7. Juli 2016

Siebenbürgischen Gottesdienst in Oberhausen

Am Vorabend des Apostelfestes Peter und Paul, am letzten Sonntag im Juni, lud die Kreisgruppe Rhein-Ruhr ihre Mitglieder aus dem westlichen Ruhrgebiet und dem Niederrhein zu einem siebenbürgischen Gottesdienst in die Lutherkirche in Oberhausen ein. Die siebenbürgische Liturgie wurde bereits „1547 mit der Reformation und der ‚Kirchenordnung aller in Siebenbürgen‘ festgelegt. Sie geht auf Honterus‘ Reformationsbüchlein zurück, in dem ausführlich die Gottesdienstordnung beschrieben wird, aber auch das gesamte kirchliche und gesellschaftliche Leben des Volkes in einen einheitlichen Rahmen gestellt wird“. (Konrad Gündisch, Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen)
Ein wesentliches Merkmal der siebenbürgischen Liturgie ist, dass im Gottesdienst viel gesungen wird. In Siebenbürgen war es üblich, das Gemeindelied „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen“ zu singen. Dieses Lied bildete mit der Predigt den Höhepunkt des Gottesdienstes. Für die künstlerisch-musikalische Begleitung sorgten Professor Benninghoff an der Orgel und der Chor der Auferstehungskirche. Alle siebenbürgischen und nichtsiebenbürgischen Besucher (über 70 an der Zahl) waren sehr angetan davon und emotional berührt von dem Inhalt der Predigt.

Der Lesung für den Tag der Apostel Peter und Paul aus dem 2. Kapitel des Epheserbriefes folgte das Gemeindelied „Großer Gott, wir loben dich“. Pfarrer Dieter Herberth aus Duisburg-Rheinhausen griff den Inhalt des Epheserbriefes auf und stellte die rhetorische Frage: Wo sind Sie zu Hause? Er erinnerte sich, wie er mit seinen Eltern in den 80er Jahren in Bonn in der Gemeinde der evangelischen Kirche freundlich aufgenommen wurde, als sie – wie viele von uns – ein neues Zuhause suchten. Wo bin ich zu Hause? In Agnetheln oder Duisburg-Rheinhausen? Die Frage stellte er sich mit seiner eigenen Familie nach einer Reise in die alte Heimat und beantwortete sie erst, als er die Glocken der Christuskirche in Rheinhausen wieder vernahm. Seine erwachsenen Töchter fragten ihn zwei Wochen nach der Siebenbürgenreise: „Papa, wann fahren wir ‚nach Hause‘?“ Er erinnerte sich an die Gemeinschaftsarbeiten, die das Dorf zusammenschweißten. So hatte er in seiner Kindheit und Jugend in Agnetheln erlebt, wie das Dach der Kirche „gerückt“ werden musste.
Innenansicht der Lutherkiche in Oberhausen ...
Innenansicht der Lutherkiche in Oberhausen während des siebenbürgischen Gottesdienstes. Foto: Udo Kellner
Dürfen wir dazu gehören, fragte man sich als Aussiedler, aus Rumänien kommend, bei der Ankunft in Deutschland. Gemäß dem Motto des Heimattages 2016 in Dinkelsbühl können die meisten sagen: „Ich gehöre dazu!“, nämlich einmal zur Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen überall auf der Welt. Längst sind wir aber auch in der neuen Heimat angekommen, die einen mehr, die anderen weniger.

Das Thema Heimat griff auch Ida-Sara Kellner vom Vorstand der Kreisgruppe Rhein-Ruhr zum Schluss auf und zitierte ihren Mann Ewald Kellner, stellvertretender Vorsitzender, der sich nach der siebenbürgischen Heimat mit ihren trotzigen Mauern, geraden Gassen, den Höfen mit den hohen Toren sehnt und an die Sitten und Bräuche, die Trachten, an die Nachbarn, Familie und Freunde sehnsüchtig erinnert. Dass auch die Seele in dem Heimatdorf Stein in Siebenbürgen jetzt fehlt, wo diese vertraute Gemeinschaft nicht mehr ist, das wurde ihr und ihrem Mann anlässlich einer Reise in die alte Heimat auch schmerzlich bewusst. Mit diesen Worten leitete Ida-Sara Kellner am Ende des Gottesdienstes über zum gemütlichen Teil des Nachmittags, der sich bis 18.00 Uhr hinzog. Sie bedankte sich im Namen der Kreisgruppe ganz herzlich bei der Pfarrerin und dem Presbyterium der Lutherkirche, bei Pfarrer Dieter Herberth für die ehrenamtliche Bereitschaft, mit uns den Gottesdienst zu feiern, und bei den fleißigen Helferinnen der Kreisgruppe, die im Vorfeld die Tische liebevoll gedeckt hatten. Es gab belegte Brötchen, Hanklich, Rhabarber- und vielerlei andere Obstkuchen und sogar Baumstriezel. Zufrieden und nachdenklich verabschiedeten sich nach und nach die Gäste aus dem schönen Gotteshaus in Oberhausen.

Brunhilde Böhls

Schlagwörter: Rhein-Ruhr, Gottesdienst

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