20. August 2013

Verein Musica Suprimata e.V. in Berlin gegründet

In den vergangenen zwei Jahren brachte die Konzertreihe „Verfemte Musik“ (rumänisch „Muzica suprimată“) selten gespielte und gesungene Klänge des frühen 20. Jahrhunderts nach Siebenbürgen. Thematisch ging es um Kompositionen verfolgter, unliebsamer Musiker, die am Unrecht der beiden Weltkriege leiden mussten. Auch in diesem Jahr bekräftigen die Veranstalter des innovativen Festivals ihr Engagement für Siebenbürgen, und zwar mit der Gründung des internationalen Vereins Musica Suprimata e.V. am 15. Juli in Berlin.
Die Organisation zielt darauf, sich „für die ehemals verfolgte, verdrängte und dann weitgehend vergessene Musik“ zu engagieren, wie die Gründungsmitglieder in einer Presseinformation bekannt geben. Dabei geht es um Werke, die vom nationalsozialistischen Regime als „entartet“, beziehungsweise von der kommunistischen Obrigkeit als „formalistisch“ gebrandmarkt worden sind. Beide Kategorien geächteter Kompositionen möchte Musica Suprimata e.V. zurück ins Konzertleben bringen und für kommende Generationen präsent halten. Dementsprechend steht die Tätigkeit des Vereins unter der bekannten Devise Gustav Mahlers: „Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“.

Die jährliche Konzertreihe mit siebenbürgischem Schwerpunkt wird im Herbst 2014 fortgesetzt. Thematisch soll sich die nächste Auflage auf den Beginn des Ersten Weltkriegs beziehen, der genau ein Jahrhundert zurückliegen wird. Das Programm wird Werke diffamierter Komponisten umfassen, die auf dem heutigen Gebiet Rumäniens geboren sind. Beispielsweise spielte auch im Rahmen der vorigen Auflagen der Hermannstädter und Schönberg-Schüler Norbert von Hannenheim, der 1945 in einer nationalsozialistischen Euthanasie-Klinik ums Leben kam, eine zentrale Rolle. Neben seiner Musik soll auch die Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Todverweigerung“, die Viktor Ullmann im KZ Theresienstadt komponierte, aufgeführt werden.

Der Verein Musica Suprimata e.V. ist international zusammengesetzt – die Mitglieder kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Rumänien. Neben dem Hauptsitz in der Bundeshauptstadt wurde auch die Gründung einer Dependance in Hermannstadt beschlossen. „Dies soll nicht nur eine rumänische Postadresse bedeuten, sondern eine Verankerung im Gesellschafts- und vor allem im Kulturleben des Landes“, versichert die Vorstandsvorsitzende des Vereins, Heidemarie T. Ambros, die am Gelingen der ersten Festivalauflagen maßgeblich beteiligt war. Um das Verständnis des Publikums für diese eher elitäre Musik zu fördern, sollen Musikabende auch in Verbindung mit der bildenden Kunst und der Literatur des vergangenen Jahrhunderts veranstaltet werden. Geplant ist auch eine Publikation, in der die Werke und ihr Entstehungskontext musik- und kulturwissenschaftlich analysiert werden. Die Organisation möchte zudem musikbezogene Forschungsprojekte und grenzüberschreitende künstlerische Kooperationen unterstützen. Kontakt: h.t.ambros[ät]gmx.net.

Christine Chiriac

Schlagwörter: Verein, Musik, Berlin

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