28. Oktober 2011

Karin Bruder und Hans Bergel lasen im Rahmen der Berliner Kulturwoche

Im Rahmen der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturwoche in Berlin gab es im Rumänischen Kulturinstitut „Titu Maiorescu“ zwei Lesungen: Karin Bruder las am 27. September aus ihrem Roman „Zusammen allein“ und Hans Bergel am 30. September, wobei er die Lesung unter dem Titel „Homo Transylvanus“ mit einem Vortrag ergänzte.
Obwohl Bruders Roman „Zusammen allein“ für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und für den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung vorgeschlagen war, konn­te Dr. Alexandra Panaite, stellvertretende Leiterin des Kulturinstituts, nur wenige Besucher begrüßen. Dabei hätte das Buch ebenso wie die aus Kronstadt stammende Autorin – siehe dazu den Bericht über die Lesung Karin Bruder in München und den Bericht über die Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises 2011 – mehr Interesse verdient. Dass dieses bei den anwesenden Literaturfreunden groß war, zeigte sich einerseits beim regen Signieren und andererseits in der lebhaften Diskussion, die beim anschließenden Empfang weitergeführt wurde.

Hans Bergel: Homo Transilvanus

Am 30. September bot sich den Veranstaltern endlich das gewünschte Bild: ein nicht nur gut, sondern auch prominent besetzter Saal – u.a. mit dem kanadischen Botschafter Peter Böhm samt Familie. Kein Wunder, denn niemand anders als Hans Bergel, dieser Siebenbürger par excellence, sollte uns den Homo Transylvanus näherbringen. Das tat er einerseits in essayistischer Form, wobei der Schwerpunkt darauf lag, die Entwicklung hin zu diesem siebenbürgischen Menschen bewusst zu machen; andererseits veranschaulichte er das durch ein Kapitel aus den 2011 erschienenen Geschichten seines abenteuerlichen Lebens: „Am Vorabend des Taifuns“.

Frau Panaite begrüßte mit ihrem gewohnten Charme die anwesenden Gäste und stellte Herrn Hans Bergel als Person, aber ebenso dessen ­umfangreiches Werk in einer bemerkenswerten Ansprache vor.
Im Rumänischen Kulturinstitut „Titu Maiorescu“ in ...
Im Rumänischen Kulturinstitut „Titu Maiorescu“ in Berlin: Hans Bergel liest. Foto: Hans-Werner Schuster
Bergels Essay war nicht nur ein sprachlicher, sondern auch ein geistiger Genuss, war es für Laien ebenso wie für Kenner. Beeindruckend war nicht nur die Fülle an Informationen, die man in solchem Kontext noch nicht zusammengestellt hatte. Nicht nur ich hing an seinen Lippen und wollte kein Wort verpassen. Ich schwankte indes ständig zwischen Zuhören und Notizen schreiben, denn ich wollte auch so viel wie möglich aus der Fülle des Gehörten behalten. Wer von uns wusste schon, dass unser Landsmann Alexander Flechtenmacher 1856 die Melodie zur „Hora Unirii“ geschrieben hat?

Ich nicht, und so bin ich froh, dass diese und andere Informationen in meinem Gedächtnis haf­ten geblieben sind. Genauso froh bin ich darüber, dass mir – und wohl vielen anderen auch – klarer bewusst wurde, was das „Siebenbürgische“ des Homo Transylvanus, dieser Gattung, der auch ich angehöre, ausmacht: das Miteinander und die Akzeptanz des Anderen, der Respekt gegenüber abweichenden Werten und Überzeugungen, der Wille, voneinander zu lernen. – Allerdings nicht zwangsläufig in dem Sinne, dass es für alle Bewohner Siebenbürgens gilt.

Auch das verdeutlichte der zweite Teil des Abends, die Lesung aus „Am Vorabend des Taifuns“. Die ausgewählte Passage entpuppte sich als kurzweilig und amüsant, zauberte manch ein Lächeln auf die Gesichter der Zuhörer und weckte Erinnerungen. Weckte Erinnerungen bei mir und manch anderem, der die Situation kennengelernt hatte, dass es in der Schule keine Rolle spielte, zu welchem Gott man betet oder in welcher Sprache.

Endloser Applaus und ein großer Andrang beim Erwerb des Buches und dem anschließenden Signieren zeigten deutlich, welche Begeisterung Hans Bergel bei den Anwesenden geweckt hat. Natürlich gab es im Anschluss den gewohnten Empfang, der den Anwesen­den die Gelegenheit bot, sich bei einem Gläs­chen Wein zu unterhalten und Fragen zu stellen, die zu beantworten Herr Bergel nicht müde wurde.

Gisa Wentrup

Schlagwörter: Kulturwoche, Berlin, Lesungen, Bergel, Karin Bruder

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