21. Oktober 2010

Kalender mit Haussprüchen: Zeugnisse siebenbürgisch-sächsischer Kultur

Die Dokumentation von deutschen Haussprüchen in Siebenbürgen ist von 1990 bis heute eines der eifrig betriebenen Hobbys des Gymnasiallehrers für Geografie, Friedrich Philippi, aus Hermannstadt. Neben dem Aufbau einer Schulbuchsammlung mit deutschsprachigen Schulbüchern aus Siebenbürgen innerhalb der Landeskirchlichen Bibliothek in Hermannstadt ist er bemüht, eine Bilderdokumentation siebenbürgischer Ortschaften, Landschaften und Menschen zusammen zu tragen. Ein weiteres, seit 1987 beharrlich gepflegtes Hobby betrifft die jährliche Storchenzählung im Landkreis Hermannstadt.
Nach der massiven Auswanderung der Landsleute aus Siebenbürgen bestand die Gefahr, dass selbst die Haussprüche, welche die kommunistische Zeit überlebt haben, verschwinden. Mit Staunen stellte Philippi fest, dass viele Haussprüche nach dem Zweiten Weltkrieg nicht übertüncht worden sind. Infolge der durch die Auswanderung wechselnden Hausbewohner in den Gemeinden bestand und besteht die Gefahr, dass diese Sprüche bei der Renovierung der Hausfassaden nicht beibehalten werden. Daher ergibt sich die Notwendigkeit ihrer Dokumentation.

Verschiedene Volkskundler wie Josef Haltrich (1822-1886), der in seiner Arbeit „Deutsche Inschriften aus Siebenbürgen, ein Beitrag zur epigrammatischen Volkspoesie der Deutschen“ 1867 über 421 Sprüche veröffentlichte, oder Julius Groß, der 1927 eine Sprüche-Dokumentation vorlegte, haben sich auf diesem Gebiet Verdienste erworben.
Titelbild des Kalenders 2011 mit Haussprüchen. ...
Titelbild des Kalenders 2011 mit Haussprüchen. Schönau / Șona (Friedrich Philippi – 2009). „Ich hab gebaut nach meinem Sinn und es gefällt mir wohl darin gar mancher schauts und tadelt dran er mach es besser wenn er kann. Joh. S. Broos 1922“
Friedrich Philippi hat in den letzten Jahren etwa 180 Ortschaften abgesucht, dabei etwa 70 Orte mit zusammen über 150 Haussprüchen gefunden und diese dokumentiert. Aus dieser Fülle von historisch wertvollen Zeugnissen der Siebenbürger Sachsen gab Philippi bereits für das Jahr 2010 im Schiller-Verlag Hermannstadt zusammen mit Anselm Roth einen Postkarten-Kalender heraus, der zum Erfolg wurde und restlos ausverkauft ist. Im Frühjahr 2010 bereiste er Orte, um die bisher nur als Dias vorhandenen Bilder mit der Digitalkamera aufzunehmen und zu ersetzen. So entstanden die scharfen und farbenfrohen Bilder für den Kalender 2011, der sich als Weihnachtsgeschenk gut eignet. Dabei stellte Philippi fest, dass viele der ihm bekannten Haussprüche nicht mehr vorhanden sind, andere aber durch Renovierung der Fassaden noch schöner zur Geltung kommen. Von den seltenen Haussprüchen in Mundart ist einer aus Petersdorf bei Marktschelken im Kalender dabei.
Hausspruch in Honigberg. Foto: Friedrich Philippi ...
Hausspruch in Honigberg. Foto: Friedrich Philippi
Diese Dokumentationsarbeit setzt Philippi fort. Anlässlich des Bistritzer Sachsentreffens 2010 fand er weitere Sprüche in ehemals siebenbürgisch-sächsischen Ortschaften Nordsiebenbürgens und hielt sie in Bild und Text fest. Diese Haussprüche sind allesamt in die Eichen-Tor-Balken der Bauerngehöfte geschnitzt, manche sind inzwischen mit farbigen Schindeln überdeckt worden.

Der zusammen mit Anselm Roth herausgegebene Kalender 2011 kann im Internet im Siebenbuerger.de/Shop zum Preis von 8 Euro, zuzüglich Versandkosten, erworben werden.

Walter Klemm

Schlagwörter: Kalender

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