22. Mai 2013

Bistritzer Mundartgedichte

Albert Schullers Nösner Schnurren neu herausgegeben von Dr. Waldemar Scholtes
Schnurren ist ein niederfrequentes, gleichmäßig vibrierendes Geräusch, das Katzen in bestimmten Situationen erzeugen. In der Regel signalisiert es Wohlbefinden, sagt Wikipedia. Was sind dagegen Nösner Schnurren? Heitere Geschichten in Versform aus dem Nösnerland. In diesem Fall handelt es sich um Bistritzer Mundartgedichte (Nisner Matn), die Albert Schuller erstmals in seiner Heimatstadt 1910 veröffentlicht und die 1926 von Kurt Csallner gleich zweimal neu aufgelegt wurden. Nun liegt eine Neuerscheinung vor, die der in Kanada lebende Germanist Dr. Waldemar Scholtes herausgegeben hat.

„De gemaitvoll Bäffelkah“: Dian det Sängen nät erfait/ Diam um Sängen guer näst lait/ Dian soll dis Geschicht bekihrn,/ enes Bassern belihrn,/ dai sich entst eregnt hatt/ än der laiwer Nisnerschtadt. So beginnt die erste Matn, ähnlich lebendig geht es weiter. Anscheinend waren die acht Nösner Schnurren von Albert Schuller, der 1914 starb, zumindest bis zu der Zeit die einzigen Texte, die in Bistitzer Mundart veröffentlicht wurden. Ihr Autor soll, als Weingenießer, nur in dieser „feucht-fröhlichen Stimmung überhaupt“ jemals gedichtet haben, wie der Herausgeber der Neuerscheinung, Dr. Waldemar Scholtes aus Kanada, schreibt. Dr. Scholtes, als Germanist an der Universität Guelph in Ontario, und auch als Kirchenmusikdirektor tätig, entstammt einer Musikerfamilie, die bis zum Zweiten Weltkrieg in Bistritz zu Hause war. Die Mutter Rosina war Pianistin und Organistin an der Stadtpfarrkirche, der Vater, Prof. Walter Scholtes, Musiklehrer am dortigen Deutschen Gymnasium. Nach der Evakuierung 1944 und kurzem Aufenthalt in Österreich wanderte die Familie 1949 nach Kanada aus und setzte dort ihre musikalischen und kulturfördernden Aktivitäten vorwiegend in Kitchener fort. Die Deutschen Sängerfeste in Kanada und den Deutsch-Kanadischen Sängerbund hob Walter Scholtes, der auch als Komponist glänzte, mit aus der Taufe. Der Sohn Dr. Waldemar Scholtes, Herausgeber dieses mundartsprachlichen Kleinods, studierte Germanistik und Musik und widmete seine ganze Kraft dem Dienst an den deutschsprachigen Einrichtungen der Stadt und der gesamten Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada. Er ist neben seiner akademischen Lehrtätigkeit auch als Blasmusikdirigent Chorleiter, Komponist, Übersetzer und Dichter bekannt.

Die deutsche Fassung der Nösner Schnurren redigierte Karin Servatius-Speck auf der Grundlage von Übersetzungen, die Dr. Fritz Frank ­erarbeitete. Dr. Frank hielt auch den unnachahmlichen Klang der Bistritzer siebenbürgisch-sächsischen Mundart in überragender Manier auf dem mitgelieferten Tonträger (CD-ROM) fest. Das Hören (und je nach Wunsch das parallele Mitlesen des Mundart- oder des hochdeutschen Textes) ist ein wahrer Genuss.

Die 165 Seiten umfassende wertvolle Publikation versammelt neben den sieben Nisner Matn in Mundart und hochdeutsch („Die gemütvolle Büffelkuh“, „Melitta“, „Der Michel“, „Das Senfpflaster“, „Der Schuss mit der Zwiebelreihe“, „Die Weinprobe“, „Der Gottfriedbirnbaum“) und dem Gedicht in deutscher Sprache „Die Bestechung“ wertvolle Angaben zu seinem Zustandekommen, zur Bistritzer Mundart und ihrer Aussprache, zu Dr. Fritz Frank und Karin Servatius-Speck sowie schließlich zum Herausgeber Dr. Waldemar Scholtes. Das Buch hat die ISBN 78-0-9865226-3-5. Zu beziehen ist es zum Preis von CDN $30,00 [22,00 Euro], zuzüglich Porto, beim Autor: Waldemar Scholtes, 18 Sunrise Drive, Kitchener, ON, Canada N2B 3B4, Telefon und Fax: (001-519) 745-8513 bzw. E-Mail: wscholtes[ät]execulink.com.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Nösner, Mundart, Rezension, Saksesch Wält

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