17. Dezember 2016

Europastart der Ausstellung "Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen" in Berlin

Die Ausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen. Ein Europäisches Kulturerbe“ wurde Ende November in der rumänischen Botschaft in Berlin feierlich eröffnet. Sie entstand in Zusammenarbeit der Projektpartner Stiftung Kirchenburgen Hermannstadt, TU Berlin, Institut für Stadt- und Regionalplanung, Fachgebiet Denkmalpflege, und Deutsches Kulturforum östliches Europa Potsdam. Dazu eingeladen hatten der Botschafter von Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland, S.E. Emil Hurezeanu, zusammen mit der Stiftung Kirchenburgen. Angereist aus Hermannstadt waren seitens der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien Bischof Reinhart Guib, Hauptanwalt Friedrich Gunesch, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kirchenburgen, und Philipp Harfmann, Geschäftsführer der Stiftung.
Etwa 200 Personen nahmen an der Eröffnung teil, darunter zahlreiche Bundestagsabgeordnete wie Johannes Singhammer, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Dr. Bernd Fabritius, Klaus Brähmig und Dr. Christoph Bergner, sowie Institutionen wie das Deutsche Kulturforum östliches Europa, Potsdam, vertreten durch Dr. Harald Roth. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung mit Darbietungen von Karl Scharnweber (Klavier) und Thomas Braun (Violine).

Interessantes Ausstellungsspektrum: Von Historie bis zu Bewahrern

Die Ausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen. Ein Europäisches Kulturerbe“ im Atrium der Botschaft besteht aus 24 Roll-up-Postern, didaktisch geschickt aufbereitet, angefangen mit dem Komplex „Historische Einführung“ über „Entwicklung der Kirchenburgen“, „Ausstattung der Kirchen“ und „Reisen gestern und heute“ bis hin zu den Komplexen „Aspekte der Erhaltung“ und „Bewahrer des Kulturerbes“. Den Texten sind historische und aktuelle Fotomotive zugeordnet, etwa die historische Aufnahme um 1942 mit einer Männergruppe in Trachten mit den legendären Schwertern von Broos und Draas.
Herzliche Einladung zum Besuch der Ausstellung ...
Herzliche Einladung zum Besuch der Ausstellung "Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen. Ein Europäisches Kulturerbe", Philipp Harfmann, Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, Bischof Reinhart Guib und Hauptanwalt Friedrich Gunesch, Evangelische Kirche A. B. in Rumänien und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kirchenburgen (von rechts nach links). Fotos: Berndt Brussig
Die Ausstellung würdigt zudem engagierte Bewahrer des Kulturerbes, so den 2012 im Alter von 102 Jahren verstorbenen Kurator Martin Werner, der jahrelang die Kirchenburg von Meschendorf vor dem Verfall bewahrte, sowie den aus einer rumänischen Familie stammenden Emanuel Tremurici, der bereits als 13-Jähriger kompetent und kenntnisreich durch die Kirchenburg von Deutsch-Tekes führte. Die Ausstellung wurde gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Faszination der Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen

Dem aus Hermannstadt stammenden Botschafter Emil Hurezeanu merkte man in seinem Grußwort seine Emotionen, seine persönliche Verbundenheit zu seiner alten Heimatstadt und zu den faszinierenden Kirchenburgen, an. Schon als Kind zogen ihn diese ehrwürdigen Zeugen der Geschichte rings um Hermannstadt magisch in ihren Bann. Der Titel der Ausstellung sei ebenso originell wie legitim, sagte Hurezeanu, sei doch die einzigartige Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen ein herausragendes europäisches Kulturerbe, das es noch mehr in das Bewusstsein Europas zu rücken gelte.

Welche kulturpolitische Dimension dieses Anliegen hat, zeigt die 2015 ins Leben gerufenen Stiftung Kirchenburgen, die als Fachinstitution des kirchlichen Kulturerbes arbeitet. Mit der in Berlin eröffneten Ausstellung hat die Stiftung ein höchst gelungenes „Gesellenstück“ abgeliefert. Prominente Schirmherren der Stiftung Kirchenburgen sind der Präsident von Rumänien, Klaus Werner Johannis, und Joachim Gauck, Präsident der Bundesrepublik Deutschland.

Versinnbildlichung von Luthers Choral „Ein feste Burg ist unser Gott …“

Dass kaum eine andere Region Europas durch den Choral Martin Luthers „Ein feste Burg ist unser Herr, eine gute Wehr und Waffen“ architektonisch so versinnbildlicht wird wie eben durch die Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgens, war der Grundtenor in der Eröffnungsrede von Bischof Reinhart Guib. Er drückte seine Hoffnung, dass sich mit dieser Ausstellung, die in weiteren Städten Deutschlands und natürlich auch in Rumänien gezeigt werden soll, nicht nur Siebenbürger Sachsen als Multiplikatoren angesprochen fühlen, sondern alle Menschen. Nicht zuletzt müsse das europäische Kulturerbe besonders an junge Generationen weitervermittelt werden. Mit dieser Ausstellung würden auch Perspektiven für den Erhalt der Kirchenburgenlandschaft aufgezeigt, etwa durch die Ausbildung von Handwerkern wie Zimmerleuten und Architekten. Der Bischof ist sich sicher, dass diese Ausstellung weit über das eigentliche Lutherjahr hinaus die Menschen begeistern wird.

Etappen zum Ausstellungsprojekt und Erfolgsrezept

Ausgangspunkt dieser Ausstellung war das „Erhaltungskonzept zur Sicherung der Siebenbürgischen Kirchenburgenlandschaft unter Einbeziehung neuer Medien“ von 2011, das erste Gemeinschaftsprojekt der Leitstelle Kirchenburgen Hermannstadt mit dem Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin. Damit wurden die Weichen gestellt, um das Thema Siebenbürgen in den Lehrplan des Instituts für Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin aufzunehmen. In einem zweiten Projekt, „Zwischen Burghütern und Aussteigern – Perspektiven für die Siebenbürgische Kirchenburgenlandschaft“, ging es 2013 um eine Bestandsaufnahme und Maßnahmen zur ökotouristischen Vermarktung der Kirchenburgenlandschaft sowie die damit verbundene Schaffung von Arbeitsplätzen für Dorfbewohner im Oberen Harbachtal. Die Arbeitsergebnisse dieser beiden Projekte bilden das Grundgerüst der Ausstellung.

Bildungsprojekt für Schulen

Philipp Harfmann hat mit seinem Team der Stiftung Kirchenburgen ein neues Projekt ganz oben auf die Arbeitsagenda gesetzt: Die Entwicklung des Bildungsprojektes „Kirchenburgen-Memo“. Mit diesem neuen Projekt, quasi „Kind“ der in Berlin eröffneten Ausstellung, soll Schülern das Wissen über Historie und Gegenwart dieses europäischen Kulturgutes spielerisch didaktisch vermittelt werden.
Etwa 200 Personen nahmen an der Eröffnung im ...
Etwa 200 Personen nahmen an der Eröffnung im Artium der rumänischen Botschaft in Berlin teil, darunter zahlreiche Bundestagsabgeordnete wie Johannes Singhammer, Vizepräsident des Deutschen Bundestages (Erster von links in der ersten Reihe), und Bernd Fabritius (zweite Reihe, Erster von links).
Die Ausstellung ist bis Mitte Februar im Atrium der Botschaft Rumäniens in Berlin zu sehen. Anschließend wird sie eine mehrjährige Tour durch Deutschland und andere europäische Länder machen. In Rumänien wird diese Ausstellung zum Sachsentreffen in Hermannstadt im August 2017 und zum Tag des Offenen Denkmals im September 2017 zu sehen sein. Anvisiert sind sogar Kanada und die USA.

Berndt Brussig

Schlagwörter: Kirchenburgen, Stiftung Kirchenburgen, EKR, Botschaft von Rumänien

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