15. Mai 2003

Johann Schuller

Das Pfingstfest naht und mit ihm der Heimattag 2003 in Dinkelsbühl. Wenn das Programm beginnt, sind die organisatorischen Rahmenbedingungen längst geschaffen. Dafür sorgt Johann Schuller, seit 1982 verantwortlicher Organisator dieser bedeutendsten kulturpolitischen Veranstaltung der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, die seit 1951 alljährlich zu Pfingsten im fränkischen Dinkelsbühl stattfindet. Auch heuer kann Johann Schuller mit einigen Highlights aufwarten. Neben seinen Funktionen als Stadtrat von Dinkelsbühl, als Vorsitzender der HOG Deutsch-Zepling, als Vorsitzender der Kreisgruppe Dinkelsbühl-Feuchtwangen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und nicht zuletzt als Stellvertretender Landesvorsitzender der Landesgruppe Bayern engagiert sich Schuller vielfach. Anlässlich des unmittelbar bevorstehenden Heimattages sprach Robert Sonnleitner mit Johann Schuller.

Was ist Ihre große Herausforderung für den heurigen Heimattag?

Ganz speziell die Einbeziehung der Kinder, die Zusammenarbeit mit den Heimatortsgemeinschaften und das Kronenfest am Sonntag. Bislang laufen die Vorbereitungen normal, denn vieles ist schon eingespielt.

Was wird in diesem Jahr für die Jugend geboten?

Das Angebot für die Jugend ist immer relativ groß, besonders wenn ich dies mit anderen Landsmannschaften vergleiche. So organisiert die Jugend alljährlich den Heimattag aktiv mit, z.B. den Jugendzeltplatz, das Festzelt der Jugend mit guten Bands, den Auftritt der Tanzgruppen vor der Schranne mit Kronenfest sowie das Fußball- und Tennisturnier. Übrigens veranstalten wir ein neues Kinderprogramm am Samstagnachmittag (7. Juni). Und am Sonntagnachmittag bietet Hans Polder ebenfalls für Kinder eine "siebenbürgische Zauberschule".

Sie sind 1946 in Endsee bei Rothenburg ob der Tauber geboren. Ihre Eltern stammen aus Deutsch-Zepling in Nordsiebenbürgen. Sind Sie und Ihre Kinder Siebenbürger Sachsen?

Selbstverständlich sind wir Siebenbürger Sachsen.

Führen Sie Ihr soziales, ehrenamtliches Engagement auch auf die im siebenbürgischen Elternhaus genossene Erziehung zurück? Welche Werte vermittelten Ihnen Ihre Eltern?

Sicher spielen die Erziehung und die Vorbildfunktion eine Rolle. Mein Vater war der erste Kreisgruppenvorsitzende in Dinkelsbühl, auch meine Mutter war ziemlich engagiert. Ich denke, dass der Erbfaktor mich schon geprägt hat in Bezug auf mein Bekenntnis zu Tradition und Brauchtum, mein soziales Engagement als Hilfe für Bedürftige und meine positive Lebenseinstellung.

Was gehört zu Ihren Tätigkeiten als Organisationsreferent?

Die gesamte Organisation, die Vorbereitung und Durchführung des Heimattages in Zusammenarbeit mit dem Bundesgeschäftsführer und dem Bundeskulturreferenten sowie den jeweiligen Mitveranstaltern und den vielen Verantwortlichen.

Und was ist Ihr vorrangiges Ziel?

Ich bin bestrebt, ein gutes Programmangebot und einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen.

Wer sind da Ihre Ansprechpartner neben der Bundesgeschäftsstelle?

Die Ehrenamtlichen der SJD (Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland) mit ihrem Bundesjugendleiter Rainer Lehni; dann Hannelore Scheiber, die zuständig ist für den Trachtenumzug und die Aufstellung bzw. Moderation; außerdem engagieren sich Thorsten Schuller bei Trachtenzug und Gedenkfeier, Jürgen Scheiber beim Abzeichenverkauf, zudem Horst Wellmann, verantwortlich für den Ordnungsdienst, Anna Janesch vom Frauenreferat sowie weitere ehrenamtliche Mitarbeiter.

Was ist Ziel und Zweck des Heimattages?

Der Veranstalter des Heimattags in Dinkelsbühl, die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, verbindet mit dem Heimattag verschiedene Absichten: Zum einen soll das Kulturgut der Siebenbürger Sachsen präsentiert und auch an die jüngere Generation weitergegeben werden. Daneben will man politische Anliegen aufzeigen, den Zusammenhalt fördern und die landsmannschaftliche Arbeit weiter ausbauen.

Wann ist für Sie ein Heimattag von vorn bis hinten perfekt?

Wenn drei Bedingungen erfüllt sind: motivierte Mitarbeiter, gutes Wetter und ein reibungsloser Ablauf.

Es gibt Stimmen, die meinen, den Themen Heimat und Brauchtum wird am Heimattag ein zu hoher Stellenwert eingeräumt. Wie stehen Sie dazu?

Die Themen Heimat und Brauchtum gehören zu unserer Landsmannschaft und sind deshalb eminent wichtig, aber für ergänzende Vorschläge sind wir immer offen.

Mit welchen Erwartungen kommen die Besucher des Heimattages nach Dinkelsbühl?

Dies ist abhängig vom Alter und von den Interessen der einzelnen Besucher. Das persönliche Gespräch mit anderen Teilnehmern ist weiterhin ein wichtiger Anreiz.

