12. Februar 2025

Versuchter Alleingang am Broad Peak (8047 m)

Es ist schon März 2024, als ich die Entscheidung treffe, endlich die Besteigung auf einen 8000 Meter hohen Berg zu wagen. Mit der Idee habe ich mich schon lange beschäftigt, nur konnte sie die letzten Jahre wegen der Corona-Pandemie, einer Erkrankung und dem Tod der Mutter nicht umgesetzt werden.
Kaum ist der Entschluss gefasst, beginne ich mit dem Organisieren und Trainieren. Beides funktioniert, aber nicht reibungslos. Mit einem pakistanischen Veranstalter soll es Ende Juni auf den Broad Peak gehen. Wir treffen die Abmachung, dass er den notwendigen Papierkram erledigt, mich und 50 kg Gepäck ins Basislager bringt und dort Verpflegung und Unterkunft bereitstellt. Am Berg will ich dann alleine mit eigener Ausrüstung unterwegs sein. Das elektronische Visum für Pakistan ist eine große Erleichterung, doch bis vier Wochen vor Beginn der Expedition sorgt das Genehmigungsverfahren für Spannung. Der letzte Teil des Trainings in größeren Höhen in den Alpen fällt wegen schlechtem Wetter wortwörtlich ins Wasser.
Klaus Petzak in Concordia, links ist das Zelt des ...
Klaus Petzak in Concordia, links ist das Zelt des Ärzteteams, hinten ist der K2 und rechts der Broad Peak zu sehen.
Am 22. Juni fliege ich von München, mit einem Stopp in Abu Dhabi, nach Islamabad. Gleich am nächsten Morgen geht es mit einem Inlandsflug nach Skardu, der letzten größeren Stadt am Fuß der Berge. Hier treffe ich das Team, das aus fünf Teilnehmern verschiedener Nationen besteht. Drei von ihnen werden die Besteigung mit Unterstützung von Trägern und künstlichem Sauerstoff versuchen. Neil, ein britischer Bergführer der schon mehrere Achttausender bestiegen hat, und ich wollen es ohne versuchen. Ein paar Tage warten wir auf den Bergleitoffizier, einen Militärangehöriger, den jede Expedition dabei haben muss. Am 26. Juni starten wir in zwei Geländewagen die achtstündige Fahrt über abenteuerliche Straßen und Wege nach Askole, dem letzten bewohnten Dorf. Von dort geht es in sechs Tagen zu Fuß ins Basislager: zuerst in der Hitze entlang des Braldu Flusses, danach über die schuttbedeckten Baltoro und Godwin Austin Gletscher.

Am ersten Tag im Basislager auf 4800 m angekommen, bemerke ich eine aufkommende Bronchitis. Zuerst versuche ich diese mit Hausmitteln zu heilen, was aber nicht gelingt. Nach einer Woche, in der die anderen Teilnehmer sich an die Höhe anpassen, steige ich nach Concordia ab, weil in einem tiefer liegenden Lager die Heilungschancen größer sind. Dort ist ein pakistanisches Ärzteteam, das sich meiner annimmt und mich wieder fit bekommt. Nach ein paar Tagen steige ich wieder ins Basislager auf, schaue mir die Wetterberichte an und stelle fest, ich habe noch genügend Zeit, mich zu akklimatisieren und einen Gipfelversuch zu starten. Am nächsten Tag packe ich das ganze Essen und die Gaskartuschen ein und steige ins Lager 1 auf. Da ich wegen anfänglich schlechtem Wetter spät starte, erscheint mir das Risiko zu hoch, in der Dunkelheit abzusteigen. Ich übernachte im ersten Lager auf 5600 m, ohne Schlafsack, aber mit einem Biwaksack, in einem Zelt, das dort schon steht.

Am Morgen steige ich an den Fixseilen noch ein wenig in Richtung Lager 2 auf. Gegen 9.00 Uhr beginne ich mit dem Abstieg und muss an einer felsigen Engstelle ca. 60 aufsteigenden Bergsteigern Platz machen. Im Basislager angekommen, überrascht mich Neil mit der Nachricht, dass er aus familiären Gründen absteigen wird. Da ich das Risiko der vorherigen Bronchitis in der großen Höhe nicht einschätzen kann, entscheide ich auch abzubrechen. In Begleitung von zwei Trägern und ihren Mulis steigen wir in drei Tagen ab und fahren anschließend in der Nacht in einem Geländewagen nach Skardu. Nach einem Tag Pause fliegen wir nach Islamabad, wo wir getrennt die Heimflüge zu unseren Familien antreten.

Klaus Petzak

Schlagwörter: Bergsteigen, Petzak, Bergtour, Pakistan

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