4. Juni 2011

Be-REICH-ernder Liederabend in Bamberg

„Im wunderschönen Monat Mai“ lautete das Motto eines Liederabends mit dem Bariton Christoph Reich und der Organistin Ilse-Maria Reich, der am 20. Mai im Studio 13 in Bamberg stattfand. Auf dem Programm standen Robert Schumanns Liederzyklus „Dichterliebe“ nach Texten von Heinrich Heine und sechs Lieder des siebenbürgischen Mundart- und Liederdichters Georg Meyndt. Dieser Abend markierte den krönenden Sommerabschluss der diesjährigen Bamberger Vortragsreihe „Siebenbürger/n im Blickpunkt“.
Nach der Vorstellung der Landshuter Gäste durch Kulturreferentin Dagmar Zink begann diese den Abend mit einem prägenden Satz aus einem Brief Robert Schumanns an seine Frau Clara, worin er das „Komponieren von Liedern als eine lang entbehrte Seligkeit“ beschrieb. In der Tat hat Schumann in seinen 248 Liedern dem Lied zu einem tiefen dramatischen Mikrokosmos sämtlicher Empfindungen und Seelenlagen in höchster musikalischer Vollendung Ausdruck verliehen. In den 16 Liedern nach Texten von Heinrich Heine findet sich Schumann am uneingeschränktesten wieder und kann so, in inniger geistiger Seelenverwandtschaft mit dem Dichter, alle inneren Widersprüche seiner Natur entfalten.

Ilse-Maria Reich und Christoph Reich im Bamberger ...
Ilse-Maria Reich und Christoph Reich im Bamberger Studio 13.
Wie wunderbar sich Christoph Reich mit seiner warmen, ausdrucksintensiven Baritonstimme in die Vielfalt wechselnder Stimmungen dieses Liederkranzes hinein vertieft, ist auch seiner hohen musikalischen Intelligenz und emotionalen Sensibilität zuzuschreiben. So gelingt ihm in einem der schönsten romantischen Lieder, „Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht...“, mittels seiner zu hohen Tönen aufschwingenden Stimme dem halb ironischen Text äußerst dramatischen Gehalt zu verleihen. Diesem tongewaltigen Lied folgte der leichte und lichte Regenbogenglanz des Liedes „Und wüsstens die Blumen, die kleinen, wie tief verwundet mein Herz...“, worin Christoph Reich einer schwerelosen, gleichsam wurzellosen Musik mit transparentem Gesang und fast flüsternder Stimme eine kaum mehr fassliche Gestalt verlieh.

Überraschend war die gleichwertig ausgefeilte technisch-pianistische Klang- und Anschlagskultur der eigentlich als Organistin bekannten Ilse Maria Reich, die hier zur inhaltlich-schöpferischen Mitgestalterin des gesamten Zyklus avancierte. Lang anhaltender Applaus eines vollbesetzten Saales belohnte diese Leistung zweier Ausnahmekünstler.

Im Anschluss kamen sechs Lieder des siebenbürgischen Mundartliederdichters Georg Meyndt – in Bearbeitung von Heinz Acker – zu Gehör. In ihrer Mischung von Volksliedhaftem und der feinsinnig kunstvollen Fassung Ackers sprechen sie immer wieder das facettenreiche heimatliche Dorfleben an. In stimmlich eindringlicher Manier und gekonnt artikulierter sächsischer Mundart gelang es Christian Reich, übrigens ein Ururenkel von Peter Georg Meyndt, die im Programm ins Hochdeutsche übersetzten Lieder (u.a. „Det Brännchen“, „Sät wä hisch“, „Det Gläck“, vor allem aber „Det Motterhärz“) dem aufmerksamen Publikum nahe zu bringen. Nach begeistertem Applaus einer überaus dankbaren Zuhörerschaft erklang noch als Zugabe ein weiteres Liebeslied, ehe der in jeder Hinsicht be-Reich-ernde Liederabend mit einem „in vino veritas“-angeregten Gedankenaustausch endete.

Peter Szaunig

Schlagwörter: Liederabend, Bamberg, Mundart

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