28. März 2006

Josef Jägerhuber: Segensreiches Wirken für die Siebenbürger Sachsen

Seit 55 Jahren, seit dem 23. April 1951, wird die Siebenbürgische Zeitung in der Druckerei Josef Jägerhuber in Starnberg gedruckt. Seither bringt der Druckereiinhaber Josef Jägerhuber, der heute seinen 80. Geburtstag begeht, nicht nur seine fachliche Kompetenz ein, sondern ist zu einem Freund geworden, der die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in wesentlichen Fragen beraten und ihre gemeinschaftlichen Anliegen gefördert hat.
Josef Jägerhuber wurde am 28. März 1926 in Starnberg geboren, wo er als Lehrling in den väterlichen Betrieb einstieg. 1910 war sein Großvater Druckereibesitzer geworden und hatte den traditionsreichen Land- und Seeboten übernommen. Der junge Jägerhuber erlebte die Ostfront, Verwundung und wurde Mitte 1945 aus der amerikanischen Gefangenschaft entlassen. Abends kehrte er nach Hause und schon am darauf folgenden Morgen musste er die Geschäfte des fast stillgelegten Familienbetriebes übernehmen. Die Aufregungen im Dritten Reich, die in der Hauptsache durch die nationalsozialistische Gleichschaltung der Presse verursacht worden waren, hatten dem Vater zugesetzt, der bettlägrig geworden war. Der Sohn baute die Druckerei mit den Jahren zu einem florierenden Betrieb auf, der inzwischen für die Zuverlässigkeit und Gediegenheit seiner Produkte, darunter mehrerer siebenbürgischer und südosteuropäischer Publikationen, geschätzt wird.

Schon 1948 erhielt der damals 21-Jährige für das Wiedererscheinen des Land- und Seeboten eine der ersten Lizenzen der amerikanischen Besatzungsmacht in Bayern, die Lizenznummer 25. Die Heimatzeitung erschien dreimal pro Woche, bis sie 1990 angesichts der übermächtigen Konkurrenz der Münchner Tageszeitungen eingestellt werden musste.

Der 80-Jährige erinnert sich noch genau an den 23. April 1951, als die Siebenbürgische Zeitung erstmals unter dem Schriftleiter Hans Otto Bolesch in der Druckerei Jägerhuber gedruckt wurde. Es war ein schmales Blatt im Berliner Format, mit einer bescheidenen Auflage in den wirtschaftlich kargen Nachkriegsjahren. Jägerhuber war mit dem Sohn Heinrich Zillichs in Starnberg in die Schule gegangen und lernte auch andere in Starnberg ansässige Siebenbürger Sachsen kennen wie Walter Schlandt und dessen Sohn Hermann Schlandt, später auch Hans Hartl, mit dem er oft ausgedehnte Spaziergänge unternahm und mit ihm über siebenbürgische und südosteuropäische Themen debattierte.

„Die Beziehung mit den Siebenbürger Sachsen hat immer auf guten Füßen gestanden“, betont der Jubilar. Der eingesessene Oberbayer hat unterschiedliche Entwicklungen durch die Siebenbürgische Zeitung unmittelbar miterlebt und erinnert sich beispielsweise an die Jahre, in denen sich viele Siebenbürger Sachsen eine Existenz in ihrer neuen Heimat schafften, an die Familienzusammenführung, die Patenschaft, die Nordrhein-Westfalen 1957 über die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen übernahm, das Lawinenunglück am Buleasee, als die Zeitung aus aktuellem Anlass kurzfristig neu umbrochen werden musste, aber auch an die Hochwasserkatastrophe in Rumänien und die massive Ausreisewelle Anfang der neunziger Jahren, die dieser Zeitung eine steigende Auflage bescherte.

Jägerhuber wurde mit den Jahren zu einem guten Kenner der siebenbürgischen Geschichte und Kultur, der gerne zu Rate gezogen wurde. Seine fachliche Kompetenz als Herausgeber einer Tageszeitung brachte Jägerhuber in beratenden Gesprächen mit dem damaligen Bundesvorsitzenden Erhard Plesch ein, als es darum ging, dass die Landsmannschaft die Anzeigenverwaltung, die bis dahin einem fremden Verlag oblag, in die eigenen Hände zu nehmen. Am 15. April 1974 erschien die erste Siebenbürgische Zeitung, die von der Landsmannschaft in eigener Regie herausgegeben wurde. So kamen die Erlöse aus den Inseraten fortan dem Verband zugute, dessen finanzielle Basis sich dadurch wesentlich verbesserte.

Seine fachliche Kompetenz, sein Wissen als Verleger, gepaart mit tiefer Menschlichkeit, hat Jägerhuber in die Siebenbürgische Zeitung einfließen lassen, die mit den Jahren an Qualität und Format zugenommen hat. Ende der achtziger Jahre erfolgte der Umstieg vom Blei- zum Lichtsatz, der die technischen Möglichkeiten für umfangreichere Ausgaben schuf. Redakteure wie Alfred Hönig, Hans Bergel, Dankwart Reissenberger und Hannes Schuster sind Josef Jägerhuber ebenso in bester Erinnerung wie die Bundesvorsitzenden Dr. Wilhelm Bruckner und Dr. Wolfgang Bonfert, der ihm 1986 in Starnberg das Goldene Ehrenwappen der Landsmannschaft übergab und ihn dabei als einen der „Unseren“ würdigte.

Für die lebendige Partnerschaft und den gewinnbringenden Dienst an der siebenbürgischen Gemeinschaft sei dem Jubilar von dieser Stelle aus herzlich gedankt. Möge ihm und seiner Familie noch viele glückliche Jahre bei guter Gesundheit und in bewährter geistiger Frische beschieden sein!

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Porträt

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