19. Januar 2017

Der Pianistin Christa Schlezak zum 80.

Der Lebensweg von Christa Schlezak kann mit einer Gebirgswanderung verglichen werden, einer, die an einem Flusslauf in einem lieblichen Tal beginnt, mit leichten Windungen zu sanften Anhöhen und über Hindernisse auf steinigen und mühevollen Pfaden zu berauschenden Gipfelerlebnissen des Erfolges führte. Geboren wurde die Künstlerin am 19. Januar 1937 in Hermannstadt als viertes Kind von Margherita und Franz Xaver Dressler.
Christa Schlezack wuchs wohl behütet und unbeschwert auf, trotz entbehrungsreicher Zeiten und einengender Verhältnisse. Für die junge Musikerin waren Töne, Klang, Harmonie und das vielfältige Musikleben der Stadt, das ihr Vater virtuos aufleben ließ und gestaltete, richtungsweisend. Die begabte Tochter war Teil dieses umfangreichen Programms, sei es, dass sie mit ihrer engelhaften Sopranstimme von der Empore aus den Raum der evangelischen Stadtpfarrkirche erfüllte oder als Stütze im Bachchor unter der Stabführung ihres Vaters bei Oratorien als Spielerin an der Orgel oder am Cembalo mitwirkte und die Proben zeitweilig auch leitete.

Mit viel Fleiß und Ausdauer ließ sie sich von der kundigen und bekannten Klavierlehrerin Irmgard Weindel zur Pianistin ausbilden. Ihr Wissen befähigte sie schon bald, selbst junge Talente zu unterrichten. Am Musiklyzeum und an der Volkskunstschule in Hermannstadt war ihr Können nicht nur als Musikpädagogin, sondern auch als Korepetitorin und Konzertbegleiterin am Cembalo und Klavier gefragt.
Die Pianistin Christa Schlezack am 26. Juni 2016 ...
Die Pianistin Christa Schlezack am 26. Juni 2016 in ihrem Wohnzimmer in Dillenburg. Foto: Ingmar Loew
Als Mitglied im rumänischen Kammermusik-Ensemble „Collegium musicum“ meisterte sie als Cembalistin Auftritte in Rundfunk und Fernsehen sowie Konzerte im In- und Ausland, spielte in der ehemaligen Sowjetunion, vor allem im Baltikum, St. Petersburg und Moskau, in Bulgarien und der DDR. Einer der Höhepunkte ihrer Laufbahn war 1969 der Fortbildungskurs im Rahmen des internationalen Musikseminars der Franz-Liszt-Hochschule in Weimar, als sie das Cembalo, auf dem einst Johann Sebastian Bach gespielt hatte, wieder zum Erklingen bringen durfte.

Aus der fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Tenor Anton Schlezak erblühte die Liebe ihres Lebens, die, alle Hindernisse überwindend, ihr im Februar 1975 schließlich einen Neuanfang in der Bundesrepublik Deutschland ermöglichte. In der Oranienstadt Dillenburg am Fuße des Rothaargebirges begann ein Leben voller Pläne, erfüllter Wünsche und befreit von jeglichen Zwängen.

Christa Schlezak lehrte über ein Jahrzehnt lang an der Musikhochschule in Siegen, begleitete am Flügel nicht nur ihren Mann, sondern auch seine Gesangsschüler bei Proben und Auftritten. Gemeinsam unternahmen sie Konzertreisen nach Österreich, Norwegen und in die Schweiz. In Rezensionen ihrer Liederabende wurden immer wieder die glückliche Symbiose, das vertraute Zusammenspiel und die vollkommene Übereinstimmung in jeder Nuance der beiden Künstler hervorgehoben.

Gemeinsam erlebte das Paar die herrliche Bergwelt der Alpen und baute ein Haus, das den Vorstellungen und künstlerischen Ansprüchen der beiden genügen sollte. Nach dem Tod ihres Partners wohnt die Jubilarin allein in dem Haus, hegt und pflegt den idyllisch angelegten Garten, nimmt regen Anteil am Musikleben der Stadt Dillenburg und ihrer Umgebung und entlockt dem kostbaren Steinweg-Flügel klangvolle Töne. Außerdem weist sie junge Talente in die Kunst des Klavierspiels ein. Mit Vorliebe erklimmt die Künstlerin auch heute noch alpine Gipfel, um erhabene Ausblicke, Herausforderungen und Lebensfreude zu genießen.

„Man ist jung, solange man sich für das Schöne begeistern kann.“ (Jean Paul) In diesem Sinn wünschen wir Christa Schlezak Gesundheit, damit die Begeisterung für das Schöne, die Musik und Blumen noch lange anhält.

Ingrid Loew

Schlagwörter: Musik, Hermannstadt

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