Wie wird der Heimattag der Siebenbürger Sachsen finanziert? Gibt es öffentliche Förderung?

Die Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen trägt die Kosten. Es gibt keine öffentliche Förderung, sie wurde von der Bundesregierung komplett gestrichen.

Die Besucher unterstützten mit dem Kauf eines Festabzeichens die Gestaltung und Durchführung des gesamten Heimattages. Im letzen Jahr wurde der Preis für das Abzeichen auf 7 Euro erhöht.

Ja, da die Ausgaben des Heimattages in den letzten Jahren stetig gestiegen sind. Der Heimattag wird in erster Linie durch den Abzeichenverkauf finanziert, den Fehlbetrag muss die Landsmannschaft tragen.

Für die Akzeptanz der Heimattagsbesucher tut Aufklärung not. Wie wird auf das Zustandekommen des Abzeichenpreises hingewiesen?

In der Zeitung wird regelmäßig über die Sitzungen des Heimattagsausschusses berichtet. Die Zeitung bemüht sich, alle Veranstaltungen im Vorfeld des Heimattages anzukündigen. Ebenfalls wurde in den letzten Jahren schon mehrfach auf die Notwendigkeit des Abzeichenverkaufs hingewiesen. Für dieses Jahr haben wir bereits eine weitere Aktion geplant, um für Verständnis zu werben.

Wie beurteilen Sie die Besucherentwicklung beim Heimattag?

Leider sind die Zahlen rückläufig. Die Themen Heimat, Tradition, Heimatvertriebene und Aussiedler sind einfach zu wenig populär. Freilich hängt der Heimattagsbesuch direkt mit der Arbeit in den einzelnen Kreisgruppen bzw. der Landsmannschaft insgesamt zusammen.

Was wird den Besuchern für das Geld geboten?

Mit dem Erwerb des Abzeichens haben die Besucher freien Eintritt bei allen Veranstaltungen des Heimattages, und da wird ein vielseitiges, attraktives Programm geboten. Mit den Einnahmen aus dem Abzeichenverkauf werden zudem der Jugendzeltplatz und sämtliche Kosten, die für die Stadt anfallen, etwa die Stadtreinigung, aber auch Honorare und anderes mehr bezahlt.

Ein Großteil der Besucher des Heimattages reisen am Pfingstsonntag nach Dinkelsbühl, einzig und allein um alte Freunde zu treffen.

Gewiss, dies ist ein wichtiges Ziel des Heimattages. Grund ist aber auch die gestiegene Mobilität unserer Landsleute, die, um Übernachtungskosten zu sparen, am Pfingstsonntag anreisen.

Gibt es konkrete Überlegungen, wie man die Kosten reduzieren kann?

Ja, derartige Überlegungen werden zurzeit angestellt. So wird u.a. diskutiert, das Programmangebot zu reduzieren.

Hinsichtlich der Finanzierung von Großveranstaltungen hat ein Experte festgestellt: Die Kosten nehmen zu, die Unterstützung nimmt ab. Das Zielpublikum ist beim Heimattag klar definiert, ein Investor kann daher von einem günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis ausgehen. Was unternimmt der Veranstalter, um an private Investoren 'ranzukommen?

Verantwortlich ist hier der Bundesvorstand bzw. die Bundesgeschäftsstelle. Es dürfte aber kaum private Investoren geben, die sich engagieren wollen, noch dazu in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise.

Was unternimmt die Stadt Dinkelsbühl, damit die Stadt als Veranstaltungsort auch langfristig attraktiv bleibt?

Dinkelsbühl ist 1985 eine Partnerschaft mir der Landsmannschaft eingegangen. Nun gibt es Überlegungen über eine Partnerschaft mit Schäßburg. Die Stadt Dinkelsbühl zeigte bei den Heimattagen immer Interesse.

Obwohl die Stadt Dinkelsbühl und deren Geschäftsleute vom Heimattag profitieren, sind nicht alle Einheimischen von dieser Großveranstaltung begeistert.

Das ist richtig. Aber in der Gesamtheit steht die Bevölkerung seit Jahren hinter dem Heimattag. Hier gilt der Stadt Dinkelsbühl und seinen Bürgern ein besonderer Dank.

Werden die Dinkelsbühler in die Veranstaltungen mit eingebunden?

Oberbürgermeister und Stadträte laden jedes Jahr zu einem Empfang ein, im Gegenzug sind die Verantwortlichen der Stadt zum Heimattag eingeladen. Außerdem nimmt die Dinkelsbühler Zunfttanzgruppe öfters teil. Überdies bestehen viele persönliche Kontakte zwischen Dinkelsbühler Bürgern und Siebenbürgern.

In all den Jahren, in denen Sie den Heimattag organisieren, sind sicherlich schon einige Pannen passiert. Plaudern Sie doch ein bisschen aus dem Nähkästchen.

Einmal verzögerte sich der Trachtenumzug wegen der verspäteten Ankunft des Hubschraubers mit dem Festredner, dem damaligen Außenminister Genscher. Am Pfingstsonntag eines anderen Jahres ist der für die Feier an der Gedenkstätte angekündigte Redner verstorben. Ansonsten gab es in all den Jahren dank der guten Mitarbeiter kaum größere Pannen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Link: Referat für die Organisation des Heimattages

Schlagwörter: Interview, Verbandsleben

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