16. Mai 2023

Neues aus dem Siebenbürgen-Institut: „Transsilvania“ wurde 1846 in Mühlbach gesungen

Die Freude war groß, als das Siebenbürgen-Institut nach dem Umbau von Schloss Horneck einen zusätzlichen Raum und zwei neue Rollanlagen bekam, eine für die Bibliothek und eine für das Archiv. Endlich wieder Platz! ­Inzwischen wurden jedoch einige Nachlässe und Bücherspenden abgegeben, die nun in Kartons verpackt die Archiv-Regale füllen und geduldig auf ihre Bearbeitung warten. Und der Aufruf der Institutsleitung an die Leser dieser Zeitung, mit dazu beizutragen, dass das gesamte Schrifttum Siebenbürgens in der Siebenbürgischen Bibliothek zusammenkommt, blieb auch nicht ohne Folgen. Unzählige Pakete voller Bücher und Dokumente trafen ein. Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die dem Aufruf gefolgt sind!
Liedtext von „Transsilvania“. Foto: Hanne ...
Liedtext von „Transsilvania“. Foto: Hanne Schnabel
Da jedoch inzwischen fast alle der gespendeten Bücher bereits im Bibliotheksbestand enthalten sind, beginnen die Dubletten nun auch schon die letzten freien Regalböden der neuen Bibliotheks-Rollanlage zu füllen. Hin und wieder taucht dennoch das eine oder andere antiquarische Kleinod auf, das die Siebenbürgische Bibliothek noch nicht besitzt und das hilft, die eine oder andere Lücke im Bestand zu schließen. So wurde unlängst ein kleines gelbes Büchlein aus einem der wartenden Kartons zu Tage gefördert: „Den verehrten Mitgliedern des Vereins für Vaterlandkunde“. Dabei handelt es sich um eine Veröffentlichung anlässlich der Versammlung des Vereins für siebenbürgische Landeskunde im Jahre 1846 in Mühlbach, des Vereins also, in dessen Nachfolge der heute auf Schloss Horneck beheimatete Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) steht. Die Mitglieder des 1840 als „kleine Akademie der Wissenschaft“ in Mediasch gegründeten Landeskundevereins müssen sich jährlich jeweils in einer anderen Ortschaft getroffen haben, denn die bereits in der Bibliothek vorhandenen Veröffentlichungen aus dieser Zeit zeigen, dass die Vereinsversammlung 1844 in Hermannstadt und 1847 in Großschenk stattfand. Erschienen sind sie in Hermannstadt, bei Martin Hochmeister.

Veröffentlichung anlässlich der Versammlung des ...
Veröffentlichung anlässlich der Versammlung des Vereins für siebenbürgische Landeskunde im Jahre 1846 in Mühlbach. Foto: Hanne Schnabel, Siebenbürgische Bibliothek Gundelsheim
Unter dem Titel „Vaterländische Gesänge“ wurden in den Büchlein die Texte der Lieder veröffentlicht, die während der „Abend-Unterhaltungen“ gemeinsam gesungen wurden. In den meisten Fällen sind auch die Textdichter und die Melodie, nach der sie zu singen waren, angeführt. Anno 1846 in Mühlbach wurde z.B. „Transsilvania“ gesungen, es werden jedoch weder der Verfasser der Zeilen noch die Melodie genannt.

Franz Obert veröffentlichte später den Liedtext als Gedicht in seinem 1861 in Hermannstadt erschienenen „Deutschen Lesebuch“ und schrieb es Friedrich Krasser zu. Da es nicht sehr bekannt sein dürfte, im Anschluss der vollständige Text.

Noch ein Hinweis in eigener Sache: Am Pfingstwochenende in Dinkelsbühl können im Katholischen Pfarrzentrum wieder Dubletten der Siebenbürgischen Bibliothek erworben werden.

Hanne Schnabel




Transsilvania

Kennst du das Land
Von Gottes Hand
Zum Paradies erkoren,
Wo blutig roth
Nach Schlacht und Tod
Die Freiheit ward geboren.
Kennst du es wohl, ist dir’s bekannt?
Es ist mein theures Vaterland!

Chor:
Nach dir nun sehnt mein Herz sich ja,
Du freie Transsilvania!

Kennst du die Höhn,
Wo holde Fee’n
Einst sieben Burgen bauten,
Die stolz und kühn
Durch Eichengrün
Ins Land herniederschauten.
Kennst du es wohl …

Chor:
Nach dir nun sehnt mein Herz sich ja,
Du schöne Transsilvania!
Kennst du die Flur
Es ist ja nur
Die Einzige hiernieden,
Wo vom Geschick
Das wahre Glück
Den Menschen ward beschieden!
Kennst du es wohl ...

Chor:
Nach dir nun sehnt mein Herz sich ja,
Du theure Transsilvania!

Kennst du das Land,
Wo Herz und Hand
Nur freier Liebe fröhnet,
Wo Sittsamkeit
Die zücht’ge Maid
Den keuschen Jüngling krönet.
Kennst du es wohl …

Chor:
Nach dir nun sehnt mein Herz sich ja,
Du treue Transsilvania!

Kennst du das Land
Wo Rang und Stand
Die Menschen wenig scheiden,
Wo weder Knecht
Nach Herrngeschlecht
Der freie Geist mag leiden.
Kennst du es wohl …

Chor:
Nach dir nun sehnt mein Herz sich ja,
Du freie Transsilvania!

Schlagwörter: Siebenbürgen-Institut, Gundelsheim, Bibliothek, Lied

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Neueste Kommentare

  • 15.06.2023, 08:55 Uhr von Siebenbürgische Bibliothek: Gratulation, lieber Herr Klein! Das Gedicht "Transsilvania" stammt zwar tatsächlich aus der Feder ... [weiter]
  • 16.05.2023, 13:01 Uhr von Konrad Klein: Also, ich würde das Transsilvania-Gedicht am ehesten noch Johann Friedrich Geltch (1815-1851) ... [weiter]

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