27. Oktober 2018

Die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek und die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft

Gerne möchte ich den Lesern der Siebenbürgischen Zeitung mit spannenden Geschichten Vergnügen bereiten, Geschichten über Liebe und Tod. Die Tätigkeiten der Stiftungsgremien geben das aber leider nicht her. Wir tun unsere Arbeit im Stillen und im Vertrauen aufeinander. Ungeachtet dessen erleben auch wir Freude und Leid bei unserer Tätigkeit. Wir freuen uns z.B., wenn wir eine gute Anlagemöglichkeit finden, und ärgern uns, wenn die Erträge sinken.
Freude bereitet es uns auch, wenn wir den Förderbetrag für das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv erhöhen können, wir sind aber sehr betrübt, wenn wir ihn, wie seit 2017, kürzen müssen.
Außerordentlich groß wäre unsere Freude, wenn das Stiftungsvermögen die nötige Größenordnung hätte, um mit den Erträgen alle Personal-, Miet- und Nebenkosten begleichen zu können, unabhängig von Schwankungen der Wirtschaft und der Finanzmärkte. Das ist unser gestecktes Ziel. Wir sind ziemlich sicher, dass vielen Menschen, die uns bisher beim Aufbau des Stiftungsvermögens unterstützt haben, diese Emotionen auch empfinden. Daraus jedoch eine spannende Geschichte für alle Mitglieder unserer Gemeinschaft zu stricken, ist mir unmöglich. Ich kann nur mit nüchternen Argumenten aufwarten, um Sie, liebe Leser, davon zu überzeugen, dass es für den Erhalt unserer Identität ein sehr wichtiger Faktor ist, unser „geschichtliches und kulturelles Gedächtnis“ in Gundelsheim zu pflegen und zu bewahren. Was für einzelne Personen die festgehaltenen Lebenserinnerungen und ein Testament sind, stellen für unsere gesamte Gemeinschaft die in Gundelsheim aufbewahrten Unterlagen dar. Diese Unterlagen dokumentieren unsere Vergangenheit und die Gegenwart, sind aber auch unser Vermächtnis für kommende Generationen. Wir alle sollten diese Zeugnisse unseres Daseins schätzen und schützen.

Jedes von Menschen geschaffene Werk muss gepflegt und gewartet werden, wenn es Bestand haben soll. Das wissen wir aus eigener Erfahrung, aber auch die vielen Ruinen zeigen es uns. Es gilt selbstverständlich auch für die Zeugnisse unserer Geschichte und Kultur. Pflege, Wartung, Auswertung und Schutz unserer Zeugnisse benötigen nicht nur einen sicheren klimatisierten Ort, sondern auch geschultes Fachpersonal. Ehemals kümmerten sich vor allem das Archiv der Nationsuniversität in Hermannstadt und die Kirchenarchive um diese Arbeit. Finanziert wurden diese aus Kirchensteuern und anderen Abgaben. Hier und heute ist das nicht mehr so. Es bedurfte einer anderen, auf Dauerhaftigkeit ausgelegten Möglichkeit der Finanzierung. Es bot sich die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung an. Grund dafür waren die vielen Vorteile einer Stiftung für die Gemeinschaft:
• Sie ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Das Vermögen muss erhalten bleiben.
• Sie ist steuerlich begünstigt.
• Sie beruht auf freiwilligen Zuwendungen und nicht auf lästigen Abgaben.
• Jeder kann sich gemäß seiner finanziellen Lage und seinem Zugehörigkeitsgefühl zur sächsischen Gemeinschaft daran beteiligen.
• Personen ohne natürliche Erben können die Stiftung testamentarisch besonders effektiv stärken.
• Ersparnisse, die nicht dringend benötigt werden, können der Stiftung als zinslose Darlehen zur Verfügung gestellt werden. Bei Bedarf wird der Nominalwert zurück überwiesen.
• Ist das Stiftungsvermögen einmal groß genug, kann die Werbung um Zuwendungen beendet werden. Anderenfalls könnten auch neue Fördermöglichkeiten wahrgenommen werden, z.B. Stipendien u.a.

In den Jahren seit der Gründung der Stiftung haben sich viele Menschen an deren Aufbau beteiligt. Die überwältigende Mehrzahl davon hat sich öffentlich dazu bekannt, denken wir doch nur an die in den „Mitteilungen aus dem Siebenbürgen-Institut“ veröffentlichten Spenderlisten, an die in der Siebenbürgischen Bibliothek und auf unserer Internetseite ausliegende Stiftertafel, an die mit einer Urkunde ausgezeichneten Personen und an die dreizehn Gründer der namensgebundenen Unterstiftungen. Ob öffentlich oder anonym, ob bereits Spender oder nicht, unsere Bitte geht an alle Mitglieder unserer Gemeinschaft: Beteiligen Sie sich bitte an der Vollendung des Vermögensaufbaus. Etwa die Hälfte des Weges haben wir hinter uns. Im Herbst nächsten Jahres werden wir das zwanzigjährige Bestehen der Stiftung (Webseite: www.stiftung-siebenbuergische-bibliothek.de; IBAN: DE75 3846 2135 0211 0290 13) begehen. Schön wäre es, wenn wir die zweite Hälfte schneller durchschreiten würden.

Hatto Scheiner

Schlagwörter: Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, Schloss Horneck, Gundelsheim

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