3. März 2023

Manfred Huber hielt einen Vortag über die Habsburger und Brukenthal

Einen Bildvortrag zum Thema „Die Habsburger und ihr Gouverneur Samuel von Brukenthal (1721-1803)“ hielt Manfred Huber am 7. Februar vor zahlreichem Publikum in der AWO Freiburg-Landwasser, endlich ohne Maske. Die Vorsitzende der Kreisgruppe Freiburg i.Br., Ursula Stefanovici, empfing und begrüßte über 50 Personen. Zur großen Freude auch des Lehrers, der den Vortrag noch vor sich hatte, waren sechs ehemalige Schüler der 18. Schule (Theresianumviertel Hermannstadt) anwesend. Große Freude!
Manfred Huber referierte in Freiburg über die ...
Manfred Huber referierte in Freiburg über die Habsburger und Samuel von Brukenthal. Foto: Horst David
Anhand von Landkarten und Fotoporträts stellte Huber die Familiengeschichte einiger der 21 Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (HRR) zwischen 1273-1806 vor: Friedrich III., Maximilian I., Leopold I., Maria Theresia, Joseph II., Franz I. Aus dem Aargau (Schweiz) führte ihre Heiratspolitik („… du glückliches Österreich heirate ...“) und Diplomatie bis nach Siebenbürgen, wo sie Baron von Brukenthal vertrat. Neben ihrer Hausmacht dehnte sich der Besitz der Habsburger u.a. über Burgund, Spanien, Böhmen und Ungarn aus und nach Karl V. auch über die Kolonien in Amerika. Auch über den Fluch, der auf ihnen lastete, der Inzuchtpolitik geschuldet, um den Besitz zu behalten, und der zu Gendefekten führte, wurde informiert.

Nachdem 1683 die Türken nach der Belagerung Wiens von den Generälen des Kaisers Leopold I. besiegt wurden – er selbst hatte Wien fluchtartig verlassen und wurde im Wiener Humor „Türkenpoldl“ genannt –, übernahm Eugen von Savoyen die strategische Führung. Mit ihm begann die österreichische Ausdehnung in Richtung Balkan. Unter Leopold I. kam das vorher türkisch besetzte Siebenbürgen 1699 in habsburgischen Besitz, unter Anerkennung der sächsischen Privilegien und der evangelischen Konfession. Prinz Eugen, dem edlen Ritter, zum Lobe wurde das bekannte Lied (Melodie um 1683, Texter ein unbekannter preußischer Soldat) den Zuhörern per Internet vorgespielt. Dabei ging es um die Eroberung der Festung „Belgegrad“, die beispielhafte Disziplin der deutschen Reichstruppen und die Kriegstaktik des französischen Adligen in Habsburgs Diensten. Sein legendärer Zug in den Südosten Europas öffnete den Weg zu den späteren Schwabenzügen, d.h. der süddeutschen katholischen Kolonisation des Banats.

Über die drei privilegierten Stände in Transsilvanien (ungarischer Adel, Szekler, Sachsen) und die rumänischen orthodoxen Bewohner, die weder politisch noch konfessionell privilegiert waren, sprach Huber im zweiten Teil des Bildvortrags. Erst durch die Gesetzgebung Josephs II. (Toleranzedikt) begann sich die Orthodoxie zu festigen, und die Katholische Kirche bzw. der Vatikan akzeptierte die Griechisch-Katholische (unierte) Kirche der Rumänen.

