3. Januar 2022

Für Freunde der leichten Muse

Darf man vorstellen? Hier kommt das neueste Buch von Heinrich Heini (die namentliche Ähnlichkeit mit einem berühmten Dichter ist natürlich rein zufällig), das er „Das kleine ABS der Scherzdichtung“ genannt hat, wobei A für Anekdoten, B für Bonmots und S für Satiren steht. Wie der Titel verspricht, enthält es lustige Sprüche, witzige Gedanken und – wie es sich für eine richtige Satire gehört – Spottgedichte über die Mächtigen und Prominenten.
Heini, der Erfinder von Herrn Siegerius, einer fiktiven Figur, die als Sprachrohr des Autors fungiert, möchte mit seiner „Scherzdichtung“ etwas Humor in den vom grauen Herbst und Corona gekennzeichneten Alltag bringen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedient sich der 1947 in Hermannstadt geborene Satiriker verschiedener für das Genre typischer Stilmittel wie Über- oder Untertreibung, die das Erzählte lächerlich oder gar absurd erscheinen lassen. Er legt sich mit Personen und Institutionen an und übt dabei Kritik, indem er Fehler und Schwächen unserer Gesellschaft aufzeigt und anprangert.

Sprüche namhafter Schriftsteller oder geistiger Vorbilder verändert er nach Gutdünken, so dass manch klassisches Zitat auf einmal komisch wirkt: „Die Grätenfrage: Herr Ober, hat dieser Fisch auch welche?“ So ist es auch das Sinnfreie oder der Nonsens, die sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehen, Wortkreationen oder Sinnumkehrungen, die eine neue Perspektive eröffnen: „In einer Wachstumsfuge von Bach trafen sich ein Osteoblast und ein Osteoklast und veralberten ihre Muhme, die Osteoporöse.“

Er spielt auf satirische Art mit dem Schein und tatsächlichen Sein der Dinge, trifft mit seinen Pointen ins Schwarze und tobt sich bei Themen wie etwa der Berichterstattung in den Medien oder dem „Gendern“ auch mal richtig aus. Er hinterfragt philosophische Entwürfe und psychologische Erkenntnisse, bohrt hier und da in die Tiefe, lotet aus, nimmt aufs Korn und umschifft mit einem zwinkernden Auge so manchen Fallstrick. Denn an der Ironie scheiden sich bekanntlich die Geister. Heini nimmt in seiner Dichtung nämlich kein Blatt vor den Mund. So könnte ein besonders feinfühliger Leser bei manchen Witzen die Grenze des guten Geschmacks als überschritten ansehen oder einige Gags als etwas zu derb empfinden. Denn bei seinen Scherzen orientiert sich der Autor an dem bekannten Ausspruch Kurt Tucholskys, dass Satire alles darf, auch das, was nicht gefällt.

In Zeiten, in denen sich Comedy-Sendungen im Fernsehen wachsender Popularität erfreuen, setzt Heini auf ein Publikum, das einiges gewöhnt ist und viel vertragen kann. Und diesem will er einen neuen und schärferen Blick auf die Dinge und Ereignisse präsentieren, die unser gesellschaftliches Leben bestimmen. Wie bei einem Kaleidoskop, das man nur schütteln muss, um durch die Linse ein verändertes Bild zu betrachten, stellt Heini Buchstaben und Wörter um, ordnet sie anders ein und verleiht ihnen so einen neuen Sinn.

Wer gerne mit Sprache spielt, kommt hier auf seine Kosten. Für Fans von Parodien und Glossen ist das Buch auch lesenswert. Denn wem der Schalk im Nacken sitzt, fällt immer etwas ein, um die Menschen zum Lachen zu bringen. Aber Vorsicht: „Satire ist kein Zuckerwatteschlecken im Streichelzoo unserer Gesellschaft!“

Bettina Ponschab



Heinrich Heini: „Das kleine ABS der Scherzdichtung. Anekdoten Bonmots Satiren“, 187 Seiten, ISBN 978-3-754324349, ist im Juli beim Verlag BoD – Books on Demand, Norderstedt, erschienen. Es kostet 15 Euro. Bestellen kann man das Buch in jeder Buchhandlung oder mit persönlicher Widmung beim Autor unter der E-Mail-Adresse: heinrich.hoechsmann [ät] gmail.com.

Schlagwörter: Besprechung, Satire, Humor

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