16. Juli 2005

Michael Trein: das Ansehen der Siebenbürger vermehrt

Es gibt einen Typus des Siebenbürger Sachsen, dem Nüchternheit, Gradlinigkeit und in jeder Lage praktischer Sinn nachgesagt werden. Der am 17. Juli dieses Jahres 70 Jahre alte Michael Trein verkörpert ihn. Der ehemalige Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg und der Kreisgruppe Crailsheim, die er gründete und ein Vierteljahrhundert lang leitete, ist überdies Gründer der 9. Tartlauer Nachbarschaft und Herausgeber des Informationsblattes "Das Tartlauer Wort"; er gehörte fast ein Jahrzehnt dem Bundesvorstand der Landsmannschaft an, verantwortlich für das Referat "Heimatortsgemeinschaften".
Die Auszeichnung mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und mit der Goldenen Ehrennadel der Siebenbürger Sachsen sind Beweise der Anerkennung für "große Einsatzbereitschaft, persönliches Engagement und absolute Zuverlässigkeit", wie die Regionalpresse 1998 festhielt.

Michael Trein, letzter sächsischer Bürgermeister in Tartlau, wird 70 Jahre alt.
Michael Trein, letzter sächsischer Bürgermeister in Tartlau, wird 70 Jahre alt.
„Misch“ Treins Leben spiegelt die Turbulenzen wider, denen ein Angehöriger der deutschen Minderheit in Siebenbürgen während der kommunistischen Ära ausgesetzt sein konnte. Gewaltsame Schulunterbrechungen wegen falscher sozialer Herkunft – der in Honigberg Geborene entstammt einer Kaufmannsfamilie – , Zuweisung der Eltern zur Niedrigstarbeit, Zwangsdienstzeit in der Metallindustrie ... Trein stand die Schikanen nicht nur durch, er trotzte den widrigen Umständen den zweiten Bildungsweg und das Abitur ab. Mehr noch, nach der Heirat mit Hermine Morres und der Geburt zweier Kinder wurde er, der als Leiter der Staatlichen Getreidesammelstelle Tartlau durch mustergültige Arbeit auf sich aufmerksam gemacht hatte, 1969 zum Ersten Bürgermeister Tartlaus gewählt. Die deutsche Bundestagspräsidentin Annemarie Renger lud ihn anlässlich eines Besuchs in der durch die eindrucksvolle Kirchenburg berühmten Gemeinde nach Deutschland ein – und die Securitate musste ihn 1975 gehen lassen. Sie veranlasste jedoch, dass der bei allen Bevölkerungsteilen zu populär gewordene Mann sämtliche Ämter verlor. Trein setzte sich ab, 1978 kam die Familie nach.

Auch den Weg Michael Treins in Deutschland kennzeichnen die erwähnten Eigenschaften. 1976 vom Stuttgarter Regierungspräsidium zum Leiter des Staatlichen Übergangswohnheims Crailsheim ernannt, betreute Trein dies Heim bis 1999, richtete weitere Heime im Regierungsbezirk ein und schulte die Mitarbeiter. Dabei kam ihm neben seiner Organisationsgabe die Fähigkeit der Menschenbehandlung in einem Maße zugute, dass der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel in der Eigenschaft als Bundesratspräsident den Kontakt mit ihm suchte und ihn zur Teilnahme an einem Rumänienbesuch einlud. Trein galt damals als der beste Leiter der Übergangswohnheime im Land. Ruhe, Fingerspitzengefühl und Autorität im Umgang mit der bunten und oft schwierigen Masse der Asylbewerber sicherten ihm nicht allein bei diesen, sondern ebenso in höchsten Regierungskreisen Sympathie und Achtung. Dass davon auch das Bild der Siebenbürger Sachsen generell profitierte, bestätigte der Stuttgarter Staatssekretär Gustav Wabro, als er vor der Presse sagte: "Trein siedelte das Ansehen der Siebenbürger in Baden-Württemberg ganz oben an."

Das alles bedarf nur eines kurzen Kommentars: Ad multos annos, Misch, nor de Gesängd!

HB


Schlagwörter: Verbandsleben, HOG, Tartlau, Burzenland, Baden-Württemberg

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