22. Januar 2007

Lebendiger Jahresauftakt beim Treffpunkt Langwasser

Äußerst lebendig ging es auch diesmal im Haus der Heimat am 15. Januar zu, beim ersten Treffpunkt Langwasser der Kreisgruppe Nürnberg der siebenbürgischen Landsmannschaft im neuen Jahr. Die Gesprächsrunde schöpfte thematisch aus dem Vollen. Der Einstieg konzentrierte sich auf die zum 1. Januar vollzogene Vollmitgliedschaft Rumäniens in der Europäischen Union.
Für uns Siebenbürger Sachsen, die wir erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa wieder unter dem gleichen politischen Dach leben, sicherlich auch eine neue Chance, unsere traditionell vielseitigen intensiven Beziehungen zu unserem Ursprungsland weiter zu vertiefen, diesmal auch gegründet auf erheblich mehr politische und rechtliche Zuverlässigkeit. Eine mit einer rumänischen Romanze („Mi-e dor de ochii tai frumosi“) untermalte Bilderfolge vertrauter Ansichten aus ganz Rumänien - siebenbürgisch-sächsische Kulturdenkmäler durften natürlich nicht fehlen - weckte bei den Anwesenden Erinnerungen.

Als dann das Thema „Hermannstadt – Europäische Kulturhauptstadt 2007“ (aus gutem Grunde zusammen mit Luxemburg) zur Sprache kam, da glänzten zum Teil schon kräftig die Augen. Der Hinweis, heuer – sofern möglich - auch Hermannstadt zu besuchen, wurde fast als Selbstverständlichkeit aufgenommen. Die EU ist zu Beginn dieses Jahres auch aus einem anderen Grund im Gespräch: Deutschland hat im ersten Halbjahr 2007 die EU-Ratspräsidentschaft inne (dazu auch noch den Vorsitz der G-8 Gruppe), was Horst Göbbel die Möglichkeit bot, in einer PowerPoint-Präsentation die Aufgaben, Anliegen, die Pläne und Möglichkeiten der deutschen EU-Ratspräsidentschaft etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Dass wir uns an diesem Abend der CSU-Führungskrise nicht entziehen konnten – und dies auch nicht wollten - war klar. Die tiefgründige und zum Teil emotional geführte Diskussion dokumentierte auch die erfreuliche Feststellung, dass wir froh sind, in einer lebendigen, freiheitlichen demokratischen Gesellschaft leben zu dürfen, in der (auch öffentliche) Kritik etwa an Politikern keineswegs Tabu ist. In einer Diktatur – und die Anwesenden konnten aus eigener Erfahrung ein Lied davon singen – wäre es wohl nicht „so weit gekommen“. Gott sei Dank haben wir diese Zustände hinter uns!

Sehr breiten Raum nahm zum Abschluss des etwa zweieinhalbstündigen Gesprächs die auch in der Siebenbürgischen Zeitung dokumentierte Kontroverse um die Einschätzung von Dieter Schlesaks kürzlich erschienenem Roman „Capesius, der Auschwitzapotheker“ ein. Dabei waren sich alle Anwesenden – auch im Sinne des in dieser Zeitung veröffentlichten Leserbriefs von Dr. Heinrich Plattner (in Folge 1 vom 15. Januar 2007, S. 4) darin einig, dass die Verbrechen einzelner Siebenbürger Sachsen während der Nazi-Diktatur keinesfalls in die Nähe eines Kollektivschuldvorwurfs gegenüber unserem Volk gerückt werden dürfen. Wenn Georg Aescht in seiner Rezension „Von der Familiarität des Bösen“ Siebenbürgische Zeitung Online vom 30. November 2006 kommentiert, dass „Siebenbürgen durch Auschwitz in den unmenschlichen Mittelpunkt des Weltgeschehens gerissen wird“, dann sei das eine Übertreibung. Hier werde nicht genügend klar unterschieden zwischen Einzelschuld und Gesamtverantwortung für das Geschehen.

Unser nächster Treffpunkt Langwasser folgt am Montag, dem 19. März, um 18.00 Uhr.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Vortragsreihen, Kulturspiegel

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