28. April 2001

Pädagoge Hans Mieskes mit Bundesverdienstkreuz geehrt

Für sein pädagogisches Gesamtwerk und sein vielfältiges Engagement zugunsten der Siebenbürger Sachsen hat der Erziehungswissenschaftler Professor Hans Mieskes das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik erhalten. Oberbürgermeister Manfred Mutz überreichte dem 86-Jährigen die hohe Auszeichnung des Bundespräsidenten Johannes Rau am 5. April bei einer Feier im Stadtrat zu Gießen.
In seiner Laudatio wies Alfred Müller-Fleischer, Vorsitzender der Kreisgruppe Würzburg der Landsmannschaft, auf das vielseitige ehrenamtliche Engagement, die wissenschaftlichen Leistungen und Mieskes’ besonderes Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft hin. Was der siebenbürgische Forscher im Bereich des Erziehungswesens und als systematischer Aufarbeiter neuester Erkenntnisse von der Pädagogik des Kindes bis hin zu jener des alten Menschen geschaffen habe, erfreue sich höchsten Ansehens in Deutschland. Zu den vielen öffentlichen Ehrungen, die Mieskes erfuhr, gehöre auch der siebenbürgisch-sächsische Kulturpreis 1983. in der Verleihungsurkunde hieß es: „Mit Hans Mieskes wird einer der erfahrensten und über die Grenzen Deutschlands hinaus geachteten Erziehungswissenschaftler geehrt, dessen lebenslanges Wirken auch dem siebenbürgisch-sächsischen Geist inmitten der deutschen Kultur Geltung verschaffte“. Trotz aller politischen Wirren und historischen Umbrüche sei er den Siebenbürger Sachsen stark verbunden geblieben, und seine über 400 wissenschaftlichen Veröffentlichungen ließen die Nähe zu seiner Herkunft deutlich erkennen, betonte Müller-Fleischer.
Hans Mieskes wurde am 17. Februar 1915 in Zeiden im Burzenland geboren. Nach Besuch der Honterusschule in Kronstadt absolvierte er das Evangelisch-theologische Lehrerseminar in Hermannstadt, 1935, studierte Erziehungswissenschaften, Theologie und Psychologie in Jena, wo er auch promovierte (1941) und sich auch habilitierte (1946). Er arbeitete als Assistent des berühmten Professors Peter Petersen, war stellvertretender Leiter von dessen international bekannter Forschungsschule (Jenaplan) und nach dessen Tod 1952 auch Institutsleiter. In den Jahren 1948 bis 1956 entwickelte er eine umfangreiche Praxis in der von ihm gegründeten „Abteilung für Wissenschaftliche Erziehungsberatung und Pädagogische Therapie“ in Jena. Als amtierender Professor beendete der schaffensfreudige Wissenschaftler noch ein vollständiges Medizinstudium, das er – zwei Jahre nach seiner Flucht in den Westen – 1958 in München mit dem Staatsexamen abschloss. Nach Stationen in Göttingen und Bonn wurde er 1961 ordentlicher Professor für Pädagogik und Direktor des von ihm gegründeten „Erziehungswissenschaftlichen Seminars und Instituts für pädagogische Forschung“ in Gießen. Ebenfalls dort baute er das „Sportwissenschaftliche Institut“ und den Studiengang „Haushalts- und Ernährungswissenschaften“ auf.
Zudem gilt Mieskes als Nestor der pädagogischen Hilfsmittel, der Geragogik, der Pädapathologie und anderer pädagogischen Disziplinen, die er methodisch und von der wissenschaftlichen Systematik her begründete. Oberbürgermeister Mutz, der die hohe Auszeichnung an den Siebenbürger überreichte, hatte selbst bei ihm studiert.
1965 war Mieskes Mitbegründer der „Stephan Ludwig Roth Gesellschaft für Pädagogik“, die den vielen ausgesiedelten Lehrern die moderne Pädagogik nahe brachte. Der Zeidner leitete jahrelang die erwähnte Gesellschaft und hielt als Redakteur der Schriftenreihe „Tradition und Fortschritt“ die Welt der Siebenbürger fest. Viele Jahre lang beriet Mieskes den Bundesvorstand der siebenbürgischen Landsmannschaft und erarbeitete ein Grundsatzprogramm seiner in der ganzen Welt verstreuten Landsleute.

S. B.

Schlagwörter: Pädagogik, Zeiden

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