5. Juni 2023

Föderation und Fotografie - Preisverleihungen 2023 in Dinkelsbühl

Drei Männer von jeweils fast bzw. über siebzig Jahren, Prominente in der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft, der Region Siebenbürgen und ihren Menschen eng verbunden, wurden im Rahmen der diesjährigen Preisverleihungen am Pfingstsonntag in Dinkelsbühl ausgezeichnet. Die prämierten außerordentlichen Leistungen betreffen die Bereiche der Minderheiten- und Netzwerkpolitik, der Fotografie sowie der Foto- und Bildgeschichte.
Der Vorsitzende des Kulturpreisgerichts, Georg Aescht, begrüßt die Festgemeinde in der Sankt-Pauls-Kirche, die Vertreter der verleihenden Verbände und Organisationen, die Preisträgerinnen und Preisträger sowie ihre Laudatoren, unter den Gästen namentlich die Botschafterin von Rumänien in Berlin, Adriana Stănescu, den Präsidenten des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabritius, die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin von Mittelfranken, Christa Naaß, den Bundesvorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Vorsitzenden der Föderation der Siebenbürger Sachsen, Rainer Lehni, den Bundesobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Konsulent Manfred Schuller, die Präsidentin der Alliance of Transylvanian Saxons (ATS) in den USA, Denise Crawford, den Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), Dr. Paul Jürgen Porr, den stellvertretenden Vorsitzenden des Siebenbürgenforums, Radu Nebert, den Unterstaatssekretär im Departement für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens, Thomas Șindilariu.

Die musikalische Umrahmung gestaltete Theo Halmen an der Orgel mit anlassgerecht festlichen Kompositionen von Johann Gottfried Walther (1684-1748).

„Geschichtsbewusst denken und zeitgemäß handeln: DAS ist Jürgen Porr!“

Laut ihrem Statut verleiht die Föderation der Siebenbürger Sachsen den Ehrenstern „an Personen, die sich um die Belange der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen in besonderer Weise und über das Wirkungsgebiet eines Mitgliedsverbandes hinaus Verdienste erworben haben“. Dies treffe in besonderer Weise auf Dr. Paul Jürgen Porr zu, sagte Dr. Bernd Fabritius in seiner Laudatio. Der 1951 in Mediasch geborene Mediziner gehört zu den Gründern des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) und hat sich als Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen (1995-2013) und Vorsitzender des DFDR (seit 2013) durch sein leidenschaftliches Engagement außerordentliche Verdienste um die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen erworben.
Dr. Paul Jürgen Porr freut sich über den ...
Dr. Paul Jürgen Porr freut sich über den Ehrenstern der Föderation, links neben ihm sein Laudator Dr. Bernd Fabritius; ferner auf dem Gruppenbild die Vertreter der Mitgliedsverbände der Föderation, von links: Radu Nebert (Siebenbürgen), Denise Crawford (USA), Rebecca Horeth (Kanada), Manfred Schuller (Österreich) und Rainer Lehni (Deutschland). Foto: Christian Schoger
Sein unermüdlicher Einsatz und seine Leidenschaft für die Bewahrung und Weitergabe der siebenbürgisch-sächsischen Existenz haben ihn zu einem „wahren Vorbild“ gemacht, betonte Fabritius. Mit einer „beeindruckenden Lebensleistung“ habe er auf vielfältige Weise dazu beigetragen, das Erbe der Siebenbürger Sachsen zu bewahren und zu fördern. Seine tiefe Verbundenheit mit Siebenbürgen und seinen Menschen habe Porr in die Verantwortung von Ämtern mitgenommen zum Wohle unserer gesamten siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft. Eines der großen Verdienste des Preisträgers, so der Laudator, sei es, das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Gemeinschaft gestärkt zu haben – sowohl innerhalb als auch außerhalb des siebenbürgisch-sächsischen Kulturkreises; es kennzeichne ihn, „in seinen Bemühungen um den Erhalt der kulturellen Identität der Siebenbürger Sachsen in keiner Sekunde nachzulassen: Bewahren und weiterentwickeln, geschichtsbewusst denken und zeitgemäß handeln. DAS ist Jürgen Porr!“

Zu dessen herausragenden Verdiensten gehöre zudem die Förderung des kontinuierlichen deutsch-rumänischen Dialogs. Die deutschen Minderheiten in Rumänien seien „unsere Brücke in die Heimat“. Dr. Porr, seit 2008 Mitglied im Kreisrat in Hermannstadt, halte auf lokaler Ebene einen „pragmatischen Kontakt zu den politischen Parteien“; sein Augenmerk gelte dabei der Vorbereitung von Leitungspersonal, sowohl für die Sozialeinrichtungen, die sich um Senioren kümmern, als auch in Bezug auf den politischen Nachwuchs der Deutschen in Rumänien. Gleichzeitig setze er die Kontaktpflege zur Politik auf Landesebene fort, wo Porr „ständige Verbindung zum Parlamentsabgeordneten des Forums hält und in der Gemischten deutsch-rumänischen Regierungskommission die Angelegenheiten der deutschen Minderheiten in Rumänien vertritt. Wohlgemerkt, sowohl gegenüber der rumänischen Regierung als auch gegenüber der Regierung der Bundesrepublik Deutschland“. Sein Einsatz für eine bessere Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Rumänien sei beispielhaft und verdiene „unsere höchste Anerkennung“. Paul Jürgen Porr ist seit 2015 Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Rumäniens Anerkennung zeige sich nicht zuletzt in der Anwesenheit der Botschafterin Adriana Stănescu. „Sein bereits beruflich bedingtes humanitäres Wirken spiegelt sich in einem gesellschaftlichen Wertekanon, für den er zu jeder Zeit steht – vom privaten, über den politischen bis in den öffentlichen Raum. Ich möchte diese Haltung mit dem altmodischen Begriff des Vorbilds bewerten“, unterstrich Dr. Fabritius.

Der Beitritt des Siebenbürgenforums zur Föderation der Siebenbürger Sachsen Anfang der 90er Jahre verdanke sich insbesondere dem „Gespür des politisch denkenden Menschen Dr. Porr, der sich für das Zusammenwirken der heimatverbliebenen Landsleute mit der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen einsetzte“. In seine 18-jährige Amtszeit als Vorsitzender des Siebenbürgenforums fiel die Gründung eines Dialogausschusses aus Vertretern des Forums und der Evangelischen Kirche, aus Sicht des Laudators eine wichtige Initiative: „Politisch gesehen eine Stärkung des Forums, historisch ein Tribut an den Stellenwert von Kirche und Glaube bei den Siebenbürger Sachsen, gesellschaftlich schlicht eine Notwendigkeit.“

Der Ehrenstern der Föderation der Siebenbürger Sachsen sei „Ausdruck unserer tiefsten Dankbarkeit und Wertschätzung. Möge er Ihnen stets als Symbol für Ihre sächsische Treue und Ihre außergewöhnlichen Verdienste dienen und Sie daran erinnern, welch großartiger Beitrag Sie für die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft geleistet haben.“

„Diese Auszeichnung ist eine besondere Ehre für mich, für die ich mich ganz herzlich bedanke, die ich aber nur zum Teil verdiene“, räumte der Preisträger in seiner Danksagung bescheiden ein und verwies auf zuvor erbrachte Leistungen von Prof. Hans Klein, Volker Dürr und Dr. Fritz Frank. Diese hätten ebenso den Ehrenstern verdient.

Kulturjournalist, Wissensvermittler, Suchender und Perfektionist

Der dotierte Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis wird seit 1968 von den Verbänden der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und in Österreich verliehen. Mehr als 80 Persönlichkeiten wurde diese höchste Auszeichnung der Siebenbürger Sachsen bereits zuerkannt, in diesem Jahr den beiden Fotografen Martin Eichler und Konrad Klein. Am Vortag der Preisverleihungen hatten die beiden Preisträger in Vorträgen vor zahlreichem Publikum im Konzertsaal im Spitalhof spannende Einblicke in ihre Arbeit gegeben. Beim diesjährigen Heimattag wurden zudem die Fotoausstellung „Wahrnehmen – Bewundern – Bewahren“ von Martin Eichler sowie Konrad Kleins Ausstellung ,,Fotos, Objekte und Materialien zur siebenbürgischen Foto- und Bildgeschichte“ präsentiert.

Konrad Klein, so hält die Preis-Urkunde fest, „kann als der aktuell beste Kenner der siebenbürgischen Foto- und Bildgeschichte gelten. Als Fotograf dokumentiert er seit Jahrzehnten siebenbürgisch-sächsisches Geschehen. Als Sammler kann er zu nahezu jedem Ereignis ein Bild aus seinem Archiv zur Verfügung stellen. Als Kulturjournalist lässt er uns in zahllosen Artikeln und Aufsätzen, die insbesondere in der Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde sowie der Siebenbürgischen Zeitung veröffentlicht werden, an seinen Recherchen und Erkenntnissen über Maler, Zeichner, Fotografen, Architekten und andere Künstler oder Persönlichkeiten, aber auch über Kino- und Filmgeschichte teilhaben. Sein Standardwerk über Ansichtskarten, ‚Grüße aus dem Bärenland‘, ist unter seinen publizistischen Tätigkeiten ebenso hervorzuheben wie die (Mit-)Arbeit an mehreren Büchern, allen voran dem ‚Lexikon der Siebenbürger Sachsen‘.“
Der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreisträger ...
Der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreisträger Konrad Klein zeigt seine Auszeichnung; neben ihm die Vorsitzenden der den Kulturpreis verleihenden Verbände der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Rainer Lehni (links), und Österreich, Manfred Schuller. Foto: Christian Schoger
Der frühere Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster erwähnte eingangs seiner Laudatio die prägende familiäre Herkunft des am 6. Februar 1952 in Hermannstadt geborenen Preisträgers, der mütterlicherseits der Zeidner Lehrerfamilie Reimesch entstammt, zu der auch der Pädagoge und Sagensammler Friedrich Reimesch sowie der Publizist Fritz-Heinz Reimesch gehören. Konrad Klein absolvierte 1975 das Studium der Germanistik und Rumänistik in seiner Vaterstadt und studierte nach der 1979 erfolgten Aussiedlung Religionswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er unterrichtete 1982-1987 an der Realschule Herrsching und danach bis zur Pensionierung 2018 an der Realschule Gauting. In Gauting, im Süden von München, lebt er auch. Als Lehrer gab er gut 40 Jahre lang sein Wissen äußerst erfolgreich weiter, wie dem aus Anlass seines 70. Geburtstages von Dr. Konrad Gündisch verfassten Artikel in dieser Zeitung zu entnehmen ist (s. Das Selbstverständliche tun, als Lehrer und als Forscher: Konrad Klein zum Siebzigsten).

Neben der Pädagogik und siebenbürgisch-sächsischen Kultur ist die Fotografie die dritte und früheste Leidenschaft, der sich Konrad Klein seit seiner Schulzeit ohne Unterbrechung widmet. Wie der Laudator ausführte, wurden Kleins Fotografien schon seit den 1970er Jahren in der deutschsprachigen Presse Rumäniens, im touristischen Jahrbuch „Komm mit“ und in der Bukarester Zeitschrift Volk und Kultur veröffentlicht; dem Mitglied im Verband der Kunstfotografen in Rumänien wurden bereits Preise zuerkannt. 1974 stellte Konrad Klein erstmals aus und danach immer wieder, u. a. beim Heimattag 1993 in Dinkelsbühl unter dem Titel „Menschen, Augenblicke, Landschaften“. Von Hans Bergel als „Könner der Extraklasse“ geadelt, wurde Klein 1989 mit dem von der Siebenbürgischen Zeitung ausgelobten Fotografiepreis bedacht.

Da hatte er bereits den Wechsel von seiner Nikon FM zur Digitalfotografie vollzogen und sich zum Porträtfotografen entwickelt; als solcher sei er „eine Klasse für sich“, so Schuster. Seit dem Massenexodus 1990, der ihn anspornte, als „Chronist der letzten fünf Minuten einer ethnischen Existenz“ tätig zu werden, unternimmt Konrad Klein alljährlich Siebenbürgen-Fahrten, um in Bildern dokumentieren, „was noch festzuhalten ist von dem auseinanderbrechenden Gemeinschaftsleben und dem gefährdeten Kulturgut der Siebenbürger Sachsen. Mit wachem Auge nimmt er aber auch die Wandlungen und positiven Veränderungen wahr und fängt sie in seinen Fotografien ein.“

Darüber hinaus seien äußere Impulse ein bemerkenswerter Faktor für Kleins Wirken. Wenn es um Veröffentlichungen über Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen geht, leistet Konrad Klein als Mitarbeiter wertvolle fotografische Beiträge für Publizisten, Wissenschaftlern und Verlage. Schuster nannte exemplarisch Überblicksdarstellungen wie „Dorfleben der Siebenbürger Sachsen“, „Siebenbürgen-Führer“ und das „Lexikon des Siebenbürger Sachsen“ oder Werke zu Teilbereichen, z. B. „Kunst in Siebenbürgen“ (Walter Myß) oder zu einzelnen Personen, wie Fritz Balthes oder Adolf Schullerus. Druckreif sind der mit Konrad Gündisch erarbeitete Band „Bilder aus der Geschichte der Siebenbürger Sachsen“ sowie die von Ulrich Wien herausgegebenen Tagebücher von Friedrich Teutsch.

Gleichermaßen preiswürdig sei Kleins einzigartige Sammeltätigkeit im Bereich der Fotografie, aber auch seine dokumentarische und wissenschaftliche Arbeit, die weit über den Bereich der Fotografie hinausgehe, die bildende Kunst insgesamt umfasse. In den letzten 30 Jahren habe er einen ungeheuren Schatz an materialisierter Bildkultur samt dazugehörigen Informationen zusammengetragen und das Bildarchiv Konrad Klein aufgebaut – größtenteils analog. Klein „will vor allem Wissen vermitteln und daher serviert er, ein wandelndes Lexikon, sein Wissen eingängig, so, dass es sowohl das Auge als auch den Intellekt und die Emotion des Lesers anspricht.“ Dass sein geplantes „Lexikon zur Foto- und Bildgeschichte Siebenbürgens“ immer noch nicht erschienen sei, liege auch daran, „dass er ein Perfektionist ist, dass er noch immer auf der Suche ist: nach einem fehlenden Foto, einer fehlenden Jahresangabe oder der treffendsten Formulierung ...“. In seinem Fazit befand Schuster: „Auch wenn das Opus magnum noch aussteht: Konrad Klein, du bist ein Großer.“

In einer ausgreifenden Replik dankte der Geehrte dem Laudator für die „wohlüberlegt präzise, launige Darstellung“. Dank der Entscheidung des Kulturpreisgerichts sei er nun „in den sächsischen Olymp eigezogen“. Von dem ihm zustehenden Preisgeld werde er ein Drittel an das Teutsch-Haus in Hermannstadt und das zweite Drittel an das Siebenbürgen-Institut spenden; das verbleibende Drittel behalte er für das in Entstehung begriffene Lexikon.

Das „Bilduniversum“ eines „Wahr-Sehers“

Ebenfalls mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2023 ausgezeichnet wurde der Fotograf Martin Eichler. Über ihn vermerkt die Preisurkunde: „Martin Eichler bereist Siebenbürgen seit nunmehr 50 Jahren und hat in dieser Zeit das gesamte sächsische Siedlungsgebiet regelmäßig fotografisch dokumentiert. Sein 1985 gegründeter Bilderdienst Siebenbürgen, jetzt Bildverlag Martin Eichler, hat sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt, die schönen Seiten Siebenbürgens zu zeigen. Mit seinen opulenten Bildbänden, zahlreichen Ausstellungen und insbesondere den Bildkalendern, die er für Siebenbürgen überhaupt erst populär gemacht hat, gelingt ihm das seit Jahrzehnten bestens. Seine professionellen, detailreichen und ansprechenden Fotografien haben das Bild Siebenbürgens wesentlich und eindeutig positiv beeinflusst und die heutigen Sehgewohnheiten der Siebenbürger Sachsen maßgeblich mitgeprägt.“

Der Laudator, Michael Gross, hielt seine Rede bewundernswert frei und blieb dabei dem im Rollstuhl sitzenden Preisträger und dessen Gattin Friederike Eichler auf persönliche Weise achtsam zugewandt. Zunächst trug Gross vor, „wie der Nicht-Siebenbürger, der Mecklenburger zum Siebenbürger wurde“. Martin Eichler wurde 1954 im mecklenburgischen Bützow geboren. Er studierte Theologie in Rostock, danach Kommunikationsdesign und Fotografie in Darmstadt. Seit 1988 arbeitet er als Fotograf mit dem Schwerpunkt Architektur, Museums- und Reisefotografie. Die Initiation seiner Leidenschaft für Siebenbürgen, respektive dessen Städte, Landschaft, Kirchenburgen und Menschen reicht ins Jahr 1973 zurück, als der damals 19-Jährige an die bulgarische Schwarzmeerküste trampte. In den folgenden 50 Jahren sollte er mindestens einmal jährlich nach Siebenbürgen reisen. Den seinerzeitigen Theologiestudenten faszinierten die Menschen, die deutsch sprachen, offen waren für Begegnungen und sich in ihrer Kirche als Gemeinde begriffen und als Gemeinde lebten. In Neppendorf lernte Eichler den durchstrukturierten gemeindlichen Religionsunterricht kennen und in Hermannstadt die Jugendarbeit. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs sein „Bilduniversum, ein Archiv fast unermesslichen Ausmaßes“. Wie Gross weiter ausführte, wagte Eichler nach dem Umzug nach und dem Studium in Darmstadt den Schritt in die Selbständigkeit und gründete den eigenen Verlag. 1986 kam der erste Kalender heraus, das Motto lautete: „Wir zeigen die schönen Seiten Siebenbürgens“. Ab 1993 folgten viele Ausstellungen. Als Nicht-Siebenbürger habe Eichler „uns Siebenbürgern die Welt Siebenbürgens“ nähergebracht und sie darüber hinaus auch anderen erschlossen. „Dafür danken wir dir von Herzen.“ Er habe „die schönen Seiten Siebenbürgens nicht in einer oberflächlichen Weise“ gezeigt, sondern als Ausdruck seiner persönlichen Annäherung: „Du hast mehr gesehen, mehr erschaut als die meisten.“
Martin Eichler nimmt den Siebenbürgisch ...
Martin Eichler nimmt den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis entgegen von Bundesobmann Manfred Schuller (links) und dem Bundesvorsitzenden Rainer Lehni. Foto: Christian Schoger
Der Laudator warf die Frage auf nach dem Eigentümlichen von Eichlers „Bilduniversums“ unter Heranziehung des Ausstellungstitels „Wahrnehmen – Bewundern – Bewahren“. Dieser Dreiklang sei mehr als nur ein Wortspiel, so Gross. Im Bewahren und Wahrnehmen stecke das Wort „wahr“, „kurz und bedeutungsschwer“: „Wahrnehmen ist Sehen im Blick auf Wahrheit. Wahr sehen.“ Entsprechend habe Eichler Bilder gesucht und gefunden, dieses „Wahr-Sehen“ offenbare sich auch in seinen Bildern von Kirchen und ihrem Verfall. So zeigt und vermittelt sich dem Betrachter das, „was noch zu erhalten und zu bewahren war“; so schärft sich der Blick auf das, „was bewahrt zu werden würdig ist“. In der Mitte des Dreiklanges stehe das Bewundern, und das könnten die Siebenbürger Sachsen. An dieser Stelle war es dem Laudator ein besonderes Anliegen, Friederike Eichler in persönlicher Ansprache zu danken: „Wo Martins Name genannt werden wird, und er wird noch genannt werden, darf dein Name nicht fehlen.“ Eichlers Gattin habe zu dessen Lebenswerk maßgeblich beigetragen, sei es als Ehefrau, als begleitende Kritikerin, durch Mitarbeit in der Verlagsführung. Daher dankte Michael Gross „euch beiden“. Martin Eichler dankte seinem Laudator „von ganzem Herzen“, dem Preisgericht und nachdrücklich der an seiner Seite stehenden Gattin Friederike. Diese Auszeichnung sei gerade für ihn als gebürtigen Mecklenburger eine besondere Ehre. Eichler dankte überdies allen Menschen, die ihm dabei geholfen hätten, „diesen Bilderschatz zu erstellen“.

Zum Abschluss der 90-minütigen Preisverleihungen applaudierte die Festgemeinde allen Akteuren, den Ausgezeichneten, ihren Laudatoren wie auch dem Musiker.

Christian Schoger

Schlagwörter: Heimattag 2023, Preisverleihungen, Porr, Klein, Eichler

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