28. Dezember 2006

Stramme Rekruten beim Theaterball in Heidenheim

Einen Martinstag der besonderen Art durften viele Siebenbürger Sachsen am 11. November in der Schnaitheimer Festhalle erleben. Aus verschiedenen Teilen Deutschlands waren sie zusammengekommen, um das Theaterstück „Der Rekrut“ von M. Semp zu sehen. Regie führte das bewährte Team: Maria Onghert-Renten und Hermine Herbert.
Heuer entschied sich die Theatergruppe der Kreisgruppe Heidenheim für eine Komödie. Neunzehn begeisterte Spielerinnen und Spieler unterschiedlichen Alters schafften es, die Zuschauer zum Lachen zu bringen und sie in eine Welt zu versetzen, die geprägt war von Tradition und den damit verbundenen starren Prinzipien. Der reiche, rechthaberische Bauer Mächel Stepes, gespielt von dem routinierten Martin Benning, hält nicht viel vom weiblichen Verstand. Neben wichtigen Geschäften, die ihn noch mehr bereichern sollen, versucht er auch Rosi, seine einzige Tochter (gespielt von Gwendoline Onghert-Renten), an den Mann zu bringen, an den beschränkten, überheblichen Sohn des reichen Knodderen Pitter, hervorragend gespielt von Heinz Dengel. Die Rosi weist ihn,ab und kämpft um den Birkner Hans, einen ehemaligen Ackerbauschüler (gespielt von Benning Reinhold), der sich zwar nicht durch Reichtum, aber durch Klugheit und festen Glauben an Gott auszeichnet. Für ihren Vater ist der Birkner nur ein „Fortschrittsgebauer“ und zu arm für seine Familie.

Stramme Rekruten: Die Theatergruppe Heidenheim begeisterte beim Martinsball.
Stramme Rekruten: Die Theatergruppe Heidenheim begeisterte beim Martinsball.

Schon im ersten Aufzug wird der Zuschauer in die Rockestuf entführt und lauscht den Gesprächen der jungen Mädchen (Helga Rill-Dengel, Irmgard Hell, Karina Löpprich und Helga Schuster) über ihre zukünftigen Männer. Eine liebevoll eingerichtete Bauernstube lädt zum Spinnen ein und lässt bei vielen die Erinnerung an die vergangene Jugendzeit aufkommen. Auf die Frage „Wie soll deng Lefken warden“ treten die jungen Burschen ein, die nun bald zum Militär müssen und ihren Mädchen die Treue versprechen. Die Komödie erreicht ihren Höhepunkt im Wirtshaus, nach dem Rekrutenball. Hier treffen nicht nur die Rekruten zusammen, sondern auch Klose Mierten, ausgezeichnet gespielt von Dieter Roth, der das Soldatenleben verherrlicht. Im Rausch redet er nicht mehr sächsisch, sondern deutsch und rumänisch und schafft es, die jungen Rekruten zum Exerzieren zu überreden. Oinders (Michael Roth), Paul (Harald Roth) und Birkner Hans führen die Befehle gekonnt aus, nur der beschränkte Pitter weiß nicht, wo rechts und links ist. Die schlagfertige Wirtin, gespielt von Katharina Rill, scheint in ihrem Wirtshaus alles gut im Griff zu haben. Nur ihren Kellner (Günter Dengel) noch nicht, der muss noch das Wichtigste lernen: „Zer irst zualen, no dränken“! Allerdings gibt es auch Gäste, die anschreiben lassen, wie der betrunkene Getz, gekonnt gespielt von Matthias Fleischer.

Und was wäre ein sächsisches Theater ohne die neugierigen Nachbarinnen (Maria Rill, Bock Susanna und Sofia Benning)? Ganz zufällig sind sie am Sonntag beim Feuerlöschen dabei und retten, was zu retten ist. Der reiche Mächel Stepes verliert durch einen Brand einen Teil seines Viehs und muss erkennen, dass ausgerechnet der Birkner Hans, der auf Heimaturlaub ist, ihn vor größerem Schaden bewahrt hat. Dabei verletzt sich Hans schwer. Der ehrwürdige Hauptmann (gespielt von Michael Braisch) besucht den kranken Birkner und schenkt ihm eine Hochzeitsgabe als Auszeichnung für seine Treue und seinen Fleiß. So muss der reiche Mächel einsehen, dass er falsch gehandelt hat und seine Frau (Maria Lutsch) mit ihrem Frauenverstand nicht Unrecht hatte, als sie ihn bat, sich mit den Schulden des Nachbarn Getz zu gedulden. Manchmal haben die Frauen doch Recht, auch wenn der Mächel Stepes das nicht hören will ...

Am Ende bekommt Rosi ihren lieben Birkner Hans. Mit dem Lied „Oh glücklich, wer ein Herz gefunden“ endete das Theaterstück. Es wird den Zuschauern und den Spielerinnen und Spielern noch lange in Erinnerung bleiben, nicht zuletzt aufgrund der farbenprächtigen Kulissen, gemalt von Maria Onghert-Renten.

Nach dem begeisterten Applaus bedankten sich Maria Onghert-Renten und Hermine Herbert beim tollen Publikum, allen Schauspielern und den Helfern, die diesen wunderschönen Abend möglich gemacht hatten. Sodann wurde getanzt und gefeiert. Die Band „Melody 4U“ verstand es, die Leute bis um 2 Uhr morgens auf die Tanzfläche zu locken. Gerne ist die Heidenheimer Theatergruppe bereit, auch für andere Kreisgruppen zu spielen und ihnen ein Stück Heimat zu schenken.

Helga und Martin Schuster

Schlagwörter: Theater

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