30. März 2019

"Das Feuer oder Die Entrückten": Hans Bergel las in München

Am 20. Februar begrüßte Renate Kaiser im Haus des Deutschen Ostens, München, den Schriftsteller Hans Bergel zu einer seit Längerem geplanten Literaturlesung. Sie zitierte dabei einige Stellen aus dem vor Kurzem erschienenen Buch „Horizonte. Über Hans Bergels literarisches Werk“ (Frank & Timme Verlag, Berlin, 280 Seiten, 2019, siehe Besprechung in der Siebenbürgischen Zeitung Online).
In dem neuen Buch äußern sich 20 Literaturwissenschaftler und -kritiker in 23 Beiträgen aus unterschiedlicher Sicht zum Werk des 93-Jährigen. So nennt z. B. die Berlinerin Renate Windisch-Middendorf Bergel den „Chronisten des 20. Jahrhunderts“, da in dessen erzählender Prosa immer der europäische Zusammenhang aufscheine. Der Heidelberger Markus Fischer streicht Bergels „virtuose Beherrschung aller Sprachregister“ heraus und bezeichnet den Roman „Die Wiederkehr der Wölfe“ als „europäischen Zeitroman“ etc.
Hans Bergel bei einer Lesung im Münchner Haus des ...
Hans Bergel bei einer Lesung im Münchner Haus des Deutschen Ostens im Februar diesen Jahres. Foto: Konrad Klein
Hans Bergel beugte sich dem Diktat des kommunistischen Regimes in seiner Geburtsheimat Rumänien nicht. Er bezahlte es mit dreimaliger Verurteilung zu Gefängnisjahren (1947, 1954, 1959). Er hörte nie auf, die eigene Vernunft und sein persönliches Verständnis der ethischen Norm als Maßstab seines Verhaltens anzulegen. Nicht zuletzt auch dafür verlieh ihm die Universität Bukarest im Jahr 2001 den Titel eines Dr. h.c.

Im Haus des Deutschen Ostens (HDO) las Hans Bergel das Kapitel „Das Feuer oder Die Entrückten“ aus dem in Arbeit befindlichen Roman „Finale“, dem dritten Band einer Romantrilogie, in der die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert erzählt wird. Das Kapitel schildert in erschütternder Darstellung die Auflösung: die Vernichtung eines deutschen Haushalts in Siebenbürgen während der kommunistischen Herrschaft. Unter dem Titel „Begegnungen – Wiederbegegnungen“ hingegen erzählt Bergel die Geschichte dreier versöhnlicher Wiederbegegnungen seines Lebens. Das Publikum füllte den Doppelraum des HDO bis auf den letzten Platz, über 90 Literaturfreunde und Bergel-Verehrer waren gekommen. Sie dankten dem Autor mit „stehendem Beifall“. Renate Kaiser fasste abschließend den Dank in die Worte: „Ich spreche Ihnen, dem homo transilvanus, unser aller Bewunderung aus.“ Sämtliche ausgestellten Bücher Hans Bergels fanden Käufer.
Nach der Lesung: Hans Bergel im Gespräch mit ...
Nach der Lesung: Hans Bergel im Gespräch mit seiner Gattin und Heidrun Negura vom Schlossverein (von rechts). Foto: Oswald Kessler
Die Veranstaltung wurde dankenswerterweise aus Mitteln des Bayerischen Ministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.

Renate Kaiser

Schlagwörter: Hans Bergel, Lesung, HDO, München

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