4. Juli 2025

Maria Luise Roth-Höppner zum 95.

Dr. Maria Luise Roth-Höppner feierte ihren 95. Geburtstag am 24. Juni in Hermannstadt. Aus diesem Anlass würdigte Hannelore Baier das außergewöhnliche Leben der Astronomin und Buchverlegerin in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien.
Dr. Maria Luise Roth-Höppner. Foto: Eduard ...
Dr. Maria Luise Roth-Höppner. Foto: Eduard Schneider
Die Jubilarin verbrachte ihre Kindheit in der Zwischenkriegszeit in Hermannstadt und musste ihren Geburtsort erstmals verlassen, als sich die Situation der Familie nach Kriegsende änderte. Ihr Vater, der bedeutende Politiker Dr. Hans Otto Roth, konnte ihrem Bruder und ihr eine unbeschwerte Kindheit bieten, hatte es aber nach dem politischen Umschwung umso schwerer. In Bukarest, wo niemand sie kannte, hatte Maria Luise dann trotzdem die Möglichkeit, ihr Wunschfach Astronomie zu studieren. Als Tochter eines „bürgerlichen Politikers“ wurde sie jedoch nicht in einem Forschungsinstitut oder Astronomischen Observatorium angenommen, weshalb sie 1952 die Zuteilung in eine Schule erhielt. Im selben Jahr wurde ihr Vater verhaftet. Erst viel später erfuhr die Familie, dass er schon 1953 im Gefängnis verstorben war. Maria Luise Roth und ihr Bruder Herbert waren ihrerseits durch die Verhaftungswelle von 1958 betroffen und mussten sechs Jahre in Haft verbringen. Als Vorwand nutzte die Securitate einen Brief von Fritz Theil aus Deutschland, den die Geschwister erhalten hatten. Ihnen wurde eine „Verschwörung gegen die soziale Ordnung durch Agitation“ vorgeworfen; sie hätten gegen die soziale Ordnung verstoßen. Eigentlich wurden sie dafür bestraft, dass sie sich nicht als Informanten der rumänischen Geheimpolizei Securitate anwerben ließen.

Maria Luise Roth konnte sich durch gestickte Briefe während der Haft die Zeit vertreiben. Sie schaffte es, durch rote Fäden aus einer Bluse, die sie mit einer aus Draht hergestellten Nadel auf Fetzen einer anderen Bluse gestickt hat, ihrer Mutter Nachrichten zu übermitteln. Sie sah die Gefängnisstrafe als Chance, wie Hannelore Baier in ihrem Artikel schreibt: „Tolerant erzogen, habe sie in der Haft erlebt, dass wir alle Menschen sind, dass es aber gute oder böse Menschen gibt.“ Nachdem sie ihre Strafe abgesessen hatten, zogen Maria Luise Roth und ihr Bruder Herbert zur Mutter zurück und versuchten, ihr finanziell zu helfen. Allerdings wollte niemand ehemalige Häftlinge anstellen. Maria Luise versuchte deswegen, durch privaten Unterricht Geld zu verdienen. Im Sommer 1969 verließ die Familie Rumänien, nachdem ein Gesetz erlassen wurde, das ehemals politisch Verurteilten eine Anstellung in der Forschung verbot. In Hamburg fanden sie dann ein neues Leben und Maria Luise Roth fand eine Anstellung am Astronomischen Observatorium, wo sie promovierte und Dr. Wolfgang Höppner kennenlernte, den sie 1979 heiratete.

Seit 1985 verbrachte das Ehepaar jeden Urlaub in Rumänien, bis es sich nach dem Niedergang des Ceaușescu-Regimes dazu entschloss, ganz nach Rumänien zurückzukehren. Im Mai 1991 kam Maria Luise Roth-Höppner mit ihrem Mann zurück nach Hermannstadt, wo sie eine Computersatz-Firma gründeten, die sich zum Hora-Verlag weiterentwickelte. „Es war der erste private Verlag in Rumänien, der vorrangig deutschsprachige Bücher – und diese nach allen Regeln des Buchdrucks – herausbrachte“, so Hannelore Baier in ihrem Artikel. Außerdem gründete Roth-Höppner den Verein „Arche Noah“, um anderen Rücksiedlern zu helfen und ihren Umzug nach Rumänien zu erleichtern. Als Dr. Wolfgang Höppner 2020 verstarb, endete die Buchproduktion, aber der Buchversand besteht auch jetzt noch, obwohl Maria Luise Roth-Höppner seit 2024 im Altenheim lebt.

Melina Battes

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Schlagwörter: Porträt, Geburtstag, Verlegerin

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