11. Februar 2020

Kreisverband Nürnberg: Silvesterreise nach Kronstadt und Zeiden

Annemarie Wagner, Kulturreferentin des Kreisverbandes Nürnberg, hatte die Idee bereits im vergangenen Sommer, mit einer Reisegruppe in den Karpaten Silvester zu feiern. Schon als ich von dem Vorhaben erfuhr, freute ich mich auf das besagte Ereignis. Am 26. Dezember standen wir, die ganze Gruppe, einschließlich Gepäck in Nürnberg in der Donaustraße, wo wir auf den Bus nach Kronstadt warteten. Der kam dann auch. Unser Busfahrer Kurt Penteker und der zweite Fahrer Georg Kauntz begrüßten die Gruppe und so starteten wir pünktlich um 11 Uhr Richtung Siebenbürgen.
In Kronstadt hatten wir das Vier-Sterne- Hotel Coroana Brașovului gebucht, von dem aus wir mehrere Tagesausflüge unternahmen. Da wir am 27. Dezember früher als geplant ankamen, konnten wir das Mittagessen im benachbarten Restaurant „Casa Romaneasca“ einnehmen und eine kleine Erkundungstour durch Kronstadt unternehmen, wobei wir auch den prächtig geschmückten Weihnachtsmarkt am Marktplatz neben dem alten Rathaus besuchten. Es hatte zwischenzeitlich geschneit. Am 28. Dezember ging es mit dem Reiseleiter Daniel Turcu nach Sinaia zum Schloss Peleș mit seinen Fachwerktürmchen und Zinnen, für den ersten rumänischen König Karl I. aus dem Haus Hohenzollern Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. Vom Erdgeschoss bis zum zweiten Stock folgten wir dem jungen Schlossführer durch die mit internationalem Kunsthandwerk ausgestatteten königlichen Gemächer: holzvertäfelte Räume, riesige Spiegel aus Kristall, Porzellan aus Japan und China, buntes Glas für Lüster und Spiegelrahmen aus Murano.

Nachmittags hatten wir eine Stadtführung geplant. Unser Reiseleiter zeigte uns die Altstadt, wir besichtigten die Schwarze Kirche. In dieser großen gotischen Kathedrale befindet sich eine sehr wertvolle Sammlung alttürkischer Teppiche, die von Kronstädter Kaufleuten im Laufe von Jahrhunderten als Dank für glückliche Rückkehr nach gefahrvollen Reisen gestiftet wurden. Vor der Kirche steht die Statue des siebenbürgischen Reformators und Luther-Schülers Johannes Honterus. Am Abend fuhren wir gespannt nach Zeiden zum Abendessen im „Conacullu Bebe“, wo auch unsere Silvesterparty stattfinden sollte.

Am 29. Dezember ging es dann nach Fogarasch, wo wir die Burg besichtigten. Neu war mir, dass dort zu kommunistischen Zeiten eines der berüchtigten Gefängnisse für politische Gefangene war. Nächster Halt war Kerz, eine ehemalige Zisterzienserabtei. Ein Großteil der riesigen Kirche und die Klosteranlage sind inzwischen eine Ruine, jedoch waren vom Verteidigungsturm aus, der an die Kirchenfassade angebaut wurde, die Grundrisse noch gut zu erkennen. Der Chor der ehemaligen Klosterkirche dient der evangelischen Gemeinde als Gotteshaus. Zum Abendessen fuhren wir dann in die verschneite kleine Schulerau zum Restaurant „Stinaturistica“, das sein ganzes Sortiment selbst in biologischem Anbau erzeugt. Hier wurden wir mit einem Lagerfeuer, „tuicafiarta“, einem Spanferkel, und einem hervorragenden Essen erwartet. Die berühmten „Colindători“, die traditionell von Weihnachten bis Silvester unterwegs sind, durften natürlich auch nicht fehlen.
Reisegruppe vor dem alten Rathaus in Kronstadt. ...
Reisegruppe vor dem alten Rathaus in Kronstadt. Foto: Hans Wagner
Strahlender Sonnenschein und kaltes Winterwetter begleiteten uns auf unserer Fahrt am nächsten Tag nach Deutsch-Weißkirch. Der Dorfkern und die Kirchenburg wurden 1999 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO übernommen. Gerhild und Dietmar Gross übernahmen die Führung durch die Kirchenburg und das Dorf mit seinen sächsischen Höfen. Kleine Anekdoten über das Leben im Dorf sowie Informationen über die aktuelle Situation des Zusammenlebens von Siebenbürger Sachsen, Rumänen und Zigeunern machten den Rundgang durch Deutsch-Weißkirch zu einem spannenden Erlebnis. Bei unserem nächsten Stopp berichtete uns unser Reiseleiter Daniel Turcu auf einem kurzen Spaziergang durch das malerische Schäßburg Wissenswertes über den Stundturm, die Berg - kirche, Bergschule und die Schülertreppe. Das anschließende Treffen mit Pfarrer Bruno Fröhlich in der Klosterkirche war der Höhepunkt unseres Besuchs in Schäßburg. Silvester. Der Vormittag stand zur freien Verfügung. Um 12.00 Uhr konnten wir eine musikalische Meditation in der Schwarzen Kirche in Kronstadt mit einer Andacht von Pfarrerin Adriana Florea und einem Orgelkonzert mit Steffen Schlandt zum Jahresende besuchen. Die Silvesterparty nahte mit schnellen Schritten. In Zeiden im „Conacullu Bebe“ konnten wir bei einem außergewöhnlichem Fünf-Gänge-Menü und erlesenen Getränken bis in die frühen Morgenstunden das Tanzbein schwingen zu den wunderbaren Klängen der „Müller Band“, die mit uns angereist war. Dazu gab es Einlagen der „Colindători“ aus Fogarasch und von einheimischen Sängerinnen und Sängern sowie um Mitternacht ein herrliches Hochfeuerwerk. Am Neujahrstag wurde erst einmal ausgeschlafen. Um 16.30 Uhr fuhren wir nach Zeiden zu einer Andacht in der Kirchenburg, im Gemeinderaum, mit Pfarrer Andreas Hartig und einer kleinen Führung in der Kirchenburg. Anschließend folgte der zweite Teil der Silvesterfeier, die Nachfeier im „Conacullu Bebe“ mit der „Müller Band“.

Am 2. Januar besuchten wir die Burg von Rosenau, wo auf einem Bergrücken eine ausgedehnte Bauernburg existierte, deren verfallene Gebäude heute zum Teil wieder aufgebaut werden. In Kriegszeiten konnten sich die Bauern der Umgebung mit ihrem Vieh in diese Burg flüchten, die Wasserversorgung war durch einen 146 m tiefen Brunnen gesichert. Vom höchsten Punkt der Burg aus hatten wir einen atemberaubenden Panoramablick über die unten liegenden Siedlungen und Felder. Danach konnten wir einen Abstecher in die Schulerau machen. Wegen zu hohen Andrangs der Touristen mussten wir leider umkehren und fuhren wieder zurück nach Kronstadt. Aufgrund der langen Staus auf der Fahrt in die Schulerau kam der Besuch der wunderschönen Kirchenburg in Tartlau etwas zu kurz. In einem Schnelldurchlauf konnten wir trotzdem ein paar Eindrücke von der größten Kirchenburg Südosteuropas, die ebenfalls auf der Liste des Welt - kulturerbes der UNESCO steht, bekommen. Die Kirchenburg wurde erbaut, damit sich die Bewohner gegen die immer wiederkehrenden Türkeneinfälle verteidigen konnten. Die in Tartlau geborenen Reiseteilnehmer berichteten über das Leben der Siebenbürger Sachsen auf der Bauernburg und in den Räumen, in denen jede Familie ihre Vorräte lagern konnte.

Am 3. Januar hieß es Abschied nehmen von Kronstadt. In Szeged in Ungarn übernachteten wir nach einem guten Abendessen. Tags darauf fuhren wir Richtung Nürnberg und kamen gegen 21 Uhr gesund und mit vielen schönen Erinnerungen an. Ein herzliches Dankeschön an Annemarie Wagner für die tolle Organisation, an die Busfahrer Kurt Penteker und Georg Kauntz sowie an die Mitglieder der „Müller Band“ Hansi Müller, Gerti und Gerd Müller. Wir haben die Zeit mit euch sehr genossen.

Hans-Werner Henning

Schlagwörter: Nürnberg, Reise, Silvester, Siebenbürgen

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