18. Januar 2019

Ein Leben für die Goldschmiede- und Emailkunst: Agnethlerin Ilse Fabritius 96-jährig verstorben

Viele Landsleute werden Ilse Fabritius noch in guter Erinnerung haben – vom Pfingsttreffen in Dinkelsbühl, wo sie ihre Schmuckstücke, die Bockelnadeln, ausgestellt hatte, oder auch von den Agnethler Treffen. Am 27. Februar 1923 in Agnetheln geboren, ging sie schon mit 21 Jahren, im letzten Kriegsjahr, nach Leipzig, um dort die Kunstgewerbeschule zu besuchen. Ostdeutschland sollte fortan für lange Zeit ihre zweite Heimat werden.
Über mehrere berufliche Stationen wie Leipzig, Halle, Ribnitz an der Ostsee und Apolda ließ sie sich schließlich in Burg bei Magdeburg nieder. Den Gesellenbrief hatte sie inzwischen erhalten und arbeitete nun 20 Jahre in der Kirchengoldschmiede von Hans Adolf. Sie wurde dort sehr rasch zur wichtigsten künstlerischen Mitarbeiterin. Aus ihrer Hand entstanden viele Entwürfe und Arbeiten in Email und Gold für viele kirchliche Gegenstände wie Tabernakel, Monstranzen, Hostienschalen, Bischofsringe u.a.

Trotz der großen Entfernung und etlicher Schwierigkeiten, ein Visum für Rumänien zu erhalten, fuhr sie jedes Jahr nach Agnetheln, um ihre Eltern zu besuchen und war sich ihrer siebenbürgischen Abstammung stets bewusst. Die politische Situation in Ostdeutschland machte es für sie jedoch zunehmend schwieriger, nach Hause nach Siebenbürgen zu reisen oder zu ihrer Schwester nach Wien bzw. zu ihrem Bruder, der sich bereits 1966, im Gründungsjahr, in Drabenderhöhe niedergelassen hatte. Nach vielen Jahren gelang es ihr endlich, im Rahmen der Familienzusammenführung eine Ausreise nach Westdeutschland zu ihrem Bruder nach Drabenderhöhe zu erreichen.
Ilse Fabritius (1923-2018) ...
Ilse Fabritius (1923-2018)
Leider war die berufliche Situation im Westen für sie nicht ideal. Ihr Talent und Können hatte sie jedoch im privaten Bereich „ausleben“ können und so, wie oben erwähnt, Bockelnadeln sowohl in Gold als auch in Silber hergestellt, die bei Kennern in ganz Deutschland bekannt und gefragt waren. Im Laufe der Jahre ließ zu ihrem größten Bedauern ihre Sehkraft sehr stark nach, so dass sie leider nicht mehr imstande war, weitere feine Arbeiten zu machen. Sie hätte noch so viele Ideen und Pläne für besondere Schmuckstücke gehabt. Bis zuletzt empfand sie die nahezu ganz verlorene Sehkraft als größten Verlust. Im September 2016 entschloss sie sich, nach Rimsting in das Siebenbürgerheim zu ziehen, wo sie am 21. November 2018 im 96. Lebensjahr überraschend verstarb. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in Wien im gemeinsamen Grab mit ihrer Schwester Margarete Stof, geborene Fabritius.

Ilse Fabritius hatte ein langes und künstlerisch erfülltes Leben und war zudem vielen Menschen eine selbstlose Hilfe in schwierigen Lebenssituationen. So betreute sie ihren Bruder Heinrich Fabritius und dessen Frau in Drabenderhöhe liebevoll bis zu deren Tod. Diejenigen, die sie gekannt haben, werden sie sehr vermissen.

Dr. Sigrid Fiebrich-Stof

Schlagwörter: Fabritius, Nachruf, Agnetheln, Goldschmied, Kunst, Dinkelsbühl, Heimattag

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