In dieser Zeit des Umbruchs kam Samuel von Brukenthal, der Sohn des Königsrichters Breckner aus Leschkirch, auf die Welt (1721). Der Königsrichter erhielt 1742 das Adelsprädikat und öffnete seinem Sohn die Karriere, die ihn über die ungarische Schule in Neumarkt und die evangelische Schule in Hermannstadt mit 22 Jahren nach Wien und Halle zum Studium führte. Nachdem er nach der Heirat mit der Tochter des Bürgermeisters von Hermannstadt Catharina Sofia von Klocknern das Bürgerrecht und zwei Häuser am Großen Ring erwarb, eröffnete ihm 1753 eine Audienz bei Kaiserin Maria Theresia auch als Protestant neue Wege. Seine Begabung im Verwaltungs- und Steuerrecht erbrachte hohes Ansehen. Darüber gibt auch das Denkmal der Kaiserin in Wien Auskunft. Neben der kaiserlichen Elite aus Heer und Politik ist am 1888 errichteten Denkmal auch Baron Samuel von Brukenthal in Erz gegossen. Das von ihm elaborierte Steuerrecht richtete sich nach einer Kopf- und Vermögenssteuer und war 125 Jahre nach seinem Tod rechtsgültig.

Die Rechtsverluste seiner Nation durch die Josephinischen Gesetze (6000 an der Zahl) bereiteten Samuel von Brukenthal Sorgen, ebenso die Überfremdung des Königsbodens durch die Annullierung der sächsischen Bürger- und Eigentumsrechte. Allein die Niederschlagung des letzten europäischen Leibeigenenaufstandes aus den Westkarpaten (1784) in Europa teilte die Gemüter. Trotz aufgeklärter Ziele befahl der Kaiser drastische Maßnahmen und ließ Horea und Cloșca brutal hinrichten. Crișan erhängte sich im Gefängnis an seinen Schnürsenkeln. Diese historische Szene wird in der Vorhalle zum orthodoxen Seminar der Metropolie in Hermannstadt bildlich dargestellt. Das Fresko wirkt leider bis in die heutige Zeit hinein. So protestierten radikale rumänische Gruppen gegen die feierliche Einweihung der Statue Bruken­thals 2021 durch den Staatspräsidenten Rumäniens, die Hermannstädter Bürgermeister, die Spender Lions-, Rotarierklub, die Firma Boromir auf dem Großen Ring in Hermannstadt. Außer einer Farbbeutelattacke zirkulierten Hasstiraden wie „Rumänenmörder“ etc. Belegt ist, dass sich Brukenthal zur Beruhigung der Aufständischen dafür ausgesprochen hatte, dass deutsche Truppen eingreifen und nicht Szekler Regimenter, um Blutvergießen zu vermeiden. Die Stimme Bruken­thals (gewaltloses Vorgehen) wurde nicht erhört, allerdings seine Entlassung veranlasst, seine Pension von 18000 Gulden auf 4000 jährlich gekürzt. Allerdings wurde ihm der Großorden des Heiligen Stefan verliehen. Im Empfangsaal im ersten Stock des Palastes ist das Ölgemälde des Barons (1792) im Ornat nach theresianischer Kleiderordnung zu sehen.

Seine Lebensleistung veranschaulichte der Vortrag mit Bildern aus der Pinakothek, dem Kupferstichkabinett, der Mappe des Zuckerbäckers Johann Böbel, der Aquarelle der ehemaligen Baudenkmäler Hermannstadts, die im 19. Jahrhundert abgebaut worden waren, hinterlassen hat.

1817 wurden Teile des Palastes aufgrund des Brukenthalschen Testaments der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und als Nachlass der Evangelischen Kirche und Brukenthalschule übereignet. Das Museum mit seinen 1700000 Exponaten wurde per Regierungserlass 2021 für einen Leu der Verwaltung überlassen. Der als „früher Europäer“ bezeichnete Gouverneur hat mit Sicherheit einen großen Beitrag für den verdienten Namen Hermannstadts als „europäische Hauptstadt“ geleistet, die Stadt gilt weiterhin als Magnet unter den beliebtesten Städten Europas.

Das wurde nach dem Vortrag auch richtig begangen. Die Kreisvorsitzende lud ein zu einem Imbiss, evangelischem Speck mit Zwiebel und Weißwein. Der Bedarf an guten Gesprächen war groß, die Coronazeit fast vergessen. Über ein Präsent und einen ausgezeichneten Rotwein freute sich der Lehrer aus dem Theresianum.

Manfred Huber

Schlagwörter: Freiburg, Habsburger, Brukenthal

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