9. Juni 2022

60 Jahre Adele-Zay-Hilfsverein in Drabenderhöhe

„Die ganze Welt und wir haben unter Corona gelitten.“ Jeder Mitarbeiter habe enormes Engagement gezeigt, um die Menschen durch die Pandemie zu bringen. Fast täglich habe es neue Auflagen gegeben, die die Mitarbeiter bewältigen mussten. Es sei eine große Herausforderung gewesen, die nur durch ein gutes Miteinander bewältigt werden konnte. Für diese „großartige Leistung“ bedankte sich zu Beginn der Jahreshauptversammlung am 21. Mai Ulrike Horwath, Vorsitzende des Adele-Zay-Hilfsvereins, bei allen Mitarbeitern des Alten- und Pflegeheims Haus Siebenbürgen in Drabenderhöhe.
Als kleines Dankeschön für gute Zusammenarbeit ...
Als kleines Dankeschön für gute Zusammenarbeit überreichte die Vorsitzende des Adele-Zay-Hilfsvereins Ulrike Horwath (Mitte) Blumen an Anita Gutt, Regine Melzer, Enni Janesch und Ursula Schenker (von links). Foto: Agnes Franchy-Kruppa
„Corona hat uns sehr beschädigt“, sagte auch Geschäftsführer und Heimleiter Marcus van Breen. Jetzt stehe der Wunsch nach Normalität für alle im Vordergrund. Sein Dank ging an den Vorstand, der ihn immer gut beraten, ermutigt und unterstützt habe. Zum stabilen Fundament des Hauses, das in den 60 Jahren vergrößert wurde und so manche Erschütterungen ausgehalten habe, gehörten christliche Werte. Leider habe die offene Willkommenskultur durch Corona gelitten. Im Frühjahr 2022 habe es viele Kranke, aber keine schweren Fälle gegeben. Jetzt sei die Heizung in die Jahre gekommen und müsse saniert werden. 17 von insgesamt 110 Einzel- und zehn Doppelzimmern seien mit Hilfe des Vereins renoviert worden. Das neues Pflegedienstzimmer soll Treffpunkt für alle Mitarbeiter sein. Es fehlen – wie in anderen Häusern auch – Pflegefachkräfte.

„Keine Beanstandung. Es ist alles richtig!“ Der Wirtschaftsprüfer Dr. Stephan Rahmen gab gleich zu Beginn des Jahresberichts 2021 Entwarnung und dankte dem Team von Verwaltung und Geschäftsführung für die gute Arbeit. Die Belegung des Hauses im Coronajahr mit 96,2 Prozent sei ein gutes Ergebnis, so dass die GmbH erfreulicherweise mit einem Plus abgeschlossen habe. Herausforderungen seien noch die Substanz der Altenwohnungen, des betreuten Wohnraums sowie die Heizungsanlage und der Lift. Er regte weiter an, über eine Tagespflege nachzudenken. Platz dafür wäre vorhanden. Fünf Pflegefachkräfte seien nicht geimpft, sagte van Breen auf Anfrage von Mitgliedern und wenn das Gesundheitsamt für sie ein Arbeitsverbot aussprechen würde, wäre das „für uns ein Problem“.

Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, sprach für 60 Jahre segensreiches Wirken Dank und Anerkennung aus. In den 60 Jahren habe es nur vier Vorsitzende gegeben: Pastor Peter Gärtner aus Essen, Robert Gassner, Pfarrer Kurt Franchy und Ulrike Horwath. Die Senioren/-innen hätten mitten in der Siedlung einen Ort gefunden, der ein Stück Heimat vermittle. Die Auszeichnung vor einigen Wochen für den Turm der Erinnerung zeige, dass mit dessen Bau und die Umwandlung des Vereins in eine gGmbH der richtige Weg eingeschlagen wurde.

Nachmittags Jubiläumsfeier

Gott habe der langen Geschichte des Vereins seinen Segen gegeben, sagte Marcus van Breen als er in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer und Leiter des Altenheims die vielen Gäste begrüßte, die zur 60-Jahrfeier des Adele-Zay-Vereins gekommen waren. Sie begann mit einem Gottesdienst in der Kapelle des Altenheims in Drabenderhöhe.

Sinn und Zweck des Vereins, der sich im Februar 1962 gründete, sei die Pflicht sich um das Schicksal der Alten, Kranken und gebrechlichen Siebenbürger Sachsen zu kümmern, die ihre Heimat verloren haben, insbesondere auch jener, die ohne Betreuung und Hilfe dastehen. Mit diesem Ziel eröffnete das Altenheim Drabenderhöhe im Sommer 1966 seine Pforte und binnen kurzer Zeit war das Haus fast vollständig belegt, so Ulrike Horwath, die heutige Vorsitzende des Vereins, in ihrer Festrede. Kurz erinnerte sie an die Namensgeberin, Adele Zay, geboren am 29. Februar 1849 in Hermannstadt, die Erzieherin und Lehrerin aber auch Vorkämpferin für die Rechte von Frauen war.

Das zentral gelegene Haus Siebenbürgen und seine Bewohner/-innen waren und sind stets eingebunden in das Geschehen von Drabenderhöhe. Unter dem Schirm des diakonischen Werkes der evangelischen Kirche bietet das Heim 182 Plätze, neun Bungalows, ein Altenwohnheim und steht allen Menschen offen. Im August 1995 wurde der Adele-Zay-Kindergarten in Betrieb genommen, der nach 19 Jahren vom Deutschen Roten Kreuz übernommen wurde. Weitere große Projekte des Vereins waren der Bau der Kapelle und des Turms der Erinnerung unter Vorsitz von Pfarrer Kurt Franchy, Harald Janesch (Stellvertreter), Heimleiter Hans Klein, Michael Hartig und der damaligen Kreisvorsitzenden Enni Janesch. „Nur als Gemeinschaft kann man so große Vorhaben stemmen“, betonte Horwath, deren Dank noch einmal an Spender wie Kreisgruppen und Heimatortgemeinden auch aus NRW ging.

Tradition- und Kulturpflege sei ein wichtiger Baustein des Vereins, so bestehe eine enge Verbindung zur Kreisgruppe, mit der gemeinsam Kronenfest, Osterfeier, das vorweihnachtliche Puer natus durchgeführt werden. Erinnerungsstücke an die alte Heimat wie die nachgebildeten Burgen, Ausstellung von Trachten sowie das Siebenbürgisch-Deutsche-Heimatwerk sind im Haus ebenso untergebracht wie die Kleiderkammer für Bedürftige.

Enni Janesch, Ehrenvorsitzende der Kreisgruppe, gratulierte dem Adele-Zay-Verein zum Jubiläum und ging noch einmal auf die Verleihung des Heimatpreises für den Turm der Erinnerung ein, den die Drabenderhöher am 31. März dieses Jahres in Düsseldorf aus der Hand von Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung des Landes NRW in Empfang nehmen konnten. Mit dem Preis würdigte die Landesregierung den hohen Einsatz der Siebenbürger Sachsen in Vergangenheit und Gegenwart für den Austausch in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Literatur zwischen NRW und der Region Siebenbürgen im heutigen Rumänien. Janesch erinnerte an Robert Gassner, der bei Einweihung der Siedlung sagte „Wir sind daheim“, der ebenso wie Andreas Kellner (Vater von Enni Janesch) zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehörte. „Daheim haben sich auch die Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims, die hier eine Heimat gefunden haben, schon immer gefühlt. So soll es auch in Zukunft sein“, sagte Enni Janesch und wünschte als langjährige Begleiterin im Vorstand „viele helfende Hände, die mit Kopf und Herz die Zukunft mitgestalten.“

Namens der Kreisgruppe Drabenderhöhe gratulierte deren Vorsitzende Anita Gutt zum 60-jährigen Bestehen. Als Geschenk hatte sie eine Gartenbank im Gepäck, die nach der großen Last und Herausforderung durch Corona zum Ausruhen unter dem Turm der Erinnerung einladen soll.

Der Adele-Zay-Hilfsverein widme sich tatkräftig der Nächstenliebe, so Pfarrer Gernot Ratajek-Greier, der zu Beginn der Jubiläumsfeier einen Gottesdienst in der Kapelle des Altenheims gestaltete, der musikalisch vom Honterus-Chor unter Leitung von Regine Melzer begleitet wurde.

Ursula Schenker

Schlagwörter: Drabenderhöhe, Adele Zay, Altenheim

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