31. Dezember 2025
Heiterkeit und Heimatklänge in Kempten
Der 15. November war ein strahlend sonniger Tag, aber erst sein Abend glänzte richtig. Der Kreisverband Kempten hatte zum Kathreinenball geladen – und ganz nach alter Sitte wurde vor dem letzten Tanz des Jahres Theater gespielt. Die Theatergruppe Ingolstadt um Hilda Albrich und Gerda Knall brachte zwei Stücke mit und sorgte für beste Stimmung im großen Saal in Krugzell.

Im ersten Sketch von Peter Futterschneider, „Das Pflegegutachten“, soll die alte Mutter den Gutachter von ihrer angeblichen Hilfsbedürftigkeit überzeugen. Weil der Herrgott einem aber den Stolz lässt, auch wenn er die Hüftstabilität nimmt, kommt es zwischen Frau Mayer, ihrer ach-so-cleveren Tochter – „Es ist eine Todsünde, gesund zu sein!“ –, und Gutachter Goldmann zu herrlichen Missverständnissen und einem dramatischen Finale.
Im Dreiakter „Die zwölfte Krankheit“ von Irmgard Schulz-Wienold geht es nicht minder turbulent zu. Erna Kaufmann wittert in der Obsternte ihres Kleingartens ein gutes Geschäft und drängt Ehemann Heinrich, blau zu machen, um Kirschen zu pflücken. Doch es sind mehrere Bäume, und Vertrauensmann Helbig will den Gesundheitszustand seines Schlossers prüfen. So entsteht ein Reigen aus Irrungen, Wirrungen und ziemlich handfesten Fragen zur Arbeitsmoral. Alles für die Firma? Für den Profit? Oder für ein Spitzenprodukt? Heinrich ist schließlich „Schlosser und kein Gärtner“, aber vier Euro pro Pfund, 44 Pfund am Tag … und Ernas Kirschen sind die köstlichsten weit und breit.
Es ist – wie sollte es anders sein – kompliziert. Da erkannte man sich wieder: im Moralisieren, im Schlitzohrigen, in den Prägungen aus Sozialismus und protestantischer Ethik. Die Technik, die den Mikros zeitweise Streiche spielte, lieferte ein paar zusätzliche Lacher.
Was Hilda Albrich und Gerda Knall in den Inszenierungen schafften, war aber mehr als ein Lacher. Das detailgetreue Bühnenbild – man stelle sich vor: ein Wohnzimmerschrank voller siebenbürgischer Krüge, die gestickten Deckchen auf dem Tisch und das Reimchen „Süße Heimat“ über dem Bett des „Kranken“ – hat das Publikum wirklich mitgenommen. In die eigenen Überzeugungen, in die eigenen Vorurteile, in die eigenen zwar überholten, aber liebenswerten Anstrengungen.
Zwischen Pflegegrad und Kirschen blieb reichlich Zeit zu lachen. Über alles, was uns ausmacht und woran wir festhalten. Als das Siebenbürgenlied erklang, griff manche Hand über den Tisch zur Hand des Nächsten. Vertraute Töne, stilles Heimweh. Hier, beim Kathreinenball im Oberallgäu, durfte es sein. Hier sprechen die Leute wie ich, erinnern dieselben Traditionen, sind mir Heimat.
Der Ball im Anschluss wurde laut und fröhlich. Die Tanzbeine schwangen, zuvor gestärkt durch Currywurst und Wiener Schnitzel. Und bei der Tombola ging niemand leer aus.
Die älteren Semester folgten den Darbietungen mit nickendem Grinsen, für das halbe Dutzend Kinder war es ein Spektakel. Vertraut im Ton, verrückt in der Handlung – und niemand stand vor dem Schlussapplaus auf. Die Theatergruppe Ingolstadt bewies Größe und wurde ihrem Motto gerecht: „Miteinander lachen hält die Welt zusammen.“ Ja, wir haben gelacht, gegessen und getanzt. Und wir waren zusammen. Beim Kathreinenball 2025 – und in der Heimat unserer Herzen: Siebenbürgen.
S. Weingärtner
Schlagwörter: Kempten, Theater, Kathreinenball
1 Bewertung:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.