22. Juni 2010

Heinz Acker veröffentlicht Standardwerk über die Modulation

Heinz Acker gehört zu der seltenen Spezies von Musikern, die ganz selbstverständlich Musiktheorie und Kompositionspraxis, Pädagogik und Interpretation verbinden. Vor zwei Jahren schloss Prof. Acker mit einer Edition der siebenbürgischen Volkslieder von Georg Meyndt eine wichtige Repertoirelücke, jüngst war er als Dirigent der Musikwoche Löwenstein zu erleben. Und kürzlich hat er mit seiner „Modulationslehre“ ein Fachbuch vorgelegt, das unter Experten jetzt schon als Standardwerk gilt.
Heinz Acker wurde in Hermannstadt geboren, studierte an der Klausenburger Musikhochschule und reiste 1977 in die Bundesrepublik Deutschland aus. Dort wirkte er zuerst als Lehrer an der Kunst- und Musikschule in Bruchsal und gründete das Jugendsinfonieorchester Bruchsal, mit dem er Reisen in die ganze Welt unternahm. Das Orchester gehörte bald zu den besten in Deutschland und wurde vielfach ausgezeichnet. 1978 erhielt Acker einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Heidelberg-Mannheim und wurde 1987 zum Professor für Musiktheorie ernannt.

Inzwischen ist Acker in den Unruhestand getreten und hat in jahrelanger Arbeit ein Projekt vollendet, das ihn schon lange umtreibt: ein Lehrbuch, das die Kunst der Modulation auf knapp 500 Seiten systematisch und in all ihren Facetten ausbreitet. Die „Modulation“ bezeichnet in der tonalen Musik den Übergang von einer Tonart in eine andere – eine Vorgehensweise, die sich in so gut wie jedem Musikstück findet.

Dementsprechend befassen sich zwar zahllose Theoriebücher verschiedener Jahrhunderte mit der Modulation, doch dies fast immer nur nebenbei. „Das ist merkwürdig“, sagt Heinz Acker, „gehört doch die Modulationskunst von jeher zu den wichtigsten Ausdrucksmitteln tonaler Musik. Für mich war dieses Manko ein Glücksfall, denn ich konnte meine langjährigen Unterrichtserfahrungen zu einem Buch zusammenfassen.“ Erschienen ist dieses im renommierten Bärenreiter-Verlag, der dem Werk zu angemessener Aufmerksamkeit verhelfen wird.

Erstmalig wird darin also das Spezialgebiet der Modulation grundlegend untersucht und zu einem überschaubaren System geordnet, hinter dem Acker eine erstaunliche Logik feststellen konnte. Diese tritt sogar so deutlich zu Tage, dass der Autor daraus einen „Rechenschieber“ in Form einer kreisförmigen drehbaren Schablone entwickelte. Seine Studierenden nannten diese Erfindung liebevoll das „Acker Rad'l“. Sie liegt dem Buch bei.

Die „Modulationslehre“ enthält theoretische Untersuchungen, musikhistorische Exkurse und über 700 von Acker erstellte Notenbeispiele, die von seiner enormen Literaturkenntnis zeugen. Dazu kommen interessante Analysen, die nicht nur harmonische Aspekte in den Blick nehmen, sondern die Modulation in den Gesamtkontext der Form oder Stilistik eines Werkes stellen. Das Buch ist vorrangig als Lehrwerk für Studierende und Lehrende an Musikhochschulen gedacht, spricht aber auch all jene an, die Interesse an der analytischen oder einfach informativen Beschäftigung mit dem großen Erbe unserer Musikliteratur zeigen.

Johannes Killyen


Heinz Acker: Modulationslehre, Bärenreiter Verlag, Kassel 2009, 469 Seiten, 42,95 Euro, ISBN 978-3-7618-2126-8

Schlagwörter: Rezension, Musik, Pädagogik

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