25. Mai 2024

Tiefgründig und heiter: Arbeiten des Hermannstädter Grafikers Helmut von Arz

Zur ersten Veranstaltung des diesjährigen Heimattages, der Midissage der Ausstellung „Tiefgründig und heiter. Der Grafiker Helmut von Arz“, waren viele Interessierte ins Haus der Geschichte Dinkelsbühl gekommen. Dessen Leiterin Ute Heiß zeigte sich in ihrer Begrüßung begeistert über die erneute vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgischen Museum Gundelsheim, und auch Dinkelsbühls Bürgermeisterin Nora Engelhard betonte in ihrem kurzen Grußwort die freundschaftlichen Bande zwischen der Stadt und dem Verband der Siebenbürger Sachsen. Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes, dankte für die Gastfreundschaft und machte auf die vielen tollen Ausstellungen aufmerksam, die während des Heimattages geboten würden. Dr. Markus Lörz, Kurator des Siebenbürgischen Museums, führte in die Ausstellung ein, die noch bis zum 16. Juni im Haus der Geschichte gezeigt und ab Herbst in erweiterter Form in Gundelsheim zu sehen sein wird. Seine Worte werden im Folgenden ungekürzt wiedergegeben.
Helmut von Arz: Stillleben, 1984, Aquarell, ...
Helmut von Arz: Stillleben, 1984, Aquarell, Siebenbürgisches Museum
Sehr geehrte Bürgermeisterin Engelhard, lieber Rainer Lehni, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, wieder ist ein Jahr vergangen und ich habe mich gefreut, dass ich auch in diesem Jahr eine Ausstellung des Siebenbürgischen Museums zusammen mit dem Haus der Geschichte Dinkelsbühl und dem Verband der Siebenbürger Sachsen gestalten durfte, die wir heute gemeinsam mit dieser Midissage feiern.

Wie im letzten Jahr sollte es dem schönen Anlass entsprechend etwas Heiteres, nicht allzu schwere Kost, werden und so ist auch nur einer der Anlässe für die Ausstellung ein trauriger. Sie erinnert nämlich daran, dass der Maler, Grafiker und Illustrator Helmut von Arz nun schon seit zehn Jahren nicht mehr unter uns ist. Sie zeigt uns aber auch, und dies ist meines Erachtens entscheidender, was für ein langes und erfülltes künstlerisches Schaffen ihm in seinen 84 Lebensjahren beschieden war.

So schlägt die Ausstellung einen weiten Bogen über sieben Jahrzehnte und zeigt den enormen Facettenreichtum des Künstlers sowohl in der technischen Umsetzung als auch in den Motiven seiner Werke.

Am Anfang stehen Grafiken aus den späten 1950er und -60er Jahren, die noch ganz dem damals in Rumänien geforderten sozialistischen Ethos verpflichtet sind und daher unter anderem Arbeiter darstellen. In der Gestaltung ging Helmut von Arz aber schon damals eigene Wege und entfernte sich, soweit dies möglich war, vom statuarisch heroisierenden Stil des Sozialistischen Realismus. Die Dynamik der Körper ist es vor allem, die er in den Vordergrund rückt. Deutlich wird dies am Motiv zweier schaufelnder Arbeiter, das er 1961-64 aus einer Zeichnung heraus in einem Linolschnitt und einer Radierung weiterentwickelt hat, was in der Ausstellung zu entdecken ist.

Nicht zuletzt um sich von der Pflicht der Schilderung der Kollektivarbeit lösen zu können, gewannen bald Porträts einen großen Stellenwert im Werk Helmut von Arz’ und behalten diesen durch sein ganzes Schaffen hindurch. Mal malerisch flächig, mal grafisch, nur auf die Konturlinien reduziert, schafft es der Künstler in seinen Zeichnungen das Wesen der dargestellten Personen einzufangen. Herauszuheben sind hier insbesondere die nachdenklichen Selbstporträts, gleichsam tiefgründige Spiegelungen einer empfindsamen Künstlerseele.

Nach der Übersiedelung in die Bundesrepublik Deutschland kamen zu diesen Porträts ebenso tiefgründige Tierdarstellungen hinzu. Hier begegnen uns etwa versonnen blickende Schimpansen und friedlich dösende Nashörner, die neben der psychologischen Tiefe aber auch den Sinn des Künstlers für ironische und humorvolle Schilderungen offenbaren. Letzterer zeigt sich auch und vor allem in seinen Buchillustrationen beispielsweise zu den Geschichten des Barons von Münchhausen oder zu Miguel de Cervantes’ „Don Quijote“.

Ab den 1970er Jahren widmet sich Helmut von Arz immer wieder sachlich ruhigen Landschaften, Straßenszenen und Interieurs, die meist ohne Menschen auskommen und dadurch stilllebenhaft tiefsinnig wirken.

Den Abschluss der Ausstellung bilden Skizzen, die den Entstehungsprozess seiner Werke verdeutlichen und so einen Bogen zurück zum Beginn jeden künstlerischen Schaffensprozesses schlagen.

Alle gezeigten Werke stammen aus einem Konvolut von über 600 Grafiken und Aquarellen, die das Siebenbürgische Museum 2015 aus dem Nachlass Helmut von Arz’ erhalten hat. Für diese großzügige Schenkung möchte ich an dieser Stelle nochmals der Familie von Arz herzlichst danken. Weiterhin gilt mein Dank den Kolleginnen und Kollegen hier in Dinkelsbühl, allen voran Ute Heiß, sowie Dagmar Seck vom Verband der Siebenbürger Sachsen für die wieder einmal tolle Zusammenarbeit und last but not least der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, die nicht nur die Ausstellung, sondern auch den Erhalt und die dauerhafte Bewahrung der Sammlung des Siebenbürgischen Museums fördert.

Nichtsdestotrotz sind wir in diesen wirtschaftlich wie politisch schwierigen Zeiten multipler Krisen dankbar für jede weitere Hilfe zum Erhalt siebenbürgischen Kulturguts in unserem Museum und daher darf ich Sie alle einladen: Werden sie Mitglied im Förderverein des Siebenbürgischen Museums, um unsere Arbeit direkt zu unterstützen!

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Schlagwörter: Heimattag 2024, Ausstellung, Helmut von Arz, Siebenbürgisches Museum

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