Klein, der Frau Tontsch-Foof in seiner Vikariatszeit - 1958/59 kennen- und schätzen gelernt hatte, je ein eingerahmtes Foto in Großformat von der Orgel aus Nußbach (wo sie als Organistin begonnen hatte) und aus Zeiden nebst einem Blumenstrauß, ein Glückwunschschreiben nebst einer kleinen finanziellen Unterstützung seitens des Zeidner Bürgermeisteramtes (überreicht vom Zeidner Vizebürgermeister Ivan), ja sogar das Kamerateam hatte eine Überraschung parat: eine Geburtstagstorte mit einer schokoladenen "100".

Doch die Gäste selbst wurden beschenkt: Rosa Tontsch-Foof setzte sich an das Klavier und stellte unter Beweis, dass es ihr noch immer vergönnt ist, andere mit ihrem Klavierspiel zu erfreuen. Voller Rührung stimmten die Gäste zu den Klängen von "Der Mai ist gekommen" mit ein. Generalkonsul Thomas Gerlach hielt seine Eindrücke von diesem Ereignis einige Tage später in einem Schreiben fest: "Der 100. Geburtstag von Frau Rosa Tontsch-Foof war ein wahrhaft außergewöhnlicher Anlas für meinen ersten Besuch in Zeiden. Ich bin Herrn Pfarrer Untch sehr dankbar für seine Initiative hierzu. Die erstaunlich rüstige Jubilarin beeindruckte durch geistige Frische und professionelles Klavierspiel. Möge der Herrgott ihr noch weitere Jahre vergönnen! Ein persönliches Glückwunschschreiben von Bundespräsident Horst Köhler, das ich überreichen durfte, unterstreicht auch dessen Verbundenheit mit den Deutschen in Rumänien. Ein kurzer Besuch in der deutschen Schule und ein etwas längerer in der Kirchenburg mit Führung durch Pfarrer Untch, wo ich auch die Mitglieder des Presbyteriums kennen lernte, rundeten diesen Aufenthalt ab, dem bald ein weiterer, ausführlicherer folgen soll."

Pfarrer Klaus-Martin Untch

Schlagwörter: Zeiden, Burzenland, Brenndorf, Porträt

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