23. März 2011

Ingo Glass (70) stellt in München und Budapest aus

Drei Grundformen – Kreis, Quadrat und Dreieck – und drei Grundfarben – Rot, Blau und Gelb – bestimmen das künstlerische Schaffen des aus Rumänien stammenden deutschen Bildhauers Ingo Glass. Seine monumentalen Kunstwerke sind ein unendliches Spiel mit Farbe und Geometrie, mit Fläche und Raum. Reinheit und Klarheit lassen das Wesentliche in einer unfassbaren Vielfalt zum Vorschein treten und verdrängen das Unnötige. Es entstehen „offene Räume“. Teile dieser „offenen Räume“ des Banater Bildhauers, der zur Elite der deutschen Kunstszene gehört, werden anlässlich seines 70. Geburtstags in München und Budapest ausgestellt.
Geboren wurde der in München lebende und schaffende Künstler 1941 in Temesvar. Studiert hat er an der Akademie der Bildenden Künste in Klausenburg und später als Assistent an der Universität für Architektur und Stadtplanung in Bukarest, wo er promoviert hat. Von 1967 bis 1971 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums für zeitgenössische rumänische Kunst in Galatz, an dessen Aufbau er ebenfalls beteiligt war. 1979 siedelte er nach München über, wo er jahrelang als Bildhauer und Ausstellungsgestalter für das Kulturreferat der Landeshauptstadt München wirkte.

Sein Talent wird in Deutschland frühzeitig erkannt und gefördert. Zahlreiche deutsche und internationale Preise würdigen seine Tätigkeit innerhalb und außerhalb Deutschlands. Glass gehört zu den Preisträgern der Fondation Brancusi, Montreal, und der Internationalen Biennale für Bildhauerzeichnungen, Budapest. Sein Heimatland Rumänien verlieh ihm 2004 den Verdienstorden für Bildende Kunst im Rang eines Offiziers. Mit zahlreichen Ausstellungen macht sich Glass weltweit einen Namen, so dass seine Arbeiten Stadtbilder in Deutschland, Israel, Rumänien und Ungarn prägen.

Ingo Glass ...
Ingo Glass
Glass’ Schaffen bleibt von seinem persönlichen Hintergrund nicht unberührt – er versteht sich selbst als Europäer. Sein Geburtsort, „ein Europa en miniature“, und die Donau als völkerverbindender Fluss hinterlassen Spuren auf seine späteren Werke. Von seiner klassischen Kunstausbildung und somit von der figurativen Kunst trennt sich der Bildhauer mit der Überzeugung, dass nach der eiförmigen Urform, die von Constantin Brâncuși geprägt wurde, nichts mehr zu reduzieren sei. Ingo Glass’ Stil ist eher eine persönliche Interpretation anderer bereits etablierter Kunstrichtungen – der konstruktiv konkreten Kunst und des Bauhauses. Der Bauhaus-Theorie entnimmt er die Farbenzuordnung für die Grundformen, wobei er von dieser abweicht, indem er die Farben für das Quadrat und den Kreis umtauscht: der Kreis als Symbol der Bewegung und des Lebens wird ab nun rot statt blau und das Quadrat wird, aufgrund seiner Assoziation mit Ausgeglichenheit und Ruhe, blau.

Die großformatigen farbenfrohen Plastiken von Glass, die den öffentlichen Raum bereichern, lassen kein einfaches Vorbeigehen zu. Sie fordern zur Meditation und zum Nachdenken über das Wesentliche auf. Oft ist dabei ein Tor, eine Öffnung oder ein Übergang erkennbar. Eine seiner wohl bekanntesten Arbeiten ist der Skulpturenpfad in Vaterstetten bei München – zwölf Werke aus den 70er, 80er und 90er Jahren, geschaffen und angerichtet unter dem Motto „Dem Geist Raum lassen – dem Raum Geist geben“. Imponierend ist auch das 1976 angesetzte Donauprojekt, bestehend aus 13 m hohen Stahlstrukturen als Symbol der Völkerverbindung, die an den Donauufern in Galatz, Neu-Ulm, Dunaujvaros, Ungarn und Günzburg installiert sind. Hohe Beachtung finden auch das DADA-Denkmal zum 100. Geburtstag von Tristan Tzara in Moinești sowie „Tor nach Serbien“ und „Öffnung“ (Denkmal für die Märtyrer der Revolution von 1989) in Temeswar.

Prof. Eugen Gomringer, Leiter des Instituts für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie im Kunsthaus in Rehau, unterstreicht: „Ingo Glass hat europaweit großräumige Projekte und Realisationen geschaffen, für die der Begriff der Raumbogenspannweite als Markenzeichen gilt. Er hat Eisen und Stahl zu einem eleganten Hochstreben und einer kühnen Leichtigkeit verholfen. Das Werk von Ingo Glass ist also längst in die Reihe der berühmten Eisen- und Stahlskulpturen des 20. Jahrhunderts eingestuft worden (…). Offenheit hat bei Glass Vorrang vor Geschlossenheit.“

Oana Turdean


Die Ausstellung „Offene Räume – Grundformen und Grundfarben im Raum“ von Ingo Glass wird vom 8. April bis 8. Juni im Generalkonsulat von Rumänien, Richard-Strauss-Straße 149, 81679 München, Montag bis Freitag, 10.00-14.00 Uhr, gezeigt. Vernissage: 7. April, 18.00 Uhr. Einführung: Conradine Gebhard und Aurel Chiriac. Anmeldungen erbeten unter veranstaltungen[ät]rumaenien-gkmuenchen.de. Die Ausstellung „Offene Räume“ von Krista Glass und Ingo Glass ist vom 30. April bis 15. Mai in der Galeria A22, Akacfa utca 22, 1072 Budapest, zu sehen. Eröffnung: 29. April, 18.00 Uhr.

Schlagwörter: Ausstellung, Bildhauerei, Banat, München

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