29. Januar 2022

Der Schlossverein geht nach der Startphase in den Regelbetrieb

Vor rund sieben Jahren wurde der Verein Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V. gegründet. Nach dem großen Kraftakt zum Kauf und Umbau des Schlosses widmet er sich nun seinen langfristigen Aufgaben: den laufenden Betrieb des Schlosses zu sichern, siebenbürgische Kultur zu fördern und internationale Begegnungen zu ermöglichen. Mitwirkende sind herzlich willkommen.
Schloss Horneck mit Komturei im Winter	Foto: ...
Schloss Horneck mit Komturei im Winter Foto: Marcel Tschamke
Wir kaufen ein Schloss, das schon lange mit unserer Gemeinschaft verbunden ist, bauen es um und betreiben es als Siebenbürgisches Kultur- und Begegnungszentrum. So lässt sich die Vision auf den Punkt bringen, mit der 2015 der Verein Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V. vom Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. ins Leben gerufen wurde. Das historische Bauwerk in Gundelsheim beherbergt schon seit Jahrzehnten das Siebenbürgische Museum und das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv. Die Existenz und die Zukunft dieser wichtigen Institutionen auf Schloss Horneck zu sichern, war und ist das Hauptmotiv für den Kauf und den Betrieb des Schlosses.

Startphase von Bauarbeiten geprägt

In den Jahren nach der Vereinsgründung lag der Fokus ganz auf dem Bauwerk. In einer groß angelegten Spendenaktion warb der Verband der Siebenbürger Sachsen rund 1,4 Millionen Euro von privaten Spendern und siebenbürgischen Institutionen ein, um das Gebäude aus der Insolvenzmasse des bisherigen Trägervereins zu erwerben. Weitere 5,3 Millionen wurden für den Umbau aufgewendet – hauptsächlich aus öffentlichen Zuwendungen, Darlehen und Spenden. Die Einrichtung und Ausstattung der Innenräume wurden komplett aus Spenden bestritten.

Diesen gewaltigen Kraftakt seiner Anfangsjahre hat der Schlossverein unter der Leitung von Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch erfolgreich gestemmt: Heute erstrahlt das Schloss in vollem Glanz. Gäste können im neuen Schlosshotel feiern, tagen und übernachten. Aus Spenden wurde das Projekt „Siebenbürgen im Schlosshotel“ finanziert. Es umfasst die gesamte Innenausstattung des Schlosshotels und erfüllt eine zentrale Auflage der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien: den Besuchern von Schloss Horneck siebenbürgische Kultur nahe zu bringen. Die Zimmer und Gemeinschaftsräume tragen von Spendern ausgesuchte siebenbürgische Ortsnamen; das Erdgeschoss beherbergt ein Besucherzentrum. Frisch erstellte, eindrucksvolle Themenwände informieren über die Industrie-, Weinbau- und Musikgeschichte sowie Raketenpioniere – alles umgesetzt durch Spenden und ehrenamtliche Arbeit. Bald soll im Treppenhaus eine weitere Themenwand, den Karpaten gewidmet, hinzukommen.

Gemeinnützigkeit als roter Faden

Mit dem vorläufigen Ende der Bauarbeiten steht für den Schlossverein die nächste Etappe an. Glichen die vergangenen Jahre eher einem Sprint, geht es jetzt an den Marathon: „Es gilt, den laufenden Betrieb zu sichern und das neu entstandene Kulturzentrum mit Leben zu füllen, indem wir Besucher anziehen und attraktive Veranstaltungen anbieten“, sagt der im Oktober 2021 neu gewählte Vorstandsvorsitzende Helge Krempels.
Im Zuge des Projektes „Siebenbürgen im ...
Im Zuge des Projektes „Siebenbürgen im Schlosshotel“ wurde Schloss Horneck mit mehreren Themenwänden ausgestattet – so wie diese hier zur siebenbürgischen Industriegeschichte. Veranstaltungen wie die Kulturwochenenden bringen den Gästen die siebenbürgische Kultur nahe.
Im Unterschied zur Umbauphase bekommt der Schlossverein für die laufende Bewirtschaftung des Kultur- und Begegnungszentrums keine öffentliche Förderung. Er muss sich finanziell selbst tragen. Durch alle Aktivitäten zieht sich der rote Faden der Gemeinnützigkeit: Der Schlossverein darf primär weder Vermögen anhäufen noch laufende Gewinne erzielen. Vielmehr muss er sparsam wirtschaften und eingenommene Gelder und andere Mittel stets zeitnah für den satzungsgemäßen Zweck aufwenden. Alle 14 Vorstandsmitglieder arbeiten rein ehrenamtlich, unterstützt von Beratern und kooptierten Fachkräften. Auch die Baumaßnahmen wurden durch den Schlossverein komplett ehrenamtlich begleitet. „Ein externer Sachverständiger zur Kontrolle der Umbaumaßnahmen hätte uns alleine mindestens 150 000 Euro im Jahr gekostet, das konnten wir uns nicht leisten“, erklärt Dr. Axel Froese, der den Umbau ehrenamtlich über Jahre verantwortet hat und dem Vorstand angehört. Fest angestellt sind lediglich eine Sekretärin und eine Buchhaltungsfachkraft als Teilzeitkräfte sowie ein Hausmeister.

Verpflichtungen aus öffentlicher Förderung

Welchen Auftrag der Schlossverein zu erfüllen hat, ist klar festgelegt: „Wir haben für den Umbau eine Zuwendung über 2,78 Millionen Euro von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) auf Basis des Bundesvertriebenengesetzes § 96 und eines klar definierten Betriebs- und Marketingkonzepts bekommen. Wir haben uns verpflichtet, das Schloss mindestens 25 Jahre lang als internationales Siebenbürgisches Kulturzentrum zu betreiben – auf Basis der im Betriebskonzept festgelegten und gemeinsam mit den siebenbürgischen Institutionen vereinbarten Mieten“, erklärt Dr. Froese. Auch die 252 000 Euro, die das Landesamt für Denkmalpflege zum Umbau beigesteuert hat, beruhten darauf, das Kulturdenkmal Schloss Horneck zu bewahren und weiterzuentwickeln. Abweichungen vom Konzept könnten dazu führen, dass die Zuwendungen zurückzuzahlen sind.

In einem Betriebs- und Marketingkonzept, das 25 Jahre in die Zukunft reicht, hat der Schlossverein der BKM damals genau erläutert, wie er Schloss Horneck betreiben kann und will. „Wir müssen der BKM jedes Jahr einen Fortschrittsbericht vorlegen, in dem wir über den Betrieb und unsere kulturellen Veranstaltungen informieren“, berichtet Dr. Froese.
Siebenbürgisches Kulturzentrum Schloss Horneck ...
Siebenbürgisches Kulturzentrum Schloss Horneck e.V.
In dem Marketingkonzept sind die Zielgruppen definiert, an die sich das Kultur- und Begegnungszentrum wendet, darunter an erster Stelle die Siebenbürger Sachsen, aber auch Touristen sowie Seminarteilnehmer aus Wirtschaft und Kultur. Es enthält zudem kulturelle Konzepte und Aktivitäten, um die Zielgruppen anzuziehen und die siebenbürgische Kultur einer breiten Masse zugänglich zu machen. Das sind Auflagen der BKM, die der Schlossverein eigenständig zu erfüllen hat. „Unseren zahlreichen Spendern und privaten Förderern gegenüber stehen wir besonders in der Verantwortung: Die projektbezogenen, aber auch allgemeinen Spenden werden zweckkonform mit großer Sorgfalt ausgegeben und es wird darüber laufend berichtet“, so Heidrun Negura, die das Marketingkonzept verfasst und das Spendenprojekt initiiert hat.

Finanzielle Stabilität

Um die finanzielle Stabilität zu sichern, muss der Verein angemessene Mieteinnahmen von den siebenbürgischen Institutionen im Schloss bekommen. Diese Mieten der Institutionen wurden mit Einverständnis der BKM und der siebenbürgischen Institutionen als Basis des Betriebskonzeptes vorgelegt. Auch hier leistet der Schlossverein seinen Beitrag zur Gemeinnützigkeit: Die von den Institutionen gezahlte Miete ist um rund 15 bis 20 Prozent günstiger als jene, die sie am freien Markt gegenüber Dritten bezahlen müssten. Die Miete ist dadurch gesichert, dass beide Institutionen öffentlich gefördert werden – und zwar durch die BKM (Siebenbürgisches Museum) beziehungsweise anteilig durch das Land Baden-Württemberg und die bestehende Stiftung des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats (Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv). Weitere Einnahmen muss der Schlossverein aus der Verpachtung des Kultur- und Begegnungszentrums mit Seminarräumen und dem Festsaal erwirtschaften.
Nur mit diesen Einnahmen kann der Schlossverein seine laufenden Kosten decken. Dazu zählen die Darlehenszinsen für nicht geförderte Umbaumaßnahmen (35%), Personalkosten (20%), sonstige Vereinskosten (15%), Reparaturen und Instandhaltungen (10%), laufende Immobilienbewirtschaftungskosten (15%) sowie Rücklagen für nicht vorhersehbare Kosten (5%). In den nächsten fünf bis zehn Jahren müssen das Dach und die Fassade saniert werden – dafür fallen mindestens 1,5 Millionen Euro an. Hinzu kommen die Kosten für die kulturellen Veranstaltungen, die momentan nicht gefördert werden.

Hotelpächter sichert professionellen Betrieb

„Wir verwalten und managen insgesamt 4650 Quadratmeter Gebäudefläche“, beschreibt der Vorstandsvorsitzende Helge Krempels die laufende Herausforderung für den Schlossverein. Allein die Bewirtschaftungskosten für die 2500 Quadratmeter, die nicht von den Institutionen genutzt werden, belaufen sich auf zirka 75000 Euro jährlich. Ein ehrenamtlicher Verein könnte diese Aufgabe niemals stemmen – deshalb hatte der Schlossverein einen professionellen Betreiber mit Schwerpunkt Hotellerie gesucht und mit der Familie Pietralla gefunden. Der Hotelpächter bewirbt Schloss Horneck auch selbst und zieht weitere Zielgruppen an, vor allem Touristen, Geschäftsleute, aber auch Siebenbürger, die beispielsweise Geburtstage, Jubiläen oder Hochzeiten im Schloss feiern wollen. Seit das Schlosshotel im Juni 2021 nach der pandemiebedingten Schließung wieder eröffnet hat, steigen die Belegungszeiten ständig an. Rund ein Drittel der Gäste aus den vergangenen Monaten sind Siebenbürger Sachsen.

Im Dienst der Kultur

Auch wenn nun Profis das Hotel bewirtschaften, bleibt für den Schlossverein sehr viel zu tun – ganz im Sinne seiner Aufgabe, die siebenbürgische Kultur einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. „Wir planen kulturelle Veranstaltungen, sprechen Kulturschaffende an und leisten ehrenamtlich die gesamte Organisation“, berichtet Heidrun Negura.

Die Aufgabenliste für das Jahr 2022 ist lang. Sie umfasst etwa die Neugestaltung der Website, die Modernisierung der internen Kommunikation mit Teams und Cloud, Flyer und Rollups zu dem Projekt „Siebenbürgen im Schlosshotel“, die strukturelle und mediale Gestaltung von Touchscreens im Besucherzentrum, neue Ortsbroschüren und alles rund um die Anwerbung und Betreuung von Mitgliedern und Spendern. Der Schlossverein ist in den sozialen Netzwerken aktiv, informiert seine Mitglieder mittels Vereinsnachrichten und plant einen Newsletter für Interessenten. „In der freien Wirtschaft würden mindestens drei Personen in Vollzeit an einem solchen Projekt arbeiten. Umso mehr freuen wir uns über jede ehrenamtliche Verstärkung“, betont Helge Krempels.

Neue Mitglieder und Spender erwünscht

Damit die organisatorische und finanzielle Last auf möglichst viele Schultern verteilt wird, ist der Schlossverein sowohl auf seine Mitglieder als auch auf Spenden angewiesen. Die Mitgliederzahl ist von 34 Gründungsmitgliedern auf rund 150 Mitglieder angewachsen, Tendenz weiterhin steigend. „Sie alle haben zum gelungenen Umbau von Schloss Horneck beigetragen. Diese Erfolgsgeschichte wollen wir nun weiterschreiben – und suchen dafür weitere Unterstützer.

Heidrun Rau




Mehr Informationen rund ums Spenden und Unterstützen gibt es online unter www.schloss-horneck.de/spenden und telefonisch im Sekretariat bei Martina Handel, Telefon: (0 62 69) 4 27 56 19, E-Mail: info[ät]schloss-horneck.de. Spendenkonto: Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V.


VR Bank Dinkelsbühl eG
IBAN: DE21 7659 1000 0000 0313 13
BIC: GENODEF1DKV

Schlagwörter: Schlossverein, Schloss Horneck, Gundelsheim, Konrad Gündisch, BKM, Froese, Helge Krempels, Kulturzentrum, Siebenbürgische Bibliothek, Siebenbürgen-Institut, Siebenbürgisches Museum, Kulturrat, Negura

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