30. Oktober 2015

Mit Mut und Organisationstalent für die Gemeinschaft: Nachruf auf Michael Trein

Der ehemalige Tartlauer Bürgermeister und siebenbürgische Verbandspolitiker Michael Trein ist am 5. Oktober 2015 im Alter von 80 Jahren in Crailsheim gestorben. Zahlreiche Landsleute begleiteten den am 17. Juli 1935 in Honigberg Geborenen auf seinem letzten Weg. Bei der Beerdigung am 13. Oktober auf dem Friedhof in Crailsheim-Ingersheim sagte Pfarrer Rainer Köpf: „Mit Michael Trein geht ein Leben zu Ende, in dem die ganze bewegte Nachkriegsgeschichte sich widergespiegelt hat, Zusammenbrüche und Neuanfänge, Sturm- und Sonnentage.“
Seine Traueransprache stellte Pfarrer Rainer Köpf unter die Tageslosung aus dem Herrenhuter Losungsheft vom 5. Oktober: „Unser Gott wandte einen Fluch in Segen.“ Diese Wendeerfahrung hätten auch Michael Trein und die Siebenbürger Sachsen insgesamt immer wieder gemacht. Gerufen von den ungarischen Königen, seien Menschen vor 800 Jahren aus der Moselgegend gen Osten ausgewandert. Sie bekamen dort große Freiheiten, aber auch eine große Aufgabe als „menschliches Schutzschild Europas“. „Diese Aufgabe hat bedeutet, dass immer wieder schwerer Fluch über das Volk kam. Wenn dann die Tataren oder andere östliche Mächte herangestürmt sind und die Häuser und ganze Existenzen vernichtet haben. Über 50 Mal ist Tartlau zerstört und wieder aufgebaut worden. Die Menschen sind trotzdem dort geblieben und haben immer wieder erlebt, dass nach dem Fluch der Segen gekommen ist, dass nach kalter Nacht immer wieder die Sonne aufgegangen ist.“

Michael Trein beim Tartlauer Treffen 2006 in ...
Michael Trein beim Tartlauer Treffen 2006 in Cralsheim. Foto: Wolfgang Trein
Zum Aufbau und Neuanfang seien Mut und Organisationsfähigkeit ebenso nötig wie die Bereitschaft, „die Fähigkeiten, die Gott einem gegeben hat, einzusetzen für die Gemeinschaft, für andere. Michael Trein war unbestritten einer von diesen Mutigen, die organisieren konnten, die Perspektiven entwickeln konnten, die das biblische Wort umsetzen konnten: ‚Suchet der Stadt Bestes‘“, sagte Pfarrer Köpf. So habe Michael Trein seine Fähigkeiten sowohl in Siebenbürgen, als Leiter der staatlichen Genossenschaft in Tartlau (ab 1961) und als erster und letzter deutsche Bürgermeister von Tartlau (1969-1975), als auch – nach der Aussiedlung 1975 – in Deutschland eingesetzt. Sein Organisationstalent kam als Leiter von Übergangs- und Asylbewerberwohnheimen sowie im Verbandsleben zum Tragen. 1979 gründete Trein die Kreisgruppe Crailsheim der Siebenbürger Sachsen, die er 25 Jahre lang leitete. Ebenfalls ein Vierteljahrhundert war er Vorsitzender der 9. Tartlauer Nachbarschaft, die er 1981 ins Leben rief. Zudem war er Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg und Bundesvorstandsmitglied.

Pfarrer Köpf hat Michael Trein „als einen klugen Mann erlebt, „einen Kümmerer, der wirklich etwas Gutes für andere Menschen tun möchte“, ihn aber auch für deine Geselligkeit geschätzt: „Er konnte herzlich lachen und viele Geschichten erzählen – stundenlang und spannend.“

Der Schriftsteller Hans Bergel verlor mit Michael Trein „einen jederzeit aufrechten, nicht beugbaren, klugen und treuen Freund. Einen der zuverlässigsten, die ich je hatte.“ In einem Kondolenzschreiben an Wolfgang und Heidrun Trein, die Kinder des Verstorbenen, schrieb Bergel, dass sich ihre Freundschaft über die Jahrzehnte hinweg bewährt habe, „besonders in den Jahren der dramatischen Auseinandersetzung mit der autoritären Bukarester Regierung, doch ebenso während der heftigen innersächsischen Erörterungen zur Frage ‚Bleiben oder Gehen‘“. Beide seien der Meinung gewesen, „dass die Freiheit und das Menschenrecht auf selbstgewählte Lebensgestaltung den Vorrang haben müssten“.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Verbandsleben, HOG, Crailsheim, Tartlau, Burzenland

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