26. September 2017

Internationales Symposium: „Museum im Spannungsfeld zwischen universeller und nationaler Ausrichtung“

2017 feiert das Brukenthalmuseum in Hermannstadt sein 200-jähriges Bestehen. Es ist das älteste und eines der bedeutendsten Museen Südosteuropas. Die Kunstsammlung des Barons Samuel von Brukenthal (1721-1803), Leiter der Siebenbürgischen Hofkanzlei und Berater Maria Theresias, wurde bereits 1774 im Almanach de Vienne als eine der wertvollsten privaten Sammlungen Wiens bezeichnet. Neben dieser besaß der Baron zudem bedeutende Münz-, Antiken- und Mineraliensammlungen.
Nach seiner Ernennung zum Gubernator Siebenbürgens 1777 ließ er in Hermannstadt ein Palais errichten, in dem seine letztlich mehr als 1200 Werke zählende Gemäldesammlung in einer eigenen Galerie ihren Platz fand. In seinem Testament von 1802 verfügte Brukenthal, dass seine Bibliothek und seine Sammlungen bei Erlöschen der männlichen Erblinie in das Eigentum des Evangelischen Gymnasiums in Hermannstadt übergehen sollen. Bereits nach seinem Tod sollten diese „unzertheilt und ganz beysammen“ bleiben und dem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Letzteres geschah schließlich 1817.

Der Stifter wurde von zwei Motiven geleitet: Zum einen war sein Vermächtnis ein patriotischer Akt ganz nach seinem Credo „Fidem genusque servabo – Meinen Glauben und mein Volk will ich behüten“. Zum anderen zeigt sich in seinem Interesse für Kunst und Naturwissenschaften sowie seinem systematischen Sammlungskonzept das universale Bildungsideal der Aufklärung. In diesem Spannungsfeld zwischen universeller und nationaler Ausrichtung entwickelte sich das Brukenthalmuseum im 19. und 20. Jahrhundert fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte ein Teil des Kulturerbes der Siebenbürger Sachsen nach Deutschland und wird heute im Siebenbürgischen Museum bewahrt. Seit Langem pflegen beide Häuser daher enge Beziehungen.

Aus diesem Anlass veranstalten das Brukenthalmuseum und das Siebenbürgische Museum Gundelsheim vom 5.-8. Oktober 2017 in Hermannstadt das gemeinsame Symposium, das vom Beispiel Hermannstadts ausgehend die Ausrichtung der europäischen Museen im Spannungsfeld zwischen nationalen und universellen Ideen betrachtet. Alle Interessierten sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.

Tagungsprogramm
Donnerstag, 5. Oktober
19.00 Uhr: Empfang im Brukenthal Palais

Freitag, 6. Oktober
10.00 Uhr: Eröffnung, Generaldirektor Prof. univ. Dr. Sabin Adrian Luca (Brukenthalmuseum Hermannstadt)
10.30 Uhr: Dr. Irmgard Sedler (Vorstandsvorsitzende Siebenbürgisches Museum Gundelsheim; Direktorin der Städtischen Museen Kornwestheim): Das Brukenthalmuseum zwischen Universal und National
11.15 Uhr: Dr. Virgil Nițulescu (Ministerium für Kultur, Rumänien): Das offizielle nationale Museumskonzept im heutigen Rumänien
12.00 Uhr: Besichtigung Palais Brukenthal
14.00 Uhr: Mittagspause
15.30 Uhr: Dr. Dana Hrib (stellv. Direktorin Brukenthalmuseum): 200 Jahre Geschichte, 10 Jahre Markenpräsenz
16.15 Uhr: Dr. Holger Jacob-Friesen (Leiter der Abteilung Wissenschaft, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe): Samuel von Brukenthals Gemäldesammlung im europäischen Kontext
17.00 Uhr: Kaffeepause
17.15 Uhr: Prof. univ. Dr. Sergiu Nistor (Berater des Staatspräsidenten Rumäniens; Professor für Architekturgeschichte und Denkmalpflege, Bukarest): Mehrheit und Minderheit: Wem gehört das Kulturerbe? Ein Überblick über die Museen in Rumänien
18.00 Uhr: Prof. Dr. Erika Schneider (Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Geographie und Geoökologie): Samuel von Brukenthal als Förderer der Naturwissenschaften in Siebenbürgen
20.00 Uhr: Abendessen (fakultativ)

Samstag, 7. Oktober
10.00 Uhr: Dr. Markus Lörz (Leitender Kurator, Siebenbürgisches Museum Gundelsheim): Das Museum als öffentliche Bildungseinrichtung. Die Stiftung Samuel von Brukenthals und die Geschichte der Museumspädagogik in Europa zwischen Bildungsideal und Sendungsbewusstsein
10.45 Uhr: Prof. univ. Dr. Ioan Opriș: Grundsätzliche Themeninhalte und Hauptrichtungen in der Museografie Rumäniens im 20. und 21. Jahrhundert
11.30 Uhr: Prof. Dr. Reinhard Johler (Direktor des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft und Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Universität Tübingen): Ethnographische Museen ein ostmittel-europäischer Museumstyp? Zur Geschichte und Gegenwart volkskundlicher Museen
12.15 Uhr: Prof. i. R. Dr. Konrad Vanja (ehem. Direktor des Museums Europäischer Kulturen – SMB, Berlin): Nationale Sammlungen, internationale Vernetzung. Wege nach Europa. Das Beispiel des Museums Europäischer Kulturen Berlin
13.00 Uhr: Dr. Matthias Henkel (Embassy of Culture; Zentrum für Audience Development (ZAD) am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Freien Universität Berlin): Zwischen Dokumentation, Interpretation und (Re-)Präsentation. Das Museum als politischer Ort.
13.45 Uhr: Mittagspause
15.15 Uhr: Monica Vlaicu M. A. (Friedrich Teutsch-Begegnungs- und Kulturzentrum der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien): Das Teutsch-Haus – Ort der Begegnung, des Bewahrens und Erinnerns nach der Aussiedelung der Siebenbürger Sachsen.
16.00 Uhr: Dr. Ernest Oberländer-Târnoveanu (Generaldirektor des Historischen Nationalmuseums Rumäniens/MNIR, Bukarest; Präsident der nationalen Kommission für Museen und Sammlungen Rumäniens)
16.45 Uhr: Heidrun König (Museumsleiterin des Landeskirchlichen Museums, Hermannstadt): Sakrale Kunst im Museum. Beispiel Schönberger Astkreuz.
17.30 Uhr: Abschlussdiskussion
18.00 Uhr: Stadtführung Hermannstadt
20.00 Uhr: Abendessen (fakultativ)

Sonntag, 8. Oktober
10.00 Uhr: Studienexkursion, Avrig/Freck (fakultativ)

Konferenzsprachen sind Rumänisch und Deutsch mit Simultanübersetzung.
Tagungsort: Muzeul Național Brukenthal, Casa Albastră, Piața Mare 4-5, 550163 Sibiu/Hermannstadt, Rumänien
Die Veranstaltung wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Schlagwörter: Brukenthalmuseum, Siebenbürgisches Museum, Symposium, Hermannstadt

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