15. April 2004

Hannelore Scheiber

Seit 1991 organisiert Hannelore Scheiber, stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Bayern, den Trachtenumzug beim Heimattag in Dinkelsbühl. Von Beruf ist die gebürtige Zeidnerin Sonderpädagogische Förderlehrerin. 1979 in die Bundesrepublik ausgesiedelt, lebt sie heute im bayerischen Friedberg. Auch Ehemann Jürgen engagiert sich beim Heimattag, als Verantwortlicher für die Abzeichenabgabe. Wer eine solche Veranstaltung, bei der sämtliche Regionen Siebenbürgens vertreten sind, organisiert, muss improvisieren können. Denn wie bei allen anderen Programmpunkten des Heimattags gibt es keine Probe. Einblicke in ihre vielfältige Arbeit gibt Hannelore Scheiber in dem nachfolgenden Gespräch, das Christian Schoger führte.

Wann haben Sie mit der Vorbereitung des Heimattags 2004 begonnen?

In den letzten Stunden des Heimattages 2003.

Mit wem arbeiten Sie besonders eng zusammen?

In erster Linie mit den Mitgliedern des Heimattagsausschusses, mit Johann Schuller, Erhard Graeff, Hans-Werner Schuster sowie den Jugendvertretern Rainer Lehni und Ute Schuller.

Wie groß war das Teilnehmerfeld beim letztjährigen Trachtenumzug?

2003 verzeichneten wir die größte Beteiligung mit 45 Gruppen, darunter sieben Kapellen, zehn Jugendgruppen, zehn Kreisgruppen und achtzehn Heimatortsgemeinschaften.

Gibt es einen Trend zunehmender Teilnahme? Wie ist es um den jugendlichen Nachwuchs bestellt?

Die Tendenz ist schwankend und abhängig vom Mitausrichter des Heimattages. Erfreulicherweise nehmen von Jahr zu Jahr mehr Kinder und Jugendliche teil, wobei die mittlere Generation stärker vertreten sein könnte. Die Altersspanne der Teilnehmer reicht vom Kleinkind bis ins hohe Alter von über 80 Jahren.

Welche Kriterien werden an die Trachten angelegt? Beim Trachtenzug des Münchner Oktoberfestes, an dem siebenbürgische Gruppen mit großer Regelmäßigkeit teilnehmen, gilt die Devise des einheitlichen Erscheinungsbildes.

Die Tracht soll authentisch sein, also der Trachtenlandschaft, aus welcher sie stammt, angepasst. Die Gruppen dürfen auch ein unterschiedliches Erscheinungsbild haben, wie beispielsweise Arbeitstracht, Tanztracht oder Festtracht. Fast alles ist willkommen.

Wie können sich Nachwuchs-Trachtenträger behelfen, wenn ihnen die Originaltracht fehlt?

Sie können sich Leihgaben aus Kreisgruppen oder Heimatortsgemeinschaften beschaffen und sich von Trachtenkennern beraten lassen.

Kommen auch unangemeldete Gruppen?

Nein, aber leider sehr oft späte Anmeldungen, bis in die letzten Stunden vor dem Heimattag. Dies erschwert die Vorbereitungen zur Aufstellung des Trachtenzuges. Nach Anmeldeschluss gemeldete Gruppen müssen sich am Endes des Zuges einreihen.

Geprobt wird nicht. Das erfordert ein hohes Maß an Improvisation.

Das eingespielte Team von Ordnern und Moderation hat reichlich Erfahrung und kann so kleinere Pannen beheben.

Jahr für Jahr laufen die Teilnehmer bei Wind und Wetter mit. Herrscht hier ein besonderer Geist? Die olympische Idee?

Nein, es gilt "sehen und gesehen werden" und mit Stolz und Würde die Tracht als Zeichen der Identifikation mit seiner siebenbürgischen Heimat zur Schau zu stellen.

Musikkapellen begleiten den Zug und rhythmisieren ihn auch. Manche Gruppen marschieren, andere schlendern eher. Welche Gangart wünschen Sie sich?

Die Teilnehmer sollen Rücksicht nehmen auf den Fluss des Trachtenzuges. Rücksicht ist das Gebot der Stunde.

Angesichts der Zuschauermasse gerät der Zug mitunter trotz Absperrungen ins Stocken. Gibt es genügend gute Ordner, die notfalls beherzt eingreifen?

Bis jetzt gab es da keine größeren Probleme.

Nach welchen Kriterien bestimmen Sie die Reihenfolge der Gruppen?

In all den Jahren, seit ich den Umzug aufstelle, habe ich ein Rotationsprinzip erarbeitet, nach dem die Gruppen eingeteilt werden. Es gilt auch hier, dass jede Regel auch Ausnahmen hat.

Sollen die Trachtenträger mit dem Publikum kommunizieren, "flirten", winken?

Ja, das ist sehr erwünscht. Das macht den Umzug lebendig und bringt eine persönliche Note 'rein.

Der perfekte Trachtenumzug?

Den gibt es nicht. Jedes Jahr beeinflussen das Wetter, das Publikum und die Stimmung der Trachtler die Atmosphäre des Umzuges.

Ihnen, den teilnehmenden Trachtenträgern und dem Publikum wünschen wir von allem das Beste!

Link: Stellv. Landesvorsitzende im Landesverband Bayern

Schlagwörter: Interview, Verbandsleben

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