26. Juni 2022

Himmelwärts in Siebenbürgen: MonteverdiChor München auf Konzertreise

„Himmelwärts / Spre cer / A mennybolt felé – Europäische Chormusik zur Pfingstzeit“. Unter diesem dreisprachigen Motto stand die Konzertreise des MonteverdiChors München unter der Leitung seines Dirigenten Konrad von Abel vom 3. bis 13. Juni durch Siebenbürgen. „Himmelwärts“ bezog sich dabei zunächst einmal auf das musikalische Programm mit Werken in allen drei in der Region gesprochenen Sprachen, Deutsch, Rumänisch und Ungarisch. Das Motto passte aber auch sehr gut zu den Empfindungen und Erlebnissen der Sängerinnen und Sänger in einer für die meisten bisher unbekannten Region im Herzen Europas angesichts der Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Siebenbürger aller drei Sprachen, der faszinierenden, gen Himmel strebenden Kirchenburgen oder der am Horizont sichtbaren Berge des Karpatenbogens.
MonteverdiChor auf dem Turm der Kirchenburg in ...
MonteverdiChor auf dem Turm der Kirchenburg in Birthälm. Foto: MonteverdiChor/Irene Bärtle
Die Rundreise begann am 3. Juni in Hermannstadt. Die europäische Kulturhauptstadt des Jahres 2007 erwies sich als perfekter Startpunkt der Reise. Mit ihren mittelalterlichen Gassen, Türmen und Kirchen wirkt die Stadt besonders pittoresk und sehr lebendig. Zentraler Blickpunkt der Altstadt ist die nach längerer Renovierung erst kürzlich wiedereröffnete evangelische Stadtpfarrkirche mit dem markanten Fünfknopfturm. Am Abend des 4. Juni durfte der MonteverdiChor hier sein erstes Konzert geben. Eine besondere Ehre war es dann, am darauffolgenden Sonntag gemeinsam mit dem Hermannstädter Bachchor den feierlichen Pfingstgottesdienst mitzugestalten. Die Gesamtleitung der hierfür vereinigten Chöre übernahm der Leiter des Bachchors Jürg Leutert, an der Orgel spielte seine Ehefrau Brita Falch Leutert.

Nach einem kurzen gemeinsamen Imbiss und intensivem Austausch mit den Mitgliedern des Bachchors ging die Reise weiter nach Karlsburg (Alba Iulia). Hier gab der Chor am späten Nachmittag sein zweites Konzert in der beeindruckenden spätromanischen römisch-katholischen Michaelskirche. Vor dem Konzert blieb noch Zeit für eine kurze Besichtigung der Altstadt in der im charakteristischen Vauban-Stil errichteten Zitadelle.

Bereits am gleichen Abend steuerte der Chor mit der Universitätsstadt Klausenburg die größte Stadt Siebenbürgens an. Der Vormittag des 6. Juni begann mit einer äußerst informativen, kenntnis- und anekdotenreichen Stadtführung durch Prof. Dr. Wilfried Schreiber, dem Vorsitzenden des Klausenburger Deutschen Forum. Während der Führung zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Klausenburgs erzählte Schreiber einiges über die Geschichte, Kultur und Eigenheiten der Stadt. Die dafür eingeplanten zwei Stunden vergingen dabei wie im Flug. Gerne hätte man noch länger zugehört. Das nächste Konzert des MonteverdiChors München fand dann am Abend in der nahe des zentralen Piața Unirii gelegenen evangelisch-lutherischen Kirche statt. Eine besondere Freude war dabei die Begegnung mit dem örtlichen Chor Viva la Musica unter seinem Leiter Prof. Francisc Mureşan. Die Motette „Psalmul 123“ des Hermannstädter Komponisten Marţian Negrea sangen beide Chöre gemeinsam. Prof. Erich Türk spielte an der im Jahre 2021 frisch renovierten und auf drei Manuale erweiterten Walker-Orgel Präludium und Fuge C-Dur von Johann Sebastian Bach.

Die nächste Etappe der Reise war am 7. Juni Neumarkt am Mieresch, eine Stadt mit wieder gänzlich anderem Charakter, deren Charme sich vielleicht erst auf den zweiten Blick erschließt. Zu nennen sind hier unter anderem der prachtvolle Kulturpalast oder das fast orientalisch anmutende Rathaus. Konzertort war die evangelische-reformierte Kirche in der Burg, ein besonders geschichtsträchtiger Ort. Hier wurde 1559 die erste Siebenbürgische Synode abgehalten, ein Meilenstein bei der Einführung der Reformation in Siebenbürgen.

Am 8. Juni ging es dann weiter in die entzückende Kleinstadt Mediasch, in der wir von der Kirchenmusikerin Edith Hajnalka Toth besonders herzlich empfangen wurden. Das Konzert fand in der gotischen Margarethenkirche mit ihrem charakteristischen schiefen Trompeterturm statt. Zwischen den beiden Programmteilen spielte Edith Hajnalka Toth an der Orgel.

Unser nächstes Konzert fand am 9. Juni in der faszinierenden Kirchenburg Birthälm statt, die seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Sie besticht neben ihrer beeindruckenden äußeren Gestalt auch durch ein prachtvolles Inneres. Zwischen den beiden Konzertteilen spielte Kantorin Liv Müller zwei Werke an der Orgel. Nach dem Konzert lud Pfarrer Ulf Ziegler den Chor zu einem original siebenbürgisch-sächsischen Essen ein. Zahlreiche anekdotische Erzählungen über die Menschen in Birthälm ermöglichten einen tieferen Einblick in die lokale Kultur.

Auf dem Weg nach Schäßburg gab es noch einen kurzen Abstecher nach Malmkrog. Hier führte uns Pfarrerin Angelika Beer durch die Kirchenburg mit ihrem eindrucksvollen Freskenzyklus. Am späten Abend erreichte der Chor dann schließlich Schäßburg. Die seit 1999 zum Unesco-Welterbe zählende pittoreske Altstadt erinnert ein bisschen an ein nach Siebenbürgen versetztes Rothenburg ob der Tauber. Nach einer ausgiebigen Besichtigung der Stadt am nächsten Tag ging es dann nachmittags im Wortsinn „himmelwärts“ zum höchsten Punkt der Stadt, zur gotischen Bergkirche. Hier fand am Abend des 10. Juni das nächste Konzert des MonteverdiChors statt. Zwischen den beiden Programmteilen spielte Theo Halmen an der Orgel.

Am späten Abend erreichten wir mit Kronstadt ein weiteres bedeutendes Zentrum Siebenbürgens. Nach sieben Konzerten in sieben Tagen kam der konzertfreie Tag am 11. Juni den Sängerinnen und Sängern durchaus gelegen. So war ausgiebig Zeit zur Besichtigung Kronstadts mit seiner monumentalen Schwarzen Kirche, dem alten Rathaus und den zahlreichen Bürgerhäusern. Die freie Zeit wurde unter anderem dazu genutzt, die Zinne mit dem fantastischen Blick auf die Stadt zu besteigen. Bei einem kleinen Abstecher nach Tartlau sorgte Prof. Ursula Philippi für eine sehr spannende und informative Führung durch die stark befestigte Kirchenburg.

Am Sonntag, dem 12. Juni, durfte der MonteverdiChor zunächst den Konfirmationsgottesdienst der Honterusgemeinde in der Schwarzen Kirche in Kronstadt mitgestalten. Am Nachmittag folgte das achte und letzte Konzert der Reise, ebenfalls in der imposanten Schwarzen Kirche. Sowohl im Gottesdienst als auch im abschließenden Konzert spielte der Kantor und Organist Dr. Steffen Schlandt an der Buchholz-Orgel der Schwarzen Kirche, der größten Orgel Siebenbürgens.

Nach einem Abstecher zum orthodoxen Klosterkomplex Sâmbăta de Sus führte die Reise am Abend des 12. Juni dann wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück, nach Hermannstadt. Nach einem letzten Abend und Vormittag in der mittlerweile schon vertrauten Stadt hieß es dann am 13. Juni schon wieder Abschied nehmen von Siebenbürgen.

Naturgemäß lässt sich eine kulturell und historisch so vielfältige Region wie Siebenbürgen in zehn Tage nur sehr oberflächliche kennenlernen. Dennoch haben diese zehn Tage bei allen Sängerinnen und Sängern einen tiefen Eindruck hinterlassen und den Wunsch geweckt, auf jeden Fall wiederzukommen. Ein herzlicher Dank gilt dem Goethe-Institut und dem Bayerischen Musikrat für die großzügige Förderung der Konzertreise des MonteverdiChor München nach Siebenbürgen.

Michael Wanner


Livestream: Montevederi Chor München live aus der Schwarzen Kirche in Kronstadt

Schlagwörter: Chor, München, Konzertreise, Siebenbürgen, deutsch-rumänische Beziehungen, Musik

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