14. März 2012

Richard Kepp – weltbekannter Mediziner – vor 100 Jahren geboren

Richard Kepp wurde am 7. Februar 1912 in Hermannstadt geboren. Sein Vater, Dr. Friedrich Kepp, war Gymnasiallehrer. Nach Schulbesuch studierte Kepp Medizin an der Universität Klausenburg, wo er im Anschluss zum Dr. med. promovierte. Seine Doktorarbeit, die er am medizingeschichtlichen Institut ablegte, trug den Titel: „Berichte aus der sächsischen Presse Siebenbürgens über das Sanitätswesen im Unabhängigkeitskrieg Rumäniens, 1877.“
Ein Jahr lang ­arbeitete er als Assistenzarzt am Martin-Luther-Krankenhaus in Hermannstadt, einer neu errichteten Heilanstalt in der Trägerschaft der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft. Zur weiteren Ausbildung ging Kepp an die Universitätsfrauenklinik Göttingen. Nach Abschluss seiner Facharztausbildung wollte Kepp nach Hermannstadt zurückkehren, doch dieser Plan wurde durch die Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit vereitelt. 1941 heiratete er die Ärztin Annemarie Schneider aus Bromberg. Zwei Söhne und eine Tochter entstammen dieser Ehe. In Göttingen stieg er stufenweise zum geschäftsführenden Oberarzt, zum Privatdozenten und außerordentlichen Professor auf. Im Oktober 1956 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl für Geburtshilfe und Frauenheilkunde an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Dort war er lange Zeit Direktor der Frauenklinik, danach Dekan der Medizinischen Fakultät und schließlich von 1965 bis 1966 sogar Rektor der Universität. 1966 wurde er in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie gewählt, zeitweise war er deren Präsident. Von 1967 bis 1976 war er zudem Vorstandsvorsitzender der Gießener Hochschulgesellschaft. Kepp war Mitglied der renommierten Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Diese in Schweinfurt gegründete und seit dem 19. Jahrhundert in Halle ansässige „Nationale Akademie der Wissenschaften“ ist die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Gelehrtengesellschaft in Deutschland und die erste naturforschende Akademie der Welt. Zu ihren berühmtesten Mitgliedern zählen Persönlichkeiten wie Goethe, Darwin und Einstein. 1974 weilte Kepp bei der letzten Tagung der Leopoldina, bevor diese im Geflecht der politisch-ideologischen Strukturen der DDR unbedeutend wurde.

Prof. Dr. Richard Kepp, Direktor der Universitäts ...
Prof. Dr. Richard Kepp, Direktor der Universitäts-Frauenklinik Gießen (1970). Fotoquelle: Medizingeschichtliches Archiv des AKSL
Bis zu seiner Emeritierung leitete Kepp die Gießener Universitätsfrauenklinik. Danach verbrachte er den Ruhestand bei seiner Tochter in Bremen. Hier starb er im Jahr 1984.

Kepps Hauptarbeitsgebiet war neben der klassischen Gynäkologie die Krebsbekämpfung, mit der er sich im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft des Landes Niedersachsen beschäftigte. Jahrelang war er zudem Mitglied der Reaktorsicherheitskommission beim Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und dabei unter anderem für den medizinischen Strahlenschutz beim Bau von Atomkraftwerken verantwortlich. Ab 1960 war Familienplanung sein wissenschaft­liches Schwerpunktthema. Kepp wurde einer der Väter der „Pille“ – der hormonellen Empfängnisverhütung. Er war Präsident der „Pro Familia, Deutsche Gesellschaft für Sexualerziehung und Familienplanung“ und arbeitete in mehreren Gremien an der Neufassung des §218 (Schwangerschaftsabbruch) mit. Er gilt als Mitbegründer der modernen Sexualkunde in Deutschland.

Auf Kepp gehen fünf große Standardwerke zur Gynäkologie und Strahlentherapie zurück. Er war Herausgeber von sechs Handbüchern zu den The­men Blutbildung, Familienplanung und Krebsbekämpfung. Außerdem tragen nahezu 250 wissenschaftliche Beiträge und Skripte seiner Vor-­ träge bei Kongressen in Europa, Amerika und der damaligen Sowjetunion seine Unterschrift.

Kepp trat häufig in der Öffentlichkeit auf. Dabei setzte er sich vehement für Belange des Ärztestandes ein. Ende der 50er Jahre trat er dem Siebenbürgisch-sächsischen Ärzteverein „Skupschina“ bei. Kepps Einsatz für siebenbürgische Belange war nachhaltig. Die Beziehungen zu Siebenbürgen und Rumänien blieben Zeit seines ­Le­bens intensiv. Aufmerksam verfolgte er die Entwicklung der politischen Zustände im kommunis-­ tischen Rumänien und versuchte, diese in Deutschland publik zu machen. In einem Brief vom 21. Juli 1972 schreibt er: „Es ist so schwer, den Bundesdeutschen klarzumachen, dass Rumänien ein Polizeistaat ist. Die heutige Propaganda geht immer in die Richtung, alles dort zu verniedlichen.“ 1974 erhielt er für sein Engagement in Dinkelsbühl den Kulturpreis der Landsmannschaft.

1979 schreibt ihm ein Arztkollege: „Ich sehe Sie in der Reihe unserer Großen, die von Michael Siebenbürger, dem Bürgermeister von Wien um 1500, bis zu unserem Oberth dem Namen der Siebenbürger Sachsen zu Ehre dienten“.

Hansgeorg v. Killyen

Schlagwörter: Porträt, Medizin, Kulturpreis